Schon
Busserl zur Beförderung

08.11.2012 | Stand 03.12.2020, 0:51 Uhr

Schon gesehen? Oberhalb meiner Turmstube weht endlich wieder die bayerische Fahne. Was für ein hehres Gefühl! Mein Nachbar, der Dickmann-Hans, hat sich da ordentlich bei höchster Stelle dahintergeklemmt, sonst wäre das nichts mehr geworden. Gerade rechtzeitig ist sie noch gekommen.

Für mich ist 2012 nämlich ein ganz besonderes Jahr: Im November vor genau 230 Jahren hat mich seine Exzellenz, unser Hochwürdigster Herr Fürstbischof Johann Anton, zum Leutnant befördert. Eigentlich wäre es ja dann schon einmal wieder an der Zeit für die nächsthöhere Stufe: Oberstleutnant Lorenz Krach, hach, das tät schon gut klingen. . . Aber weil ja militärische Beförderungen heute grad so selten sind wie ein Meteoriteneinschlag, muss ich halt auch den Jahrestag des Leutnant-Ranges ordentlich feiern. So wie erst dieser Tage mein größter Fanclub in der Stadt, der Krach-Verein eine richtig große Sause im Stadtsaal gefeiert hat, mit hochedlen Gaumenfreuden.

Mich höchstselbst haben sie in den Stadtsaal eingeladen, als Ehrengast zum ersten Eichstätter Theaterball. Ein bisschen Angst hatte ich ja schon, als ich da reinkam. Plötzlich stand der Gangerla persönlich vor mir, mit glutroten Hörnern aus der „Walpurgisnacht“ entsprungen. Aber der wollte gottseidank nur gratulieren. Schließlich wird man nicht alle Tage Leutnant. Gut, dass die Beförderung eigentlich schon 230 Jahre her ist, haben wir an dem Abend mal ganz schnell unter den Teppich gekehrt.

Und dann habe ich wirklich Bauklötze gestaunt. Da musste ich doch glatt Orden verteilen, die mir der Schmidt-Florian in die Hand gedrückt hat. Meine tapferen Theatergrenadiere wurden einen Rang hochbefördert. Und was ist mit mir? Aber immerhin: Ein Leutnant, wie ich es bin, wurde an dem Abend keiner. Das muss schon ein Alleinstellungsmerkmal bleiben.

In ihr Handtäschchen gelacht hat dabei auch so manche Grenadierin, als sie vor den Augen ihres Göttergatten auf die Bühne geholt wurde und sich die Beförderung zum Korporal abholen durfte. Für die Mannsbilder, die da nur kopfschüttelnd zuschauen durften, hätte ich einen kleinen Trost anzubieten: Vielleicht erhascht der ein oder andere ja einen der heiß begehrten Faschingsorden. Da kann man sich dann ja gleich noch von einer der charmanten Prinzessinnen, die jetzt am Wochenende ihr Amt antreten, abbusseln lassen – und nicht von einem stoppelbärtigen Schlossleutnant.

Pfüat Gott, Ihr

Schlossleutnant

Lorenz Krach