Buxheim
Buxheim ist Fairtrade-Gemeinde

Siegel am Sonntag feierlich verliehen – Erste Schritte reichen bereits 25 Jahre zurück

11.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:31 Uhr
Die Trommelgruppe Günter Raum ließ Rhythmen erklingen. −Foto: Kusche, Dagmar, EichstÃ?¤tt

Buxheim (EK) Der Landkreis Eichstätt kann sich über eine zweite „Fairtrade-Town“ freuen: Seit Sonntag darf sich Buxheim das Fairtrade-Siegel auf die Fahnen heften. Bei einem Festakt in der Grundschule Buxheim übergab Transfair-Kampagnenbotschafterin Elisabeth Krojer die Urkunde.

Jetzt steht Buxheim in einer Reihe mit Rom, San Francisco, London und Paris, wie Botschafterin Elisabeth Krojer sagte. Mit der Urkunde, die ihren Platz im Rathaus finden wird, ist der 3700 Einwohner zählende Ort als 494. Fairtrade-Gemeinde in Deutschland ausgezeichnet worden. Dabei macht es laut Krojer nur bei den Kriterien einen Unterschied, ob es sich um eine Gemeinde oder eine Stadt handele. Weltweit gebe es demnach inzwischen rund 2000 Städte in knapp 30 Ländern, die den Titel tragen – verliehen von unabhängigen Organisationen, die sich dem Fairen Handel verschrieben haben.

Mit großem Stolz zeichne sie die Gemeinde Buxheim aus, deren Kriterien zur Erlangung des Titels „mehr als erfüllt“ seien. Vor allem der hohe Umsatz des Buxheimer Weltladens und die große Unterstützung des fairen Handels durch Schule, Kindergarten, Frauenbund, Vereine sowie durch die örtlichen Geschäfte, Betriebe und Gastronomen habe sie sehr beeindruckt: „Die Fairtrade-Gemeinde Buxheim übernimmt nun nicht nur Verantwortung, sondern auch Vorbildfunktion für hoffentlich viele weitere faire Gemeinden und Städte“, sagte Krojer, nicht ohne den ehrenamtlich tätigen Initiatoren des Weltladens zu danken.

In ihrer Laudatio hob Elisabeth Krojer die große Bedeutung der Auszeichnung „Fairtrade“ hervor. „Unfaire Handelsbedingungen treffen weltweit vor allem die Menschen, die dafür zuständig sind, uns tagtäglich den Tisch zu decken“, sagte sie. Nur der faire Handel biete für diese Menschen stabile Mindestpreise, gleichberechtigte Entscheidungsmöglichkeiten und Sozialprämien, um ihre Lebensbedingungen zu verbessern. Der faire Handel sei zwar kein Allheilmittel, aber er trage vor allem dazu bei, die Situation der Kleinbauern weltweit zu stärken.

Der faire Handel, der in Buxheim schon seit 25 Jahren eine wichtige Rolle spielt, sei vor allem in den vergangenen zehn Jahren in Deutschland stetig am Wachsen, der jährliche Umsatz an Fairtrade-Produkten auf 1,3 Milliarden Euro gestiegen. Aber es gebe durchaus noch „Luft nach oben“, meinte Krojer: „Die Deutschen geben im Schnitt nur 13 Euro pro Jahr für Produkte aus dem fairen Handel aus.“

Buxheims Bürgermeister Peter Doliwa wollte das Fairtrade-Siegel nicht nur als Auszeichnung, sondern auch als Verpflichtung und Auftrag verstanden wissen, weiterhin global zu denken und lokal zu handeln. „Das Siegel soll Ansporn sein, viele weitere Anstrengungen für eine gerechtere Welt zu unternehmen.“ Doliwa dankte allen Initiatoren und Unterstützern des fairen Handels. Die Auszeichnung sei das Ergebnis einer beeindruckenden Gemeinschaftsleistung. Der Beschluss zur Bewerbung war im Juli 2016 auf Anregung des Weltladens einstimmig im Gemeinderat gefällt worden.

Abschließend blickte Weltladenmitarbeiterin Maria Breitenhuber auf die Entwicklung des fairen Handels in Buxheim zurück. Aus einem kleinen „Eine-Welt-Kreis“ sei schon vor rund 25 Jahren eine Gruppe engagierter Bürger entstanden, die sich zunächst auf Weihnachtsmärkten, später dann auch in Kindergärten, Schulen und bei Vereinen für Konsum und Verkauf fair gehandelter Produkte einsetzten. Im Oktober 2000 konnte ein kleiner Weltladen im Pfarrheim eröffnet werden. Inzwischen, sagte Breitenhuber, sei das Team auf 20 Mitarbeiter mit vielen kleinen und großen Unterstützern, allen voran auch die Gemeinde selbst, angewachsen. Ob Präsentkörbe, Geschenke, Gutscheine oder fairer Prosecco und Orangensaft bei Festen – faire Produkte seien inzwischen in der ganzen Gemeinde bekannt und beliebt. Namens des Weltladens sagte Breitenhuber: „Wir wünschen uns, dass die Idee des fairen Handels nun noch weiter in den Köpfen und Herzen der Menschen weiter wächst.“

Musikalisch wurde der Festakt gebührend mit Trommelklängen der Trommelschule Günter Raum und Musikstücken des jungen Duos Veronika Müller (Violine) und Peter Kostorz (Klavier) umrahmt.

KRITERIEN

Ein gutes Jahr ist vergangen – von der Diskussion über eine mögliche Bewerbung für dieses Siegel im Gemeinderat bis zur Verleihung der Urkunde. Fünf Voraussetzungen musste Buxheim erfüllen, um den Titel „Fairtrade-Town“ zu erhalten:

Bei seinen Sitzungen soll der Gemeinderat faire Produkte wie Kaffee und Gebäck konsumieren.

Gastronomie und Einzelhandel müssen faire Produkte anbieten.

Öffentliche Einrichtungen wie Schulen, Kindergärten und Vereine sollen regelmäßig faire Produkte konsumieren oder Veranstaltungen zum fairen Handel durchführen.

Eine siebenköpfige Steuerungsgruppe übernimmt die Koordination und Vorbereitung von Fairtrade-Veranstaltungen. Sie setzt sich zusammen aus drei Mitarbeitern aus dem örtlichen Weltladen – Maria Riek (zugleich Gemeinderätin), Elisabeth Graf und Gerda Bauer – sowie Dorothee Holl aus der katholischen Pfarrei, Karl-Heinz Zaruba als Vertreter der Wirtschaft, Dr. Antje Arnold vom AK Klima und Gemeinderat Christian Sengel.

Die örtlichen Medien berichten regelmäßig über Fairtrade-Aktivitäten. | ddk