Ingolstadt
Café mit sozialer Ader

Im Neuburger Kasten gibt es eine Cafeteria, in der Menschen mit Benachteiligungen arbeiten

14.03.2016 | Stand 02.12.2020, 20:05 Uhr

Ein fröhliches Team: Zum Kaffee gibt es an diesem Tag frischen Kirschkuchen in der Cafeteria im Neuburger Kasten. Leiter Nico Scher (Mitte), Alwin Ott und Mitarbeiterin Sitem Uzer freuen sich auf viele Gäste. - Foto: Brandl

Ingolstadt (DK) Die Cafeteria im Neuburger Kasten in der Fechtgasse 6 ist nicht nur Treffpunkt für Gruppen und Vereine, die hier in gemütlicher Atmosphäre zusammenkommen. Sie agiert auch als Betrieb, in dem benachteiligte Menschen Arbeit finden können.

Derzeit beschäftigt das Café Personal aus sieben Ländern. Darunter Russland, Türkei, Vietnam und Bosnien. "Mehrheitlich handelt es sich dabei um Frauen, die wegen der Kindererziehung oder eines Bruchs in der Lebensgeschichte den Anschluss an das Arbeitsleben verloren haben", sagt Monika Stroetges, die im Café für die Personalbetreuung zuständig ist. Aber auch für Migranten mit Sprachdefiziten und Menschen mit mehrfachen körperlichen Behinderungen und Lernschwierigkeiten könne die Cafeteria eine Chance für den Wiedereinstieg in die Berufswelt sein. "Die Menschen haben hier einen Arbeitsplatz und erhalten die Chance zur Weiterqualifizierung", erläutert Karoline Schwärzli-Bühler das Konzept. Sie ist Geschäftsführerin der gemeinnützigen Einrichtung Arbeit + Leben Ingolstadt, die die Koordinierung der Arbeits- und Praktikumsplätze vornimmt.

Alwin Ott gehört zu denjenigen, die diese Chance ergriffen haben. Der 51-jährige Ingolstädter ist über einen Kurs des ESF (Europäischer Sozialfonds) in die Cafeteria gekommen, arbeitet dort seit September in der Küche und hilft bei der Essenszubereitung. Ein Bereich, in dem er reichlich Erfahrung mitbringt. "Ich habe schon in vielen Küchen mitgearbeitet", erzählt er. Für ihn ist die Stelle im Neuburger Kasten "herrlich, perfekt", sagt Ott. Sein Ziel? "Ich möchte eine Ausbildung zum Koch machen."

Nico Scher, der den Betrieb seit 1. Januar leitet, und Schwärzli-Bühler können aber noch von anderen Erfolgen berichten. So sei die Arbeit für Menschen mit Lernschwierigkeiten durch die Verknüpfung mit der Praxis eine Hilfe, die deutsche Sprache zu lernen. Andere würden mehr Selbstsicherheit erlangen. "Das ist, als würde ein Knoten aufgehen", sagt Schwärzli-Bühler. In einem Fall sei es sogar gelungen, eine Frau wieder in den ersten Arbeitsmarkt zu bringen. "Sie arbeitet jetzt in einer Schulküche", berichtet Stroetges.

Die Cafeteria hat von Montag bis Freitag von 10 bis 18 Uhr geöffnet. "Nach Absprache sind wir auch zu anderen Zeiten verfügbar", versichert Scher. Reservierungen für Familienfeste, Jubiläumsfeiern oder andere Veranstaltungen sind unter Telefon (0841) 96 77 599 oder (0171) 149 63 86 erwünscht. Es kann auch ein Catering-Service gebucht werden. Die Gäste können ab 12 Uhr aus einer teils ungewöhnlichen Mittagskarte wählen und den ganzen Tag über Kaffee und Kuchen bestellen. "Bei uns wird alles frisch zubereitet", verspricht Scher. Neben klassischer Hausmannskost wie Käsespätzle und Hackbraten finden sich auch mediterrane Gerichte und mitunter gewagte Kombinationen wie Gyros mit Knödeln. Hinzu kommen speziell auf Senioren abgestimmte Speisen wie Sülze oder Fischsemmeln. Neben älteren Leuten, die in der Cafeteria gerne zum Karten oder Schach spielen zusammenkommen, treffen sich dort auch Vereine wie der Deutsch-Polnische Kulturverein, der Kneipp-Verein und Seniorengruppen.