Eichstätt - Einen hervorragenden Überblick auf die vielfältigen Kunstmöglichkeiten der Lithographie bietet die Ausstellung, die Li Portenlänger im Rahmen des Kulturprojekts "Stadt.Land.Kunst" am Wochenende eröffnete. "Eichstätt und Anderswo" - mit diesem Titel möchte Li Portenlänger verschiedene Ideen zum Ausdruck bringen, die ihr bei der Zusammenstellung der höchst abwechslungs- und facettenreichen Ausstellung durch den Kopf gingen. "Alle Arbeiten der Ausstellung sind hier in Eichstätt bei Gastbesuchen und Gemeinschaftsarbeiten der Künstler entstanden", betont sie. Dennoch schlügen sie eine Brücke hinaus zu anderen Orten und Zusammenhängen: in Steinbrüche und die Natur des Altmühltals oder gar in die Wälder Kanadas.
Eine besondere Ehre ist es für Portenlänger, eine Auswahl herausragender Arbeiten des bekannten Zeichners und Druckers Wolfgang Schmitz auszustellen, der im Rahmen seiner drei Gastaufenthalte zahlreiche wunderschöne "Eichstättensien" entwickeln konnte. Der 2017 verstorbene Wuppertaler Künstler widmete sich in seinem ausgereiften zeichnerischen Schaffen dem Pappenheimer Altar, der heiligen Walburga als Hausrelief am Marienhaus, den Schildwachen an der Residenz und der Aussicht auf die Notre-Dame-Kirche. Die einzigartigen Lithographien schmücken nun den Hauptausstellungsraum von Portenlängers Werkstatt: "Schmitz blieb trotz der großen Anerkennung als deutscher Künstler, der durch vielfache Preise geehrt wurde, stets der begeisterte Künstler, der am Schaffensprozess interessiert ist", erinnert sich Portenlänger.
Der britisch-kanadische Grafiker Angelo Evelyn, heute in Hilversum/Niederlande zu Hause, druckte die von Schmitz gefertigten Zeichnungen, unter anderem den gemeinsamen Litho-Jahresdruck 2008 anlässlich des zehnjährigen Bestehens der Litho-Werkstatt: "Hier fand die perfekte klassische Zusammenarbeit von Künstler und Drucker statt", so Portenlänger.
In der aktuellen Ausstellung präsentiert Evelyn eindrucksvolle farbige Steindrucke, in denen er die Spannung des Herbstes entfaltet. "Beautiful Loosers" - so ist eine Serie von Steindrucken von Ahornblättern betitelt, die kräftig-grün auf schwarzem Hintergrund leuchten. Sein wissenschaftliches Interesse - Evelyn ist Naturwissenschaftler - kommt in dem originellen Farbdruck "4 Beatles - 4 Stars" zum Ausdruck, in dem er vier übergroße Käferarten mit ihrer lateinischen Bezeichnung präsentiert.
Li Portenlänger selbst zeigt ihren eigenen künstlerischen Ansatz, den Druckstein des Solnhofener Materials in Bildern zu fassen. Ihre Arbeiten bieten einen Eindruck davon, in welch faszinierender Weise eine "Verwandlung" gleicher Bildmotive durch die Art der Farbmaterialwahl erfolgen kann, so durch schimmernde Metallpigmente, auf die frische Druckfarbe aufgebracht wurde. Das Quadrat "Kleine Libelle" bringt indes eine fossile Erscheinung auf dem Hintergrund einer Schützenscheibe hervor.
Die hervorragend zusammengestellte Ausstellung ist ein Muss für alle, die sich für die Kunst des Druckens, der Grafik und insbesondere der Lithographie-Kunst interessieren. Sie zeigt eindrücklich die enorme Vielfalt dieser Künste, die von der klassischen originalen Handzeichnung als Druckbild oder dem Umdruckverfahren von Fotografie über die Frottage und die Lithogravur, bis hin zur Flächenformarbeit mit Seifentechnik oder zum Naturabdruck, wie beim Ahornblatt des Kanadiers Evelyn, reicht. Sie zeigt darüber hinaus aber auch die Gemeinschaft des Kunstwerkes und sein Fortbestehen.
Die Ausstellung ist noch bis einschließlich Sonntag, 10. Oktober, Mittwoch, Donnerstag und Freitag von 16 bis 18 Uhr sowie Samstag und Sonntag von 11 bis 13 Uhr in der Lithographie-Werkstatt, Pfahlstraße 25, zu sehen.
EK
