stadtgeflüster
Bürgermeisterin auf Hasenpirsch

09.04.2019 | Stand 02.12.2020, 14:14 Uhr

(reh) Um die Allüren von Stars gerade aus der Musikbranche ranken sich regelrechte Legenden.

Mit ihren oft vertraglich festgeschriebenen Sonderwünschen knebeln sie die Konzertveranstalter gewaltig. Oberdiva Mariah Carey soll zum Beispiel nur rosa Toilettenpapier verwenden wollen. Rapper Eminem hat auf einer Tournee angeblich schon Holzbecken für seine Koi-Karpfen gefordert. Guns'n'Roses-Frontmann Axl Rose wollte offenbar mal eine viereckige Melone in der Garderobe haben. Und Sänger Iggy Pop, der selbst aussieht wie ein Spargel, bestellt angeblich immer Brokkoli - aber nur, um das verhasste Gemüse zügig in den Müll werfen zu können.

Ein bisschen weniger Anspruchsdenken herrscht sicherlich in der großen Politik vor. Unvergessen ist aber auch hier - nicht nur wegen seines 75. Geburtstags jetzt - unser Basta-Kanzler Gerhard Schröder. Genosse Gerd garnierte einst eine Signierstunde mit den Worten "Hol' mir mal 'ne Flasche Bier, sonst streik' ich hier, und schreibe nicht weiter! ". Das machte offenbar Schule in SPD-Kreisen, wie wir jetzt im Ingolstädter Umland auf der ganz großen Bühne erleben durften. Denn nicht nur der Gastronom im Fall Schröder, sondern auch der Lippertshofener Wirt ist von seinem politischen Gast knallhart auf die Probe gestellt worden.

In dem zum Markt Gaimersheim gehörenden Örtchen hatte sich Bürgermeisterin Andrea Mickel (SPD) beim Wirt Wastl zu einer Veranstaltung angekündigt und erwartete nichts anderes als ein frisches Hasenragout, was den guten Mann in helle Aufregung versetzte und mit seinem Spezl Blasi sogar auf die schiefe Bahn brachte. Denn als Anstifter und Wilderer wollten die beiden dafür sorgen, dass mit einem illegal erlegten Hasen im Wald die Blamage vor der Bürgermeisterin gerade noch abgewendet werden konnte. Viele Verwicklungen später, die ein ganzes Theaterstück füllen könnten, war zwar der Hase tatsächlich erlegt, aber der Katzenjammer dennoch groß: Denn statt des Hasenragouts wollte Bürgermeisterin Mickel plötzlich eine gebackene Forelle haben, wie ihr Ehemann Kai noch schnell telefonisch im Wirtshaus durchgegeben hat.

Darüber konnten sowohl Andrea als auch Kai Mickel am Samstagabend dann doch herzlich lachen, als sich die ganze Angelegenheit vor einem größeren Publikum aufklärte - und zwar im Lippertshofener Schützenheim, wo die Gruppe "Zamgspuit" die beiden prominenten Gäste des Abends in ihr aktuelles Theaterstück eingebaut hatte. Vom Schwarzfischen nach einer Forelle konnten sowohl der Wastl als auch der Blasi übrigens gerade noch abgehalten werden, da sich der Vorhang über der Szene senkte. Bei dem Glück der beiden hätten sie sicherlich nur einen Koi gefangen. Oder den Brokkoli von Iggy Pop herausgefischt. Wie jammerte der Wirt Wastl so schön: "Aus is! Aus is! "