Chaos-Tage

Kommentar

13.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:30 Uhr

Noch einmal 200 Flüge, die ausfallen müssen, weil die Piloten fehlen, und die Bemühungen um einen Weiterverkauf von Air Berlin können eingestellt werden. Zwei Chaos-Tage liegen hinter der insolventen Fluggesellschaft. Sie haben nicht nur viel Geld gekostet, sondern auch vorhandenes Rest-Vertrauen bei den Kunden zerstört.

Auf potenzielle Investoren wirkt das alles sicherlich abschreckend.

Mag die Verunsicherung in der Belegschaft auch erheblich sein: Mit ihrem wilden Streik leisten die Piloten sich und ihren Kollegen in der Kabine, beim Bodenpersonal und in der Verwaltung in jedem Fall einen Bärendienst. Sie riskieren, dass die Situation außer Kontrolle gerät, vorhandene Werte wie die lukrativen Start- und Landerechte zerstört werden. Das Geld aus dem von den Steuerzahlern finanzierten 150-Millionen-Euro-Kredit wäre in diesem Fall wohl futsch.

Auch wenn hinter den Kulissen die Verhandlungen über einen Sozialplan nicht nach Wunsch verlaufen sind: Es gibt genügend Alternativen zu Massen-Krankmeldungen, die es ermöglichen, Protest auszudrücken. Jetzt wäre Solidarität unter den Beschäftigten gefragt. Noch besteht schließlich die Chance, viele der Arbeitsplätze zu erhalten, wenn auch nicht unbedingt zu den bisherigen Konditionen.

Mit massivem Druck unter anderem seitens der Bundesregierung ist es gestern wohl gelungen, die Zahl der Krankmeldungen wieder deutlich zu reduzieren und so eine Rückkehr zum geregelten Flugbetrieb zu ermöglichen. Die jüngste Zuspitzung zeigt, dass es im Gläubigerausschuss, der im Bieterverfahren entscheidet, keine längere Hängepartie mehr geben darf, sondern rasch Klarheit für alle Beteiligten geschaffen werden muss. Sonst drohen böse Überraschungen.