Vohburg
Burj Khalifa unterm Dach

Walter Oberhofer hat hunderte Architekturmodelle aus Papier gebaut – nun werden sie erstmals ausgestellt

07.02.2014 | Stand 02.12.2020, 23:06 Uhr

 

Vohburg (PK) Er hat eigentlich ein „leichtes“ Hobby. Walter Oberhofer arbeitet mit Papier, mit bedrucktem Papier. Der in Vohburg lebende gebürtige Südtiroler bastelt damit Modelle der höchsten Gebäude der Welt. Das ist dann aber ganz und gar nicht leicht. Inzwischen stehen rund 400 davon in seinem Haus.

Oberhofer ist 39 Jahre alt, seine Frau Martina stammt aus Vohburg. Daher wohnt er schon gut zehn Jahre hier, zusammen haben sie eine Tochter. Oberhofer hat zuletzt immer dann gebastelt, wenn er Zeit fand. „Ich habe es mal überschlagen. Über 2500 Stunden habe ich in meine Modelle investiert.“ Der zeitliche Einsatz – „Da saß ich öfters bis Mitternacht“ – wird spürbar weniger, weil der Platz im Haus ausgeht.

Was aber nicht bedeutet, dass Oberhofer sein Hobby einstellt. „Ich werde das ein oder andere Gebäude sicher noch bauen. Schließlich geht in Asien und im Nahen Osten zurzeit gerade die Post ab, wenn es um hohe Gebäude geht.“ Oberhofer muss aber auch ergänzen: „Vorhandene Modelle werden noch aktualisiert, weil sie noch im Bau sind.“ Gut, dass seine Frau Martina und seine Tochter Alina ihn bei seinem Hobby unterstützen.

Richtig stabil sind die Modelle natürlich nicht. Es besteht immer die Gefahr, dass beim Falten, Vorritzen, Biegen oder Kleben etwas schief läuft und im schlimmsten Fall stundenlange Vorarbeit im Papierkorb landet: „Beim Basteln knickt man das Papier – so schnell kann man gar nicht schauen“, weiß Oberhofer. Er hat aber die Ruhe weg: „Das kommt bei mir selten vor.“

Weil das Dachstudio des Hauses inzwischen einem Museum gleicht, freut sich Oberhofer, dass seine Modelle demnächst ausgestellt werden in der Vohburger Mediathek, die im April eröffnet werden soll. „Das finde ich toll. Denn dort können viele Menschen die Modelle anschauen.“ Der Eintritt ist frei. Wer will, kann spenden. Denn Oberhofer unterstützt seit Jahren die Christoffel-Blindmission.

Die Modelle sind wie ein Who is Who der beeindruckendsten Gebäude der Welt: Burj Khalifa, Burj al Arab, Petronas-Tower, Empire State Building, CN-Tower, Olympiaturm München oder auch den Turning Torso in Malmö. Oberhofer hat sie alle gebaut. „Ich glaube, ich habe fast alle höchsten europäischen Gebäude und die höchsten und bekanntesten der Welt.“ Insgesamt hat er im Laufe der Jahre architektonische Höhepunkte aus über 40 Ländern nachgebaut. Aber Oberhofer baut nicht nur Gebäude. Modelle aus Luft- und Raumfahrt (zum Beispiel eine riesige Dornier Do X), sogar eine Weltkugel aus Papier, ergänzen das Angebot. „Insgesamt werden über 400 Modelle zu sehen sein“. Ein Schmuckstück: der Rover „Curiosity“ der NASA, der seit gut eineinhalb Jahren auf dem Mars im Einsatz ist. Apollo 11 hat Oberhofer natürlich auch im Repertoire.

Natürlich kann man sich fertige Bastelbögen im Internet bestellen. Aber Könner wie Oberhofer „produzieren“ ihre Bögen mittlerweile größtenteils selber. „Fotorealistisch“ sollen die Modelle sein – die Fassaden wirken also wie echt. Oberhofer fotografiert teilweise selber, bearbeitet die Fotos grafisch, berechnet Formen, Kanten, Ecken und Längen und druckt sie dann aus. Dann geht es ans Ausschneiden, Ritzen, Falten, Kleben. Dabei schwankt die Papierstärke zwischen 90 bis 120 Gramm/Quadratmeter. Ein gutes Beispiel für fotorealistisches Arbeiten ist die gotische Kirche von St. Georgen an der Ahr – seinem Südtiroler Heimatdorf. Sie ist nicht die einzige Kirche: „Die Frauenkirche in Dresden habe ich selber entworfen, die Semperoper auch.“ Die Bauzeit pro Modell reicht von „nur einigen“ Stunden bis hin zu 20 oder 30 Stunden.

Wenn Oberhofer nicht gerade bastelt oder Porträts zeichnet, spielt er in seiner Freizeit auch gerne Volleyball beim TV Vohburg. Nun freut er sich aber, dass seine Modelle demnächst in der Vohburger Mediathek präsentiert werden. „Dann können ganz viele Menschen das bewundern, was bei mir bislang auf dem Dachboden steht.“