Hilpoltstein
Burggebäude steht zum Verkauf

AWO bietet ehemalige Asylunterkunft im Internet an - Interessenten haben schon besichtigt

13.07.2020 | Stand 23.09.2023, 12:53 Uhr
Das ehemaligen Krankenhaus auf der Hilpoltsteiner Burg steht seit einem Jahr leer. Jetzt bietet die AWO die denkmalgeschützte Immobilie zum Verkauf an. −Foto: Kofer/Archiv

Hilpoltstein - "Burg/Schloss, 798,5 Quadratmeter Wohnfläche, 42 Zimmer, 95000 Euro Kaufpreis." Ab sofort bezugsfrei, keine Käuferprovision. Was nach einen Immobilienschnäppchen klingt, ist das Inserat der Arbeiterwohlfahrt AWO, mit dem sie seit knapp drei Wochen die leerstehende Asylbewerberunterkunft neben der Hilpoltsteiner Burg zum Verkauf anbietet.

"Es gibt verschiedenste Interessenten", sagt AWO-Sprecher Sven Ehrhardt. Einige hätten das Objekt bereits besichtigt und seien zum Teil schon in Gesprächen mit dem Landkreis. Denn der Kreistag muss einem Verkauf zustimmen. So steht es in dem Vertrag, den AWO und Landkreis 1999 geschlossen haben. Damals hatte die AWO den Komplex des ehemaligen Kreiskrankenhauses für einen Euro gekauft, um es als Pflegeheim zu nutzen. Später waren dort Asylbewerber untergebracht. Seit rund einem Jahr stehe das denkmalgeschützte Gebäude leer, sagt Ehrhardt.

Jetzt hofft die AWO auf einen seriösen Kaufinteressenten. "Keiner ist euphorisch", sagt Ehrhardt. "Wir haben zuletzt schlechte Erfahrungen gemacht." Denn vom großspurigen Investor Jürgen Zahner, der 2017 mit großartigen Plänen für ein Kinderhospiz für Furore sorgte, habe man nichts mehr gehört, sagt Ehrhardt. 15 Millionen Euro wollte Zahner investieren, in diesem Jahr sollte das Hospiz bereits eröffnet werden. Sogar das Haus des Gastes wollte Zahner zu einer Unterkunft für Familienangehörige der Hospizkinder machen. Nichts davon wurde je Wirklichkeit. Jetzt kursieren wieder die bekannten Vorschläge: Jugendherberge oder Hotel.

"Ein Hotel ist doch auch gut", sagt Landrat Herbert Eckstein (SPD). Er könne sich damit anfreunden. "Aber es muss schon seriös sein." Das müsse jetzt zunächst die AWO klären. Er sei nicht über die Verkaufsabsichten informiert worden, sagt Eckstein. Dass es Gespräche von Interessenten mit ihm gegeben habe, verneint Eckstein nicht. "Es rufen viele an und sagen, sie diese oder jene Idee. Solchen Leuten gebe ich keinen Termin. Man muss schon ein konkretes Konzept vorlegen." Und ein Käufer brauche schon viel Substanz, sagt Eckstein. Man darf wohl von einer Summe im zweistelligen Millionenbereich ausgehen.

An den Kosten ist es bislang immer gescheitert. Denn unter Objektzustand steht in der Internetanzeige: Renovierungsbedürftig. Ein großes Wort mit gehörig Interpretationsspielraum. Die AWO habe das Haus zwar für einen Euro übernommen, "aber inzwischen erheblich Geld reingesteckt", sagt Sven Ehrhardt, zum Beispiel in einen zweiten Fluchtweg. Deswegen sei der Verkauf des Gebäudes kein großes Geschäft, betont Ehrhardt. Eher ist das Gebäude ein Klotz am Bein. "Wir würden es lieber heute als morgen verkaufen", hatte AWO-Vorsitzender Helmut Hetzelein noch im Jahr 2018 gesagt.

Die AWO war 1999 erst als Nutzer und Käufer ins Spiel gekommen, weil die Stadt Hilpoltstein das Angebot des Landkreises ausgeschlagen hatte. "Für mich nach wie vor die falsche Entscheidung der Stadt, das markante Gebäude nicht zu kaufen", sagt Landrat Herbert Eckstein. Aber das sei Schnee von gestern. Jetzt sei es vielleicht gar nicht schlecht, wenn sich wieder viele Leute Gedanken um das ehemalige Krankenhaus machen würden und das Thema wieder ins Gespräch käme.

HK

Robert Kofer