Ingolstadt
Bürgerforum zu den Kammerspielen

09.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:05 Uhr
Diskussionen beim Bürgerforum −Foto: Eberl

Ingolstadt (DK) Beim zweiten Bürgerforum im Stadttheater geht es weniger um die Entwürfe der Architekten als vielmehr um grundsätzliche Themen. An vier Tischen diskutieren die Bürger deshalb nicht nur über mögliche Standorte für die Kammerspiele, sondern auch über das große Ganze.

Aufgegliedert in die vier Themenbereiche Stadtraumqualität, Theaterbetrieb, Denkmalschutz und Donau wurde lebhaft diskutiert. Am Ende wurden alle Vorschläge gesammelt und im Plenum präsentiert. Dabei wurde deutlich, dass sich die Ingolstädter sehr viele Gedanken über das Großprojekt in der Innenstadt machen.

Stadtraumqualität

In einem war sich die Runde um den Experten Ueli Zbinden aus der Schweiz schnell einig: Parkplätze in unmittelbarer Nähe sind nicht das schönste Umfeld. Der Hämer-Bau wirkt wie ein Solitär, jegliche Veränderung in Form eines Anbaus müsste sehr behutsam erfolgen. Alt-OB Peter Schnell warb dafür, die rückwärtige Front („Nicht gerade die Sahneseite.“) aufzuwerten. Immer wieder kam der Einwurf, dass die Fläche zur Donau hin städtebaulich unvollendet sei und es nun eben die Chance gebe, die Donau besser einzubeziehen. Kritische Stimmen bezüglich eines Anbaus meinten, dass sich der Hämer-Bau perfekt in die Landschaft einfüge und es nur schwer vorstellbar sei, dem etwas hinzuzufügen. In seiner Zusammenfassung bezeichnete Zbinden „das Kuddelmuddel im Süden als eine Herausforderung“ für die Planer. Als wichtiger Aspekt wurde mehrmals der Verkehr – Fußgänger, Autos und Busse – rund um das Theater genannt.

Theaterbetrieb

Die Funktionalität stand an diesem Tisch im Mittelpunkt der Diskussion. Wie wird das Zusammenspiel zwischen Stadttheater und Kammerspiele aussehen – vor allem bei räumlich getrennten Gebäuden? Darauf gab Intendant Knut Weber, der als Experte mit Kulturreferent Gabriel Engert in der Runde saß, naturgemäß eine andere Antwort als der eine oder andere Architekt. Betrachtet man die Einwürfe der Bürger, dann folgen sie eher dem praktischen Ansatz des Intendanten. Für die meisten ist es ein Unding, die teils recht sperrigen Theaterkulissen – bei Bedarf sogar täglich – zwischen zwei voneinander getrennten Gebäuden hin- und herzufahren. „Es besteht kein Grund, es sich unnötig schwer zu machen“, meinte ein Bürger. In dieser Runde wurden auch die Straßen und Wege rund um das Theater herum und gegebenenfalls zu einem zweiten Gebäude diskutiert. Hier wünschen sich die Bürger einen gut erkennbaren und ansprechend gestalteten Eingangsbereich mit einer hohen Aufenthaltsqualität.

Stadtsilhouette und Denkmalschutz

Marisia Conn zog an diesem Tisch die Aufmerksamkeit schnell auf sich. Ihre – nicht immer leichte – Aufgabe ist es, das geistige Erbe von Hardt-Waltherr Hämer zu bewahren. Mehr als einmal sah sie sich mit der Frage konfrontiert: Ist ein Anbau möglich? Verbunden damit äußerten einige Bürger die Hoffnung, dass mit einem Anbau die Südseite des Gebäudes aufgewertet werden könnte. Als Zugabe käme noch die Einbindung der Donau hinzu, von den praktischen Vorteilen dieser Lösung ganz zu schweigen. Geduldig und kompetent, aber auch bestimmt, antwortete Architektin Conn, dass ein Anbau „respektvoll mit dem Bestand“ umgehen müsse. Einer massiven Veränderung an der Südseite erteilte sie eine klare Absage, da sie den Charakter zu stark verändere. Sowohl Bürger als auch die Architektin waren sich dagegen einig, dass die Entwürfe, die ein zweites Gebäude im Osten, also Richtung Schloss, vorsehen, wenig gelungen seien.

Stadt und Donau

Viele Ideen und Vorschläge der Bürger zielten in die Richtung, den Neubau der Kammerspiele und der Werkstätten nicht isoliert zu betrachten, sondern in ihrer Gesamtheit zu sehen. Moderiert von Mitarbeitern des Stadtplanungsamtes wurden die Anmerkungen gesammelt. Vielen ging es darum, dass die Stadt versuchen sollte, das Theater näher an die Donau zu rücken. Einige dachten gleich noch einen Schritt weiter und sprachen von einer Öffnung nicht zur zum Fluss hin. Das kulturelle Zentrum sollte „in einen Dialog mit dem Klenzepark treten und zur Schlosslände hin aufgehen“. Auch die Verkehrswege spielten hier eine Rolle. Es wurde ebenso über die Eingänge zu Theater und Kammerspiele gesprochen wie über einen Zugang zur Donau. Insgesamt sollte es das Bestreben der Verantwortlichen sein, die Aufenthaltsqualität um das Theater herum zu erhöhen, beispielsweise mit einem Gastronomiebetrieb und einer dezenten Terrasse in Richtung Osten – dem Schloss zugewandt.