Eichstätt
Bunte Tanzwelt im Eichstätter Hilton

In "Hotel Hotel" blickte die Ballettschule hinter die Kulissen

19.04.2016 | Stand 02.12.2020, 19:56 Uhr

Herrliche Kostüme, perfekter Tanz, originelle Ideen - so präsentierten sich die älteren Tänzerinnen bei ihrem Tanztheater "Hotel Hotel", hier beim Tanz der Zimmermädchen mit ihren Staubwedeln. Ellen Werner und Jana Winkler brillierten, kostümiert als neugierige Pagen, mit ihrem "Tanz mit Trolleys". - Fotos: Kusche

Eichstätt (EK) Eifrige Liftboys mit Koffern, fleißige Zimmermädchen mit ihren Staubwedeln, geschäftige Köche und Kellner und dazwischen immer wieder mal meckernde, hochnäsige Gäste, die sich über alles und jeden beim Direktor beschweren müssen - das Spektrum des Lebens im Hotel könnte bunter und abwechslungsreicher nicht sein. Diese Vielfalt in ein großartiges Tanztheater mit dem Titel "Hotel Hotel" umzusetzen, das im Alten Stadttheater zu sehen war, ist den rund 50 jugendlichen Tänzerinnen zwischen 13 und 20 Jahren mit ihren Ballettlehrerinnen Birgit Hoffmann-Rothe und Julia Koderer eindrucksvoll gelungen.

In ihrer höchst abwechslungsreichen und tänzerisch herausragenden Vorstellung schauten sie mit ihrer ganz eigenen Interpretation und Wahrnehmung hinter die Kulissen des Hotellebens und ernteten minutenlangen Applaus dafür.

"Eichstätt Hilton Hotel, guten Tag, was kann ich für Sie tun", so erklang die Stimme von Hoteldirektor Ludwig Nittke, einziger männlicher Schauspieler und Tänzer der Balletttruppe, am Rezeptionstelefon auf der Bühne des Alten Stadttheaters. Während der Direktor sich wieder einmal mit Beschwerden anspruchsvoller, nerzbekleideter Hotelgäste (wunderbar gespielt von Laura Heller) herumschlagen muss, sitzen andere Besucher bei gediegener Foyermusik in der Lobby. Schon gleich in dieser ersten, glänzend von rund 15 Tänzerinnen gespielten Szene ist das Publikum in der ganz eigenen Welt des Hotels angekommen - wartende Gäste, gelangweilt, genervt, konzentriert auf ihr Handy schauend, wichtig in ihren Laptop hämmernd, genüsslich Zeitung lesend, hektisch auf die Uhr schauend. In einem schnellen Szenenwechsel betreten Koffer tragende Liftboys die Bühne und präsentieren einen Tanz im Stil der Zwanziger Jahre, bevor sich dann eine Ballettkompanie im Hotel einquartiert, die für ihre Aufführungen noch diverse Tänze zu üben hat - eine wunderbare Idee, um das herausragende Können der jungen Tanztalente der Ballettschule gebührend zu präsentieren. Dann der Blick in die geschäftige Küche: Tellerklappern, hektische Zurufe, eilende Kellner, Gläserklirren, der eine oder andere Tadel durch Küchenchefin Anabel Hoffmann. Dies alles geschieht natürlich tanzenderweise, denn auch in der Küche, so beweisen die Tänzerinnen mit allerlei Küchenutensilien, ist ausdrucksstarke Bewegung bestens möglich.

Amüsant, originell, voller Witz und Charme und vor allem immer wieder gespickt mit Überraschungen aller Art steigerte sich die bunte Collage rund um das Hotelleben im Laufe des Abends immer weiter. Faszinierend dabei war die gelungene Mischung aus Tanz und Theater, denn die Tänzerinnen führten ihr Publikum immer wieder auch gekonnt schauspielerisch und mit langen Texten durch ihr "Hotelprogramm". Ob liebevoll mit Häubchen und Schürze kostümierte Zimmermädchen mit ihrem "Staubwedeltanz" oder joggende Fitnessbegeisterte im Wellnessbereich, ob erste Annäherungen beim Rendezvous in der Bar bei sanften Live-Violinklängen oder wichtigtuerische "Managerinnen" in engen Kostümen, die mit Ordner und strengem Blick das Hotelniveau überprüfen wollen - kein Bereich bleibt schauspielerisch oder tänzerisch ausgespart.

Mit vielen lustigen Details kommen alle Aspekte dieser Hotelwelt auf die Bühne, wie die Beschwerden mäkeliger Gäste wegen fehlender veganer Gerichte oder langer Wartezeiten beim Aufzug. Bei aller Originalität des Inhalts und bei allem schauspielerischen Talent, das die jungen Tänzerinnen präsentierten, sei natürlich nicht die herausragende tänzerische Bandbreite der Balletteusen vergessen, die im Rahmen des Tanztheaters in jeder einzelnen Szene zur Geltung kam. Dem Ensemble gelang es genauso meisterhaft, haarfedergeschmückt und in schwarzen Etuikleidern die "Cabaret"-Stimmung der 1920er und 1930er-Jahre nachzutanzen, wie als Diebe und Agenten eine Kofferdiebstahlszene im Hotel zu präsentieren. Ein Höhepunkt des Abends war dann der brillante "Tanz mit Trolleys", den Ellen Werner und Jana Winkler sowohl schauspielerisch als auch tänzerisch-akrobatisch auf höchstem Niveau aufführten. Als Pagen kostümiert, tanzten die beiden Balletttalente in anspruchsvollen Schrittfolgen und mit geschmeidigen Tanzbewegungen um einen Trolley, der ihrer beider Neugier geweckt hat. Dabei begeisterten sie ihr Publikum nicht nur mit ihrem akrobatischen Können, sondern auch mit ihrer großartigen Mimik.

Lustiger Höhepunkt des Tanztheaters am Ende: Das Hotel "Eichstätt Hilton" erhält seinen lang ersehnten "fünften Stern", was in einem fulminanten klassischen Balletttanz abschließend gebührend gefeiert wurde.