Neuburg
Chaos auf der Polizeiwache

Die Woazenbuam überzeugen mit ihrem neuen Stürck das Premierenpublikum

10.11.2014 | Stand 02.12.2020, 22:01 Uhr

Das ist der absolute Brüller im ersten Akt: Statt Trinkgeld bekommt der Heiratsschwindler (Alex Strauß) von Oma Tilli Nüsse direkt in den Mund. Deren Herkunft erfährt er später: Sie liebt Ferrero Rocher, aber nur die Schokolade.. - Foto: Hammerl

Neuburg (DK) Leicht hat er’s nicht, der neue, junge Dienststellenleiter Armin Klug. Denn auf der „Polizeiwache 007“ geht es drunter und drüber.

Mit ihrem neuen Stück gelingt es Spielleiter Günter Bollinger mit den Neuburger Woazenbuam einmal mehr, den Nerv des Publikums zu treffen. „Bodenkosmetikerin“ Erna Krawuttke - eine Paraderolle für Angela Faller - putzt schwarz auf dem Polizeirevier und nimmt auch mal Telefonate an. Horst Bollinger alias Oberkommissar a. D. Ottokar Greifer geht leicht verwirrt, mit Stock und Rollator auf Verbrecherjagd und Oberwachtmeister Ernst Huber (liebenswert unbeholfen: Uwe Reichert) entpuppt sich aus Sicht seiner Dauerverlobten, der Pensionswirtin Palmine Soft (macht sich gut als mit dem Nudelholz bewaffnete Furie: Franziska Kirschner) als Heiratsverhinderer. Was zwar moralisch verwerflich, aber immerhin legal ist. Im Gegensatz zu den Machenschaften des Heiratsschwindlers Hasso Graf (überzeugend als Charmeur: Alex Strauß) alias Harald Latschenkiefer, der unter anderem die gute Seele des Polizeireviers, Käte Meise (einfach nett: Anika Walter), zu einer Kreditvertragsunterzeichnung zu überreden sucht. Dass er sie um den Finger wickelt, verschafft Zugang zum Revierschlüssel und ermöglicht eine nächtliche Spritztour in die Dienststelle. Was ihm schlecht bekommen soll. Es soll Fälle geben, in denen die Zelle des Polizeireviers die letzte und beste Zuflucht ist..

Den meisten Szenenapplaus aber heimsen Melanie Rößler als Oma Tilli und Horst Bollinger als ehemaliger Dienststellenleiter Ottokar Greifer ein. Einfach genial, wie Rößler den klapprigen Gang, die zittrige Hand, die den Stock hält und die krächzende Stimme der Alten auf die Reihe bringt, ohne jemals aus der Rolle zu fallen oder selbst lachen zu müssen. Da reicht beinahe schon der Auftritt allein, um das Publikum zu erheitern. Und dann erst Ottokar! „Morgen, Männer“ grüßt er knapp in bestem militärischen Ton. „Morgen, Chef!“, antworten seine Ex-Kollegen. Ottokar glaubt, der Bulle von Tölz zu sein, wechselt kurzfristig zu Kobra und Derrick: „Harry, hol den Wagen“. Köstlich auch seine Überlegungen, was er wohl früher mit Oma Tilli gemacht haben könnte? Da war doch was..

Die fasst klar in Worte, was die anderen bestenfalls denken: „Der hat doch nicht mehr alle.“ Schließlich wollte sie weder eine Vergewaltigung noch einen Diebstahl anzeigen, sondern nur ihre Kaffeedose mit Ersparnissen und das Tafelsilber vorbeibringen. Aufbewahrt wird es während ihrer Reise im Waffenschrank, wo auch die Kamera zur Spurensicherung ihr Dasein fristet. Der Schlüssel zum Waffenschrank? Befindet sich entweder in einer Schreibtischschublade oder steckt praktischerweise im Schloss. Da kann der neue Dienststellenleiter nur schlucken, schafft es aber recht schnell, Oberwachtmeister Heinz Wimpel (Franz Specht) vom Gulaschkoch im Unterhemd in einen respektabel angezogenen Polizisten zu verwandeln und ein bisschen Struktur in den Laden zu bringen. Andrea Mahlo darf sich als zickige Molly Storch austoben, die Ottokar beschuldigt, ihr mit seinem Rollator die Vorfahrt genommen und das Auto zerkratzt zu haben. Wilde Nudelholzjagd, schmalzige Szenen mit dem Heiratsschwindler, Situationskomik mit Ottokar – es ist allerhand geboten auf der Polizeiwache, die die Bühnenbildner Norbert Popp, Horst Bollinger, sowie Edwin und Reinhold Weiss liebevoll ausstaffiert haben, teils mit Originalplakaten. Das Kruzifix, das seit rund 20 Jahren in keiner Aufführung fehlen darf, fand heuer einen ganz besonderen Platz. Franz Josef Strauß und Ministerpräsident Seehofer durften in der Amtsstube nicht fehlen. Mit dem darüber platzierten Kruzifix erinnern sie an die Kreuzigungsszene – ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Mit reichlich Szenenapplaus zeigt das Premierenpublikum seine Begeisterung und auch am Ende gibt es kräftigen Applaus. Weitere Vorstellungen der „Polizeiwache 007“ finden am Freitag, 14. November, 20 Uhr, und am Samstag, 15. und 22. November, um 19 Uhr statt.