Eichstätt
Burg gibt weitere Geheimnisse preis

Fachleute untersuchen Schalenturm mit Ausfalltor und modern anmutende Filterzisterne

09.04.2014 | Stand 02.12.2020, 22:50 Uhr

Der Leiter der Schloss- und Gartenverwaltung Ansbach, Konstantin Buchner (links), mit Herbert Kirschner vom Staatlichen Bauamt Ingolstadt vor den gut erhaltenen Überresten einer Filterzisterne. Es gibt Überlegungen, aber noch keine konkreten Pläne, diese Situation für Besucher dauerhaft erlebbar zu machen. - Fotos: baj

Eichstätt (EK) Die Willibaldsburg, das Wahrzeichen von Eichstätt, hält immer wieder Überraschungen bereit. Bei den derzeit laufenden Sanierungsarbeiten und den damit verbundenen Grabungen sind neue Erkenntnisse über die Baugeschichte und damit auch über das Leben in der Burg aufgetaucht.

Im Zentrum des derzeitigen Sanierungsabschnitts steht der Schalenturm an der Hofmühlseite. Dieser „Halbturm“ war einst Teil der Wehreinrichtungen, und um ihn zu stabilisieren, hat die zuständige Firma das Gemäuer bis auf das frühere Bodenniveau ausgegraben. Besucher kannten ihn bislang lediglich als halbkreisförmige Ausbuchtung an der Außenmauer. Doch der Turm verfügt über ein spannendes Innenleben – und über eine weitere spektakuläre Einrichtung in seiner unmittelbaren Umgebung: einen Schöpfschacht für gefiltertes Regenwasser.

 

„Gebaut wurde er wahrscheinlich im ersten Viertel des 17. Jahrhunderts“, weiß Herbert Kirschner vom Staatlichen Bauamt Ingolstadt. „Er hatte vermutlich drei Deckenebenen mit jeweils vier Öffnungen.“ Das unterste Turmgeschoss war mit einem Gewölbe überspannt. Von diesen Ebenen aus konnten die Verteidiger die Schießscharten besetzen. Vermutlich war der Turm eineinhalb bis zwei Meter höher und hatte eine Gesamthöhe von etwa zwölf Metern. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde die Funktion der Verteidigungsanlage erweitert: „Eine Fensteröffnung im unteren Bereich wurde zur Tür umgebaut“, erklärt Kirschner. Damit hatte die Burgbesatzung ein Ausfallstor gegen den Feind.

Der Turm ist sehr gut erhalten, auch der Laie kann einstige Fensteröffnungen erkennen oder die früheren Etagen unterscheiden. Allerdings weist das Mauerwerk Risse auf, die vernadelt werden müssen, und die Arbeiter sind dabei, Klüfte in den Steinen mit flüssigem Kalk zu schließen. Diese Arbeiten dürften sich bis Herbst hinziehen. Gleichzeitig haben die Arbeiter den einstigen Graben freigelegt, der den – längst abgetragenen – Schaumbergbau sicherte. Der Schalenturm bildete den Abschluss dieses Grabens. Die damaligen Erbauer haben den natürlichen Fels in die Verteidigungsanlage einbezogen und ihn teilweise entsprechend bearbeitet. An anderen Stellen zogen sie Mauern, um den Graben zu stabilisieren. Dabei gaben sie sich durchaus Mühe für ein gutes optisches Bild: Die Mauern waren sorgfältig verputzt und gefasst.

„Der ebene Burghof, den die Besucher seit Langem gewohnt sind, entspricht nicht den historischen Gegebenheiten“, verdeutlicht Konstantin Buchner, der Leiter der Schloss- und Gartenverwaltung Ansbach und damit auch der „Burgherr“ von Eichstätt. Der ehemalige Schaumbergbau sei deutlich gegliedert gewesen. Deshalb werde in Erwägung gezogen, die Ordnung der Fläche wiederherzustellen und für den Besucher erlebbar zu machen. Ein Konzept liege allerdings noch nicht vor; das ließe bis Herbst auf sich warten, räumt Buchner ein.

In diese Überlegungen dürfte auch der gut erhaltene Schöpfschacht einfließen, den die Arbeiter freigelegt haben. „Aus dem Nivellementplan von 1826 war uns die Lage der Zisterne bekannt“, sagt Kirschner. Die Filterzisterne dürfte Anfang des 19. Jahrhunderts gebaut worden sein. Dass sie so gut erhalten ist, überraschte aber doch. Die Anlage besteht aus behauenen Steinen, die in Trockenbauweise, also ohne Mörtel, zu einem Brunnenschacht zusammengefügt wurden. Das geschlossene und vermutlich überwölbte Becken der Zisterne war teilweise mit Kies und Sand als Filtermaterial aufgefüllt. Das so gereinigte Oberflächenwasser sammelte sich im Schacht und diente dann als Trinkwasser. Dieses Prinzip wird noch heute angewendet. Kirschner geht davon aus, dass es einst eine Überdachung sowie eine Zugeinrichtung gab. Von dieser Holzkonstruktion ist freilich nichts mehr übrig geblieben.

Die Schlösserverwaltung und das Staatliche Bauamt werden übrigens zwei Führungen zu den aktuellen Baumaßnahmen anbieten. Die genauen Termine stünden noch nicht fest, sagt Buchner, doch werde eine jetzt im Frühjahr und die andere voraussichtlich im Herbst stattfinden.