Bürgermedaille für Wilson und Stallmeister

07.03.2008 | Stand 03.12.2020, 6:04 Uhr

Die Silberne Bürgermedaille der Gemeinde Rohrbach verlieh Bürgermeister Dieter Huber (2. von links) an Willi Stallmeister (Mitte) und Dr. Raymond Wilson (2. von rechts). Auch die Blumen für die Ehefrauen Renate Stallmeister (links) und Anne Fishburn (rechts) vergaß er nicht. - Foto: Ermert

Rohrbach (pat) Zwei besonders verdienten Rohrbacher Bürgern konnte Bürgermeister Dieter Huber jetzt in einem würdevollen Rahmen die Silberne Bürgermedaille verleihen: dem Physiker Dr. Raymond Wilson und Will Stallmeister, unermüdlicher Förderer des bayerischen Brauchtums.

Es handelt sich um zwei Persönlichkeiten, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Gerade deshalb gelten sie jedoch als stellvertretend für jene enorme Vielfalt, die in Rohrbach zu finden ist. Eines hatten Wilson und Stallmeister an diesem Abend gemein. Sie waren zutiefst gerührt von der Auszeichnung – und gaben Dank und Anerkennung an ihre Mitbürger zurück.

Die Ehrung fand im kleinen Kreis statt: Nur Ehrenbürger Bruno Feß, Dekan Bruno Koppitz, amtierende Gemeinderäte, Altbürgermeister Alois Abel, Angehörige und enge Freunde der Geehrten waren dabei. Für den musikalischen Rahmen sorgten Martin Halmich, Georg Huber und das Ehepaar Schwenk – mit original bayerischen Waisen, wie es dem Anlass gebührte.

Als regelrechtes Genie gilt Ray Wilson in Fachkreisen. "Mit Sicherheit wäre er sogar reif für den Nobelpreis", begann Hubers Laudatio auf den bald 80-jährigen Physiker. Geboren wurde er im englischen Sutton Coldfield, besuchte die Universitäten von Birmingham und London, um dort seine Doktorarbeit im Bereich der Optik zu verfassen. Beruflich wirkte er zunächst in England, seit den 50er Jahren in Deutschland. "Die beste Entscheidung meines Lebens", warf Ray Wilson ein. Nach langjährigem Engagement bei der Firma Zeiss fand er bei der ESO (European Southern Observatory) seinen beruflichen Höhepunkt. Als Leiter der Optikabteilung entwickelte er Großteleskope für die Südsternwarte in Chile. Es handelt sich um die größten Teleskope der Welt.

Als Erfinder der "aktiven Optik" war Wilson Vorreiter und Visionär. Vor allem funktioniert seine Technik aber auch, und sie wurde umgesetzt. Im Jahr 1982 kam Wilson nach Rohrbach, gemeinsam mit seiner Frau Anne Fishburn. Sein Buch "Reflecting Telescope Optics" ist das wissenschaftliche Standardwerk der Teleskopoptik. Ansonsten widmet er sich inzwischen mehr und mehr seinen Hobbys: der Geschichte, der Politik und dem Zeitgeschehen. Für seine wissenschaftliche Arbeit bekam er zahlreiche Preise und Auszeichnungen verliehen.

"Liebe Freunde, ich bin zutiefst gerührt", lauteten seine ersten Dankesworte. Es sei sein größter Glücksfall gewesen, dass ihn das Leben genau hierher geführt habe – und er sei stolz darauf, ein wenig zur lokalen Kultur beitragen zu können. Hilfe und Freundschaft habe er hier gefunden, schloss er seine Rede. "Eigentlich sollte ich Rohrbach ehren für all das, was es für uns getan hat."

Sein rastloses ehrenamtliches Engagement hat auch Willi Stallmeister die Bürgermedaille in Silber eingebracht. Mit Fotografie und Retusche verdiente er sich seinen Lebensunterhalt. Doch sein Hauptengagement gilt dem bayerischen Brauchtum, der Volksmusik und seit seinem Umzug in die Hallertau auch dem Hopfen. Rund um die Welt hat Stallmeister sein Beruf als Fotograf geführt. Als Motor und Seele des Vereins Bayern, Brauch und Volksmusik hat er feste Institutionen wie den Musikantenstammtisch, den Hopfzupfa-Jahrtag oder das Roider-Jackl-Singen installiert, Großereignisse wie Steirisch-Bayrisch geschaffen und "Rohrbach in ganz Bayern und sogar weit über die Grenzen des Freistaats hinaus bekannt gemacht", so Huber.

Sichtlich gerührt nahm der von schwerer Krankheit gezeichnete Willi Stallmeister die Medaille entgegen. "Ich trage sie mit Stolz – vielen herzlichen Dank", sagte er. Es sei für ihn stets eine Selbstverständlichkeit gewesen, sich in Rohrbach kulturell zu engagieren. All das wäre nie alleine möglich gewesen, fügte er an. Dazu seien seine Frau Renate und viele funktionierende Zahnräder nötig gewesen. "In Rohrbach habe ich den bestmöglichen Rahmen vorgefunden. Der Ort mag mich offenbar, so wie ich bin – und dafür sage ich euch allen Dank!"