Pfaffenhofen
"Bürger müssen mehr Verantwortung übernehmen"

06.05.2011 | Stand 03.12.2020, 2:51 Uhr

Ausgezeichnet für ihr vorbildliches ehrenamtliches Engagement wurden von Pfaffenhofens Bürgermeister Thomas Herker, SPD, (ganz rechts) im Beisein von Bezirkstagspräsident Josef Mederer, CSU, (von links), Sonja Preller, Martin Abeltshauser sen., Georg Hegenauer und Clemens Fehringer. - Foto: Raths

Pfaffenhofen (adr) Zwei Dankurkunden und weitere zwei Bronzene Stadtmedaillen hat jetzt Bürgermeister Thomas Herker (SPD) im feierlichen Rahmen beim diesjährigen Sozialempfang der Stadt Pfaffenhofen im Rathaussaal an verdiente Persönlichkeiten der Stadt überreicht. Den Festvortrag vor rund 200 geladenen Gästen hielt Bezirkstagspräsident Josef Mederer (CSU) zum Thema "Der soziale Wandel als Herausforderung für Bürger und Bezirke".

In seinen Begrüßungsworten wies Bürgermeister Herker zunächst darauf hin, dass diesmal stärker "wirklich Ehrenamtler, auch aus Initiativen" zum Sozialempfang eingeladen wurden, auch jene, die nicht in eingetragenen Vereinen zusammengeschlossen wären. Gekommen seien 80 Persönlichkeiten aus 59 Organisationen. Herker wies weiter auf einen jährlichen fünfprozentige Bevölkerungswechsel in der Stadt. Das wirke sich auf den inneren Zusammenhalt in Pfaffenhofen aus. Daraus entwickelten sich Probleme, die das Ehrenamt herausforderten. Gleichzeitig beklagte das Stadtoberhaupt, dass es generell immer weniger Menschen gäbe, die sich bereit erklärten, in Ehrenämtern für die Gemeinschaft einzutreten. Gerade deshalb sei "jetzt mehr ehrenamtlicher Einsatz erforderlich ist als das zu anderer Zeit der Fall war."

Bezirkstagspräsident Mederer griff ebenfalls das Thema einer geänderten Einstellung zum Ehrenamt in der Bevölkerung auf. So bereite ihm Sorge, "dass man früher sein ehrenamtliches Arbeiten gerne in den Lebenslauf geschrieben hat, um seine soziale Kompetenz unter Beweis zu stellen." Jetzt gebe es die Tendenz, solches Engagement zu verschweigen, in der Annahme, Arbeitgeber könnten befürchten, die Erwerbsarbeit leide darunter. Nicht hoch genug aber "kann das Engagement der Ehrenamtlichen geschätzt werden", betonte Mederer, denn die Umkehrung der Alterspyramide stelle den Staat vor strukturelle und finanzielle Herausforderungen. Im vergangenen Jahr habe der Bezirk Oberbayern knapp 21 Millionen Euro an Hilfe zur Pflege und Eingliederungshilfe an den Landkreis Pfaffenhofen ausbezahlt.
 
Die Sozialausgaben des Haushalts insgesamt erlebten in den vergangenen Jahren eine beispiellose Kostenexplosion. Gründe dafür seien unter anderem auch darin zu suchen, dass immer weniger Angehörige bereit oder in der Lage sind, ihre pflegebedürftigen Familienmitglieder selbst zu betreuen. "Diese Situation ist ein Spiegel unserer Gesellschaft", und die Bezirke müssten auffangen, so Mederer, was die Familien nicht mehr leisten könnten oder wollten. Für die kommenden Jahre, prophezeite der Bezirkstagspräsident, werde der Bürger "mehr als bisher gefordert sein, unser soziales System aufrecht zu erhalten." Dies bedeute beispielsweise auch, selbst verstärkt für die Wechselfälle des Lebens vorzusorgen: "Sozialer Wandel heißt auch, dass der Bürger wieder mehr Verantwortung innerhalb der Gesellschaft übernehmen muss." Dass der Staat uns gegen alle Eventualitäten absichere, darauf könnten wir uns nicht mehr verlassen. Speziell an die zu Ehrenden gewandt bemerkte Mederer: "Die Qualität der Betreuung alter und behinderter Mitbürger wird sich auf lange Sicht nur durch die Mithilfe ehrenamtlicher Kräfte aufrechterhalten lassen."

Eine Dankurkunde von Bürgermeister Herker für besondere Verdienste um das soziale Leben in der Stadt Pfaffenhofen bekam Sonja Preller überreicht als Gründungsmitglied beim Zusammenschluss "Mütter gegen Atomkraft" und des Arbeitskreises "Eine Welt für Alle" sowie als ehrenamtliche Helferin bei der Pfaffenhofener Tafel.

Besondere Verdienste um das soziale Leben erwarb Clemens Fehringer als Mitglied in verschiedensten Funktionen bei den "Fotofreunden vhs Pfaffenhofen". Die Bronzene Stadtmedaille mit Ehrenurkunde für ihre Verdienste um das Gemeinwohl erhielten für ihr Engagement bei der Freiwilligen Feuerwehr Ehrenberg Georg Hegenauer und Martin Abeltshauser sen. für seinen Einsatz bei der Freiwilligen Feuerwehr Tegernbach und als Ortsobmann des Bauernverbandes. Für den musikalischen Rahmen sorgten bei der Feier das Klarinettentrio der Städtischen Musikschule mit Lena Bergmeister, Karoline Schuhmann und Dagmar Neumeier.