Burgheim
Burgheim feilt an der Zukunft

Neuer Arbeitskreis soll eine Strategie für die nächsten Jahre entwickeln - Drei Schwerpunkte

26.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:54 Uhr
Der Ortskern, die Lebensqualität und das Gewerbe stehen im Arbeitskreis Markt.Strategie. Burgheim im Mittelpunkt. −Foto: Schmitt, Ralf, Burgheim

Burgheim (DK) Wie soll Burgheim in zehn Jahren aussehen? Wie in 20 oder gar in 50? Diese Fragen soll nun ein Arbeitskreis mit dem Namen Markt.Strategie.Burgheim beantworten. Zukunftskonzepte sind darin ebenso ein Thema wie völlig neue Wege. Schon bald soll es erste Ergebnisse geben.

Es geht darum, konventionelle Denkweisen abzuschütteln, ausgetretene Pfade zu verlassen und sich auf Neues einzulassen. Sicher ist: Bequem wird die Arbeit für die Mitglieder des vor wenigen Wochen ins Leben gerufenen Gremiums sicher nicht sein. Doch genau das will der Arbeitskreis auch nicht sein, stattdessen will er den Finger stets ein Stück weit in die Wunden der Marktgemeinde legen. "In manchen Dingen sind wir schon richtig gut", weiß Bürgermeister Michael Böhm, dennoch sieht er einige Bereiche, die vielleicht besser funktionieren könnten.

Wie das klappen kann, ist zunächst Aufgabe des zwölfköpfigen Gremiums, dem neben Böhm und seiner Verwaltungsleiterin Monika Basener eine bunte Mischung aus Politik und Wirtschaft angehört. Mit Helmut Meier, Rudolf Meßmer, Klaus Rössler und Sebastian Zitzmann sind vier Gemeinderäte dabei, dazu kommen Fachleute aus Burgheimer Unternehmen sowie Gemeindebürger, die bei Firmen in der Region in verantwortungsvoller Position tätig sind. Als "Treiber hinter der Idee", wie Böhm es formuliert, fungiert Herbert Fleischmann, der eine jahrzehntelange Erfahrung in der Wirtschaft mitbringt. "Uns geht es darum, ein Stück weit, den Blick aus den Unternehmen heraus mit dem der Gemeinde zu kombinieren", erklärt er.

Im Detail haben sich die Mitglieder der Gruppe drei Schwerpunkte vorgenommen. Dabei geht es um die Lebensqualität in der Marktgemeinde, um neue Gewerbekonzepte und um die Entwicklung des Ortskerns. Nächster Schritt soll eine Analyse der momentanen Situation sein. Und es soll um die Fragen gehen, was den Ort attraktiv macht und was Burgheim noch braucht. "Das Ziel ist eine umfassende Bestandsaufnahme zu all diesen Themen", erklärt Fleischmann, der auch die Nachhaltigkeit nicht außer Acht lassen will. "Burgheim hat gewisse Stärken, doch wir wollen auch wissen, welche Gefahren in der Zukunft drohen, und wie wir heute schon die Entscheidungen treffen können, um sie zu vermeiden." Das Problem: Viele Lösungsansätze berühren gleich mehrere Themenfelder. Wer also im Flächennutzungsplan einen neuen Standort für ein Gewerbegebiet sucht, muss auch bedenken, wo künftig Bauland entstehen soll.

Doch was genau soll eigentlich das Ergebnis der neuen Arbeitsgruppe sein? Darauf gibt es momentan eigentlich keine konkrete Antwort. Möglich sind neben klar formulierten Projekten samt Zeitplan für deren Umsetzung auch Denkanstöße für die Zukunft sowie planerische Maßnahmen, um die Voraussetzung für die kommenden Jahre zu schaffen. "Womöglich geht dieser Prozess auch in Richtung eines integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzepts", meint Böhm, der grundsätzlich erst mal nichts ausschließen will. Der Zeitplan für den Arbeitskreis ist allerdings recht ambitioniert. Noch im Frühjahr soll es zu den ersten drei Schwerpunkten einen Zwischenstand im Marktgemeinderat geben, voraussichtlich im Zuge einer Sondersitzung. Anschließend dürften bereits erste Handlungsansätze vorliegen.

Bei der Lebensqualität, darin sind sich die Beteiligten einig, sieht es gar nicht so schlecht in Burgheim aus. Die sogenannten weichen Standortfaktoren würden derzeit stimmen, "das ist wesentlich für die Arbeitgeber", so Fleischmann. Damit es aber so positiv bleibt, wollen er und seine Mitstreiter sich nicht auf dem Ist-Zustand ausruhen. "Da dürfen wir nicht einfach nur reagieren, sondern müssen von uns aus tätig werden", betont Böhm, der zur Lebensqualität auch den möglichen Nationalpark in den Donau-Auen zählt. Denn die Natur sei ein wesentlicher Standortfaktor für die Menschen, findet der CSU-Politiker.

"In manchenDingen sind wir schonrichtig gut."

Bürgermeister Michael Böhm

 

 

Umdenken will Böhm auch bei der Entwicklung von Gewerbegebieten, bei der die Gemeinde zuletzt eher schlechte Erfahrungen gemacht hat. Wie berichtet, ist das Areal Nordpark II buchstäblich ins Wasser gefallen, weil es in einem potenziellen Überschwemmungsgebiet liegt. "Jetzt müssen wir den Bestand untersuchen und alternativen prüfen", so der Bürgermeister. Fleischmann findet, dass sich die Gemeinde dabei unbedingt vom klassischen Raster verabschieden muss. "Denn wir haben den Verkehr auf der B 16, aber dort keine Flächen." Sein Lösungsansatz sieht daher vor, dass Burgheim verstärkt auf solche Firmen setzt, die keine gute Anbindung ans Straßennetz benötigen. Neben einem Ausbau des Glasfasernetzes soll auch das Thema Nachverdichtung im Gewerbe eine Rolle spielen. "Wir haben beispielsweise im ältesten Gewerbegebiet am meisten Leerstand", weiß Böhm. Warum das so ist, wird Teil der Fragestellung für den Arbeitskreis sein.

"Burgheim hat gewisse Stärken, doch wir wollen wissen, welche Gefahren in der Zukunft drohen."

Herbert Fleischmann, Mitglied des Arbeitskreises

 

Und schließlich steht noch der Ortskern auf der Agenda, in dem es alles andere als schlecht aussieht. Läden zur Grundversorgung, Dienstleister und Ärzte sind dort vorhanden - zumindest noch, wie die Verantwortlichen betonen. "Der Blick muss auch hier in die Zukunft gehen", so Fleischmann. "Die Frage muss sein, wie wir Leben in den Markt bekommen", betont Monika Basener. Denn oftmals wirke das Burgheimer Zentrum wie ausgestorben. Wie sich das ändern soll und wie Lösungen für die weiteren Themenfelder aussehen könnten, wird sich wohl in einigen Monaten zeigen.

Kommentar von Stefan Janda

Die Ziele der Verantwortlichen im Burgheimer Rathaus sind durchaus hoch gesteckt. Vielleicht sogar zu hoch, doch das ist auf dem Weg zu einer Zukunftsstrategie für die Marktgemeinde kein Problem. Es muss nicht alles funktionieren, was der neue Arbeitskreis - und in der Folge auch weitere Beteiligte - als Handlungsansatz sehen. Hauptsache ist, dass etwas passiert. Und dabei darf sich Burgheim in der näheren Umgebung durchaus als Vorreiter fühlen.

Gleichzeitig zeigt die Arbeit für eine zukunftsfähige Kommune den Bürgern, dass ihre gewählten Vertreter mit dem aktuellen Zustand nicht nur zufrieden, sondern an einer stetigen Entwicklung interessiert sind. Von Stillstand kann also keineswegs die Rede sein. Es soll vorwärts gehen. Weiter so!

Traurig ist hingegen, dass eine unüberwindbare bürokratische Hürde beim Gewerbegebiet Nordpark II als Initialzündung für den neuen Arbeitskreis dienen musste. Denn das Aus für eine unternehmerische Entwicklung ist einer Hochwassergefahr geschuldet, die aber faktisch nur auf dem Papier existiert. Und vor solchen Problemen wird der Markt auch mit einer noch so lebendigen Zukunftsstrategie nicht gefeit sein.