Unterpindhart
Brillante Parodien mit Biss

Wolfgang Krebs lässt auf der Kleinkunstbühne Unterpindhart den Watschenbaum umfallen

19.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:11 Uhr
Parodist Wolfgang Krebs als Vereinsmeier Schorsch Scheber auf der Kleinkunstbühne Unterpindhart −Foto: Zurek, Magdalena, Geisenfeld

Unterpindhart (GZ) Jubel und tosender Beifall für die Granden der CSU: Wirklichkeit ist dieses Szenario am Freitagabend bei der "Watschnbaum-Gala" auf der Kleinkunstbühne Unterpindhart geworden.

Wobei der Applaus freilich nicht den Originalen, sondern ihrem Parodisten Wolfgang Krebs galt.

 

Statt einfach den vorgefertigten Text seines Programmes abzuspulen, gönnt dieser Kabarettist sich und seinem Publikum vorab einen Blick auf "7000 Jahre" regionale Geschichte, auf Ureinwohner, deren "Hochkultur" einst die Römer und den Rest der Welt das Fürchten lehrte. Reaktionen der Zuschauer greift er in improvisierten Repliken auf und punktet dabei ein ums andere Mal mit seiner sympathischen Ausstrahlung.

Die zentrale Frage des Abends aber lautet: Wer hätte in unserer Gesellschaft eine virtuelle Watschn verdient? Die Nominierung der Kandidaten überlässt der Parodist kompetenten Gestalten wie Edmund Stoiber. Der "Ministerpräsident des ehemaligen Bayern" erklärt als Anti-Laudator haspelnd und wortverdrehend das Wahldebakel der CSU - Seitenhiebe gegen die "zur Hornbrille gewordene Inkompetenz Doofrind (äh Dobrindt)" inklusive.

Bayerns Innenminister Herrmann sinniert hingegen als leicht gestriges "Superhirn" im Zeitlupen-Modus über den jüngst erbauten Cyber-Raum und ein selbstverliebter Söder lauert als Minister für "rhetorische Realitätsoptimierung" darauf, dass "Queen Horst" endlich abdankt. Der aber droht den umstürzlerischen "Omega III Fettsäuren" mit einer Kabinettsumbildung. Mutti Merkel nutzt den ihr gewährten Gast-Auftritt für eine zum Brüllen komische Analyse bayrischer Schimpftiraden, während der alkoholisierte Vereinsmeier Schorsch Scheber Zugroaste aufs Korn nimmt. Und damit es auch was zum Mitschmettern gibt, tritt Meggy Montana als musikalische Stimmungskanone an.

Rund 20 Gestalten - darunter auch "Opfelsoft" Aiwanger - lässt Krebs antreten. Dabei trifft er mit Duktus, Mimik und Habitus genau jenes Maß an pointierter Übertreibung, das zum Lachen bringt, ohne ins Lächerliche abzugleiten. Er spielt mit Sprache und führt jede Logik ad absurdum. Bei aller Gaudi ist es ihm ernst, etwa wenn er anprangert, wie Joe Käser und seinesgleichen die soziale Gerechtigkeit auf dem Altar ihrer Profitgier opfern.

Zum Sieger des Negativ-Preises wird am Ende per Akklamation die AfD gewählt - knapp vor Trump. Der wahre Jubel hingegen gebührt Krebs, der sich sogar einmal kurz "nackt" (also ohne Perücke) zeigt.