Vohburg
Bühne frei für die besten Schnupfer

189 Teilnehmer bei der Deutschen Meisterschaft in Vohburg – Hoffnung auf Weltmeisterschaft im Jahr 2018

12.05.2014 | Stand 02.12.2020, 22:42 Uhr

Genau hingeschaut: Hinter jedem Teilnehmer der Deutschen Meisterschaft im Wettkampfschnupfen steht ein Schiedsrichter und achtet auf die Ausführung - Fotos: Lamprecht

Vohburg (las) An zwei langen Tischen haben je sechs Personen Platz genommen. Ältere Herren mit weißen Bärten, junge Mädchen mit knappen Lederhosen und pinken T-Shirts und alles, was dazwischen liegt. Es ist die Deutsche Meisterschaft im Wettkampfschnupfen.

Zum 47. Mal fand sie am Samstag statt. Diesmal in der Agnes-Bernauer-Halle in Vohburg – ausgerichtet von den Schnupffreunden Knodorf-Irsching. Eine große Ehre für den jungen Verein, wie der Vorsitzende Erich Driendl betont.

Hochkonzentriert klopft Driendl den Schnupftabak, einen Brasil, Schmalzler Doppelaroma, in der Dose zusammen. Dann heißt es „Schnupfer fertig machen. Dosen öffnen. Achtung – fertig – los.“ Exakt eine Minute haben er und seine elf unmittelbaren Konkurrenten jetzt Zeit, möglichst viel von den fünf Gramm, die die kleine braune Dose enthält, in ihrer Nase unterzubringen. Und nach Möglichkeit nur dort, denn wer nicht sauber schnupft, wenn also Tabak im Gesicht statt in der Nase landet oder gar wieder herausfällt, erhält weniger Sauberkeitspunkte. Diese Punkte, die von allen Schiedsrichtern vergeben werden, werden am Ende in einem bestimmten Verhältnis zur geschnupften Tabakmenge hinzu gezählt. Wenn es eng zugeht, können sie über Sieg oder Niederlage entscheiden.

Für Driendl und seine Vereinskameraden spielt der Sieg aber ohnehin keine so große Rolle. Am Ende wird er als bester Knodorfer Achter werden. Was für sie zählt, ist vielmehr der Spaß an der Sache. „Klar freut man sich, wenn man gut ist. Aber so ernst nehmen wir das nicht“, sagt Driendl und seine Kameraden nicken.

Trotzdem, wenn man bedenkt, dass der Verein erst seit 2008 überhaupt an Schnupfwettkämpfen teilnimmt, sind die Ergebnisse, die sie in einem Feld von immerhin 189 Schnupfern aus 32 Mannschaften erzielen, beachtlich.

Auf der Bühne wiederholt sich das Schauspiel ein ums andere Mal: Das Startsignal ertönt, die Teilnehmer schnupfen, genau beobachtet von zwölf Schiedsrichtern, die hinter ihnen stehen, und zwei weiteren Hauptschiedsrichtern am Rand der Bühne. Am Ende strecken die Bewerber die Hände nach vorne. Die Sauberkeitswertung erfolgt. Dann werden die Hände eines jeden vom Schiedsrichter abgepinselt und der gesamte Tabak, der nicht in der Nase gelandet ist, in das kleine Döschen zurück bugsiert. Die Döschen kommen zur Auswertung, die Schnupfer eilen hinaus, vor die Halle, wo sie sich an einer eigens installierten Anlage die Nase reinigen.

Im Publikum wird derweil gefachsimpelt: „Hast du den gesehen, wie weit der den Kopf nach hinten gelehnt hat.“ „Und der, siehst du, was der für eine Technik hat.“ Es geht aber auch um ganz andere Themen, um die Vereine, um Privates. Denn die Schnupfer sind, das sieht man sofort, eine große Familie. Man kennt sich und wen man noch nicht kennt, der wird schnell aufgenommen in den Kreis der Alteingesessenen.

Als der Wettkampf vorbei ist, beginnt auf der Bühne das Rahmenprogramm. Es gibt Musik und die Wahl der neuen Schnupfkönigin. Volljährig muss sie sein und ledig. Schnupfen darf sie, es ist aber kein Muss. Mehrere junge Frauen bewerben sich an diesem Abend um den Titel. Isabella Bayr aus Tattenhausen gewinnt und darf nun zwei Jahre lang Krone und Schärpe tragen.

Richtig spannend wird es spät in der Nacht, als die Pokale vergeben werden. Heinrich Kugler aus Meilenhofen wird Deutscher Meister, Bettina Ochs aus Latsch Deutsche Meisterin. In der Mannschaftswertung holen die Schnupfer vom SC Dettenhofen den Titel, bei den Damen sind es die Schnupferinnen aus Unterbuch. Und auch wenn vielleicht nicht alle ganz mit ihrem persönlichen Ergebnis zufrieden sind. Einen schönen Abend hatten sie. Und vielleicht, so hofft Erich Driendl, kann er seine Freunde schon bald wieder begrüßen, dann nämlich, wenn die Weltmeisterschaft 2018 tatsächlich wie erhofft, in Knodorf stattfindet.