Geisenfeld
Brutfloß von zentnerschwerer Last befreit

Reinigungsaktion des LBV an den Nisthilfen für die Fluss-Seeschwalbe auf dem Reisinger-Weiher

06.09.2018 | Stand 02.12.2020, 15:44 Uhr
Keine Scheu vorm Wasser zeigten die Helfer, die bei der Reinigungsaktion des Brutfloßes am Reisinger-Weiher nicht nur den Kies austauschten, sondern die schwimmende Nisthilfe auch tauchend von Muscheln befreiten. −Foto: Schuster

Geisenfeld (zur) "Abtauchen" für den Artenschutz - dies mussten die Mitstreiter der Kreisgruppe des Landesbunds für Vogelschutz (LBV) unlängst bei einer ungewöhnlichen Pflegeaktion.

Einsatzort war das Brutfloß in der Nähe der ehemaligen Patriotstellung.

Fünf Freiwillige hatten sich am Sonntagnachmittag am Reisinger-Weiher eingefunden, auf dem zwei je 18 Quadratmeter große Brutflöße als Nisthilfen für die Fluss-Seeschwalbe schwimmen. Mit Gummistiefeln bewehrt kamen die einen, in Ganzkörper-Neopren gehüllt die anderen. Eine angesichts der Aufgabenbeschreibung durchaus sinnvolle Bekleidung.

"Es waren die Dreikantmuscheln an den Schwimmkörpern des alten Floßes zu beseitigen", erklärt dazu Christian Huber als Vertreter des LBV. Der Grund: Diese bis zu fünf Zentimeter großen Weichtiere mit der harten Schale hatten zuhauf an der Nisthilfe angedockt. "Ihr zentnerschweres Gewicht zog das Floß merklich tief ins Wasser", so Huber. Gemeinsam mit Adrian Leistner sowie Frank Schuster und seiner Familie brachte er noch ein paar zusätzliche Firstziegel als Schutz für die Jungvögel auf beide Schwimmkörper. Zudem tauschten die Helfer die Kiesschicht auf dem älteren Floß aus, weil sich gezeigt hatte, dass es bei unerfahrenen Brutpaaren auf dem recht groben Gesteinsmaterial zur Beschädigung der Eier beim Wenden kam. Rund drei Stunden lang werkelte das Team, bis das Floß wieder, an den Ankerseilen befestigt, stabil im See lag.

Dass man die Aktion erst im September startete, hat seinen Grund. "Bis Anfang August sind noch Fluss-Seeschwalben am Gewässer", so Huber, der sich mit einem Schmunzeln froh zeigt, dass "die Wassertemperaturen jetzt auch noch erträglich sind". Lohn der Mühe war nicht nur eine gepflegte Kinderstube für die nächste Generation der Fluss-Seeschwalbe. Durchs Fernglas erhaschten die Helfer zudem einen Blick auf einen hierzulande doch selten zu beobachtenden Austernfischer.

Die offizielle Bilanz der bisherigen Bemühungen zum Schutz der Fluss-Seeschwalbe als seltenem Brutvogel in der Region liest sich wie folgt: Am Reisinger Weiher im Feilenmoos fanden sich auf den beiden Flößen 28 Brutpaare ein, 19 Jungvögel wurden flügge. Erstmals hatte man heuer Probleme mit "Räubern" - vermutlich Greifvogel oder Eule - wodurch viele Eier unausgebrütet blieben. Ein weiteres Indiz waren etliche tote Jungvögel im Uferbereich. Wie Christian Huber vom LBV wissen lässt, waren Paare mit früher Brut nicht betroffen. "Leider brüteten fünf der Paare auf einem Trennsteg durch die Gewässer", so Huber. Von sieben hier geschlüpften sogenannten "Pullis" (ein Junges im Dunenkleid) fielen einige von der Nestunterlage, nur eines wurde flügge.

Noch nicht besetzt wurde die neue Kiesinsel am Schieleinweiher bei Nötting. Auf dem dortigen Floß brütete hingegen ein Fluss-Seeschwalbenpaar, wobei der Bruterfolg unklar ist.