Regensburg
Brutale Attacken auf Polizisten

Bilanz nach einem schwarzen Wochenende in Regensburg 17-Jähriger Afghane in U-Haft

15.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:57 Uhr

Regensburg (DK) Die Regensburger Polizei musste sich am Wochenende gegen eine Reihe gewalttätiger Angriffe wehren. Jetzt sitzt ein 17-jähriger Afghane in Haft. Ihm wird unter anderem ein versuchtes Tötungsdelikt vorgeworfen. Ein Landsmann ist inzwischen wieder auf freiem Fuß.

Es war ein Routineeinsatz. Drei Polizisten kontrollieren eine Gruppe Jugendlicher vor dem Regensburger Hauptbahnhof. Dabei werden sie von einer Gruppe überwiegend junger Afghanen gestört und bepöbelt. Als die Beamten die 15 jungen Männer wenig später im angrenzenden Einkaufszentrum auf das vorangegangene Verhalten ansprechen wollen, geht alles sehr schnell. Zu dem Gespräch kommt es nicht. Stattdessen wird ein Beamter zu Boden gerissen und getreten. Kaum eine Minute vergeht und die Situation in der Gruppe eskaliert. Die Beamten setzen einen Notruf ab. Acht Einsatzeinheiten rücken aus. Darunter auch die Bundespolizei.

Wie es zu dem Handgemenge kam, "müssen die Videoauswertungen zeigen", sagt der Sprecher des Polizeipräsidiums Oberpfalz, Dietmar Winterberg. Tatsache ist: Zwei junge Männer, beide 17 Jahre alt, bringen einen 26-jährigen Polizeibeamten zu Boden. Der eine tritt ihn gegen den Rumpf, der andere tritt mehrfach gegen den Kopf des Beamten. Der junge Polizist trägt eine Platzwunde über dem Auge davon, eine Schädelprellung und eine Gehirnerschütterung. Er liegt noch immer im Krankenhaus und wird auch danach noch Tage dienstunfähig sein. Beide Angreifer müssen sich wegen Widerstands gegen Vollzugsbeamte, wegen gefährlicher Körperverletzung und wegen tätlicher Angriffe auf einen Vollstreckungsbeamten verantworten. Einer der beiden Afghanen wird wegen der Tritte gegen den Kopf des Beamten auch wegen versuchter Tötung angeklagt. Der andere ist bereits wieder auf freiem Fuß. "Der Gesetzgeber hat die Hürden hoch gelegt, um einen Jugendlichen in Untersuchungshaft zu nehmen", erklärt Polizeisprecher Winterberg. Da könne man nicht viel machen.

Die brutale Tat bleibt nicht die einzige an diesem Wochenende. In der Nacht auf Sonntag werden zwei Beamte von 20 deutschen Partygästen attackiert. Außerdem setzen drei Hauptverdächtige einem Beamten bei einem "normalen Einsatz" wegen Ruhestörung so zu, dass er mit einem Knöchelbruch ins Krankenhaus kommt.

In der Nacht auf Samstag widersetzt sich wiederum ein 29-jähriger Deutscher einer Verhaftung. Gegen ihn liegen zwei Haftbefehle vor. In der Wohnung werden ein Messer und Betäubungsmittel gefunden. Auch beim vierten Fall stellt die Polizei ein ganzes Cannabis-Biotop sicher. Der 33-jährige Besitzer hatte die Polizei selbst wegen Streitigkeiten mit Bekannten gerufen. Als die Beamten schließlich eintrafen, hatte er es sich wohl anderes überlegt und attackierte die Einsatzkräfte mit einer 18 Zentimeter langen Schraube. Ob Alkohol oder Drogen im Spiel waren, ist in diesem Fall noch unklar.

70 Prozent der Angreifer seien alkoholisiert, sagt Winterberg. Trotz aller Brutalität am vergangenen Wochenende spricht Winterberg aber nicht von einem Trend. "So ein Wochenende kommt immer mal wieder vor", sagt er. "Zum Glück ist es die Ausnahme."

Dennoch nimmt die Zahl der Angriffe auf Polizisten seit einigen Jahren zu. "Die Täter gehen immer aggressiver und gewalttätiger gegen die Polizei vor", sagt Winterberg.  Warum immer mehr Beamte Opfer von Gewalt werden, ist schwer zu sagen. "Hierzu müssten wissenschaftliche Studien erfolgen, die bislang nicht vorliegen." Beim Stichwort "Racial Profiling" - also der Frage, ob Polizisten bei Menschen mit Migrationshintergrund ganz genau hinschauen, winkt er ab. Aufseiten der Polizei habe sich nichts verändert. Allerdings lasse sich insgesamt ein sinkender Respekt gegenüber Einsatzkräften ausmachen, so der Polizist. Das betrifft auch Rettungsdienste und Feuerwehrangehörige. 

Winterberg glaubt dennoch, dass der gesetzliche Rahmen für die Strafverfolgung ausreichend ist. "Da gibt es eine ordentliche Obergrenze."