Wolnzach
Brigitte Hackl greift an

Die parteilose 57-Jährige will für die Gruppierung Gemeinsam für Wolnzach Bürgermeisterkandidatin werden

11.09.2019 | Stand 23.09.2023, 8:31 Uhr
Brigitte Hackl möchte für Gemeinsam für Wolnzach Bürgermeisterkandidatin werden. Sie und Josef Schäch sind momentan die einzigen beiden Gemeinderäte der Gruppierung. −Foto: Brenner

Wolnzach (WZ) Sie ist gegen Politik durch die Parteibrille: Brigitte Hackl will für die Gruppierung Gemeinsam für Wolnzach (GfW) als Bürgermeisterkandidatin Jens Machold (CSU) herausfordern. Am Freitag werden sie und Schäch bei einer Infoveranstaltung für ihre neue Gruppierung werben. Mit dem Ziel, 24 Bürger für ihre Liste zu gewinnen.

 


Mittlerweile gibt es nur noch zwei Mitstreiter der Gruppierung, neben Hackl ist seit dem Sommer ebenfalls Josef Schäch dabei. Schäch war aus der FDP-UW-BGW-Fraktion ausgetreten, Hackl verließ die SPD-Fraktion. Zum Ende der Juli-Gemeinderatssitzung hatten Schäch und Hackl mitteilen lassen, dass sie zusammen mit Thomas Stockmaier (fraktionslos) eine eigene Fraktion bilden wollen. Dieser allerdings erklärt jetzt, dass er gar nicht mehr für den Wolnzacher Gemeinderat kandidiert (siehe Kasten).

"Das belastet mich schon", sagt Schäch zu Stockmaiers Entscheidung. Hackl kann Stockmaiers Gründe zwar nachvollziehen, "es ist aber schade". Für sie komme es nicht infrage, in Wolnzach aufzuhören. "Man kann nicht nur schimpfen, man muss auch bereit sein, Verantwortung zu übernehmen. " Hackl würde das gerne als nächste Bürgermeisterin von Wolnzach tun. "Wir wollen null Parteien-Zusammenarbeit und stattdessen eine Zusammenarbeit für Wolnzach. " Momentan sei es im Gemeinderat so, dass die Opposition entweder mitstimmen könne oder es sowieso nichts werde. "Hier ist der Respekt verloren gegangen - und das will ich ändern. " Es sei wichtig, dass man diskutieren könne ohne persönliche Angriffe. "Momentan komme ich mir im Wolnzacher Gemeinderat vor wie auf einem Schlachtfeld - und der Verlierer ist der Markt Wolnzach. "

Als Bürgermeisterin würde die Lehrerin gern mit Transparenz ein besseres Klima schaffen. "Ich würde alle Marktgemeinderatsmitglieder vor den Sitzungen umfassend informieren und Fragen beantworten", sagt Hackl, "so dass in der Sitzung eine konstruktive Diskussion möglich ist". So wie es jetzt laufe, gehe viel Potenzial für Wolnzach verloren.

Zum Beispiel sieht sie bereits Versäumnisse bei der Entwicklung von Gewerbegebieten. "Es geht nicht, dass eine Wolnzacher Firma weggeht, weil sie hier keinen Grund findet. " Man müsse sich außerdem einmal genau anschauen, wie viel Gewerbe geschaffen wurde und wie viele Arbeitsplätze es dort gebe. "Mein Fokus liegt klar auf kleinen mittelständischen Betrieben, die ortsnah angesiedelt werden und die den Verkehr durch die Ortschaft nicht weiter steigern. " Ein Gewerbegebiet wie Bruckbach, außerhalb von Wolnzach und ohne Autobahnauffahrt, "würde es bei mir kein zweites Mal geben".

Das Verkehrskonzept für Wolnzach komme außerdem viel zu spät, so Hackl. "Die Entscheidung zur Goiglmühlbrücke hätte man erst treffen sollen, nachdem es ein Verkehrskonzept gibt. " Das wäre eine strategisch vernünftige Herangehensweise gewesen. Dennoch würde sie immer "was gut ist weitermachen". Sie sei froh, dass es jetzt endlich komme.

Hackl äußert sich auch zum heiklen Thema Volksfest-Standort: "Es ist schade, dass hier nicht der von Schäch vorgeschlagene alternative Standort weiter durchgespielt wurde. " Allerdings sei der jetzige Standort von der Mehrheit der Bevölkerung gewünscht "und wenn die Mehrheit dafür ist, dann richte ich mich natürlich danach". Mit den Anwohnern allerdings hätte man anders umgehen können. "Und bei mir hätte die Petentin niemals ihr Ehrenamt aufgeben müssen. " Hier sei der Konflikt in eine andere Schiene getragen worden. Genau das sei aber etwas, das man als Bürgermeister auf keinen Fall tun solle.

"Natürlich trete ich nur als Kandidatin an, wenn ich auch aufgestellt werde und wenn sich genug Unterstützer finden", so Hackl. Es könne schließlich auch sein, dass sich jemand anders bei der Gruppierung um die Bürgermeisterkandidatur bewerbe und in der Aufstellungsversammlung gegen sie gewinne.

Für die Gruppierung Gemeinsam für Wolnzach wird aktuell vor allem eine Frage spannend: Wie sie am politischen Geschehen teilnehmen kann. Wichtig sind da vor allem die Ausschüsse. Doch eigentlich braucht es drei Gemeinderäte für einen Fraktionsstatus - mit dem dessen Mitglieder dann auch an den Ausschüssen teilnehmen können. Doch Hackl und Schäch sind eben nur noch zu Zweit - genau wie die SPD-ler Marianne Strobl und Werner Hammerschmid, die nach dem Austritt von Martin Schlicht ihren Fraktionsstatus verloren. Geschäftsführer Markus Rieder will dazu aktuell auf Anfrage noch nichts sagen. "Die Sichtweise des Marktes geben wir erst öffentlich bekannt, wenn die Rechtsaufsicht diese bestätigt hat", so der Geschäftsführer.

Die Infoveranstaltung der Gruppierung Gemeinsam für Wolnzach beginnt um 19 Uhr im Nebenzimmer des Gasthauses Zur Post. "Wir wollen eine parteifreie Liste für Wolnzach erstellen", so Hackl. "Es wäre sehr schön, wenn auch junge Leute und Frauen kämen". Immerhin stellten diese 50 Prozent der Bevölkerung, seien aber in der Kommunalpolitik immer noch unterrepräsentiert. Es gehe um die Fragen, was einem an Wolnzach nicht gefalle und wo man die Marktgemeinde in einigen Jahren sehe.

"Es bringt nichts, immer nur im Wirtshaus zu reden, man kann auch etwas ändern", so Hackl.
 

Thomas Stockmaier zieht zurück

Das fraktionslose Gemeinderatsmitglied Thomas Stockmaier will im Wolnzacher Gemeinderat aufhören. "Ich trete zur Kommunalwahl gar nicht mehr an", sagt er. Sein Schritt kommt überraschend, weil er Ende Juli noch für die neue Gruppierung Gemeinsam für Wolnzach antreten wollte. 2016 war Stockmaier aus der FDP-UW-BGW-Fraktion ausgetreten. Seitdem nahm er als Fraktionsloser an den Wolnzacher Sitzungen teil.

Jetzt will der 48-Jährige aber gar nicht mehr. "Das hat zunächst berufliche Gründe", erklärt der Gemeinderat gegenüber unserer Zeitung. Nach reichlicher Überlegung während der Sommerpause sei er zu dem Schluss gekommen, dass er kommunalpolitisch kürzer treten müsse. Als Versicherungsagenturleiter seien zum Beispiel oft gerade die Abendstunden wichtig, in denen ja die Sitzungen stattfinden. Dazu komme die schwierige Situation im Wolnzacher Gemeinderat. "Bei mir ist da gerade die Luft raus. "

Ein weiterer Grund ist seine Parteizugehörigkeit: "Meine Loyalität gehört der FDP", so Stockmaier. Wenn er nun in eine neue Gruppierung eintrete, könne das zu Problemen mit der Mitgliedschaft in der FDP führen. Und diese wolle er auf keinen Fall verlieren.

Damit hängt auch zusammen, dass Stockmaier sich durchaus vorstellen kann, erneut für den Kreistag zu kandidieren. Und dafür brauche er natürlich auch eine entsprechende Platzierung auf der Liste, sagt er. Endgültig über eine Kreistagskandidatur entscheiden will er Ende September nach der Klausurtagung der FDP entscheiden.

Desirée Brenner