Brummi-Parkplatz vor der Haustür

19.01.2009 | Stand 03.12.2020, 5:16 Uhr

Brummis vor der Haustür: Die Anwohner der Windbergerstraße klagen über ein knappes Dutzend Lkw, die regelmäßig übers Wochenende entlang der Staudinger-Hallen abgestellt werden. - Foto: Rössle

Ingolstadt (DK) An Wochenenden verwandelt sich die Windbergerstraße in einen Lkw-Parkplatz. Anwohner klagen über die Belastung, aber eine schnelle Lösung birgt Probleme: Ein Verbot könnte die Brummi-Rast wieder nur in ein anderes Viertel verdrängen.

Ingrid Müller ist fast eine Expertin in Hydrauliktechnologie und Lkw-Motoren. "Ich habe mich da ein wenig erkundigt", erzählt die Anwohnerin der Windbergerstraße. Der Wissensdurst kam allerdings nicht ganz freiwillig: Jeden Freitag trudeln vor ihrer Haustür die Lastwagen ein und parken entlang der gegenüber liegenden Staudinger-Hallen. Spätestens am Samstag steht dort fast ein Dutzend Lkw, manche mit Anhänger. Am Sonntagabend gegen 21.30 Uhr, kurz vor Ende des Fahrverbots, machen sich dann die ersten Brummis wieder auf den Weg.

"Zuerst lassen sie aber 20 Minuten den Motor laufen, um die Druckluft für die Bremsen zu erhöhen", weiß die junge Mutter. Einige Lkw parken zudem auch bis Montagmorgen in der Windbergerstraße. "Das ist für die Familie sehr störend", schildert Ingrid Müller die Situation, die von vielen anderen Anwohnern beklagt wird. Vor allem im Sommer sei es am Wochenende auf der straßenseitigen Terrasse "unangenehm". Als "sehr gefährlich" schätzt sie das Radfahren vor ihrer Haustür ein, da es für die Zweiräder an den Lkw vorbei nur einen verbreiterten Gehweg gibt. Andererseits müssten viele Fahrzeuge ihre Geschwindigkeit wegen des inoffiziellen Parkplatzes drosseln. "Die rauschen nicht mehr so vorbei", beobachtet die Ingolstädterin an Wochenenden.

Bei der Polizei gilt das Viertel als ruhige Ecke: Nach Angaben von Franz Bäumler, Verkehrssachbearbeiter bei der Polizeiinspektion, hat es vergangenes Jahr in der Windbergerstraße keinen gemeldeten Unfall gegeben. Da es dort auf der Fahrseite entlang den Staudingerhallen kein Parkverbot gebe, kann die Polizei auch nicht einschreiten. Regelmäßig werde allerdings kontrolliert, ob die vorgeschriebenen Nachtparktafeln am Heck der Brummis oder Anhänger angebracht sind (Bußgeld: 20 Euro). Am Wochenende beobachteten die Anwohner auch, dass Polizeibeamte einen Lkw-Fahrer aufforderten, seinen Motor abzustellen. Offenbar parken in dem gemischten Industrie- und Wohngebiet ortsfremde oder ausländische Brummilenker, die in den Kabinen übernachten und bei Kälte manchmal die Heizung anstellen.

Renate Preßlein-Lehle, Leiterin des Amtes für Verkehrsmanagement und Geoinformation, vermutet indes, dass viele der Lkw-Fahrer in dem Viertel auch wohnen und ihr Dienstfahrzeug möglichst in der Nähe abstellen wollen. Die Planerin räumt zwar ein, dass sie rechtlich durchaus die Möglichkeit habe, ein Park- und Rastverbot auszusprechen und die Windbergerstraße entsprechend beschildern zu lassen. Aber: "Durch ein Verbot kann man die Lkw ja nicht in Luft auflösen", betont Preßlein-Lehle und warnt davor, das Problem von einer Ecke der Stadt in die andere zu verschieben.

In der Tat klagten exakt vor drei Jahren die Bewohner des Augustinviertels über den damaligen, inoffiziellen Lkw-Parkplatz bei der Saturn-Arena. Seitdem diese Fläche nicht mehr genutzt werden kann, scheint sich die Lage in der Windbergerstraße verschärft zu haben. "Das ist ein gesamtstädtisches Problem", meint Verkehrsmanagerin Preßlein-Lehle und verweist auf den Bezirksausschuss Südost, mit dem sie nun gemeinsam eine Lösung diskutieren will.

Damit das Problem nicht weiter durch die Stadt wandert, räumt die Fachfrau ein, müsste eventuell eine zentrale Rastanlage für die Laster geschaffen werden. "Das lohnt sich aber nur, wenn auch eine Tankstelle angeschlossen ist", berichtet Renate Preßlein-Lehle von Gesprächen mit einem Investor. Ingrid Müller wiederum schwebt eine andere Lösung vor: "Mit den Hallen gegenüber müssen wir leben", sagt die Nachbarin. "Aber müsste Staudinger nicht dafür sorgen, dass Lkw-Parkplätze auf seinem Gelände ausgewiesen werden"