Straß (SZ) Was macht eine englische Telefonzelle auf dem Dorfplatz in Straß? Das nostalgische Relikt aus der guten alten Zeit ist nicht nur ein Hingucker, sondern erfüllt auch einen praktischen Zweck und erfreut sich großer Beliebtheit. Einsam stand sie jedenfalls nicht da während der Dorfplatzeinweihung, sondern wurde rege frequentiert.
Nicht zum Telefonieren, sondern zum Blättern in Büchern, von Kindern auch zum Turnen. Denn im Innern befindet sich ein Regal, auf dem verschiedene Bücher stehen. Bestückt hat es Volker Sieg mit seiner Familie.
Er war es auch, der gemeinsam mit Ehefrau Alexandra und den Söhnen Victor und Cedric sowie Unterstützung örtlicher Handwerker die rund 100 Jahre alte Telefonzelle restauriert, auf dem Platz aufgestellt und zur Mini-Bücherei umfunktioniert hat. Wer mag, kann dort Bücher der Allgemeinheit übergeben, die einfach ausgeliehen und - hoffentlich - wieder für den nächsten zurückgebracht werden. Jedes Buch wird einen Stempel erhalten, der es der Dorfplatz-Bücherei zuordnen lässt und den Ausleiher gelegentlich an die Rückgabe erinnert.
Warum eine englische Telefonzelle? "Weil sie einfach ein anderes Flair hat", sagt Sieg. Gefunden hat er sie im Internet. Der Vorbesitzer erzählte ihm, das gute Stück hätte nach Indien gebracht werden sollen, doch dann sei im Container kein Platz mehr gewesen. So lagerte sie längere Zeit in Ansbach in einer Halle. Als diese weggerissen wurde, musste ein neuer Platz gefunden werden und so wurde sie im Internet ausgeschrieben. Sieg war auf Dienstreise in Bonn, als er zufällig darauf stieß und sich dachte: "Das wäre doch etwas." Und so steht sie nun auf dem Dorfplatz und wartet auf weitere Buchspenden und viele Leser. Auch Spiele könnte sich Sieg gut darin vorstellen.
