Brigitte Fuchs feiert 60. Geburtstag

07.10.2008 | Stand 03.12.2020, 5:32 Uhr

"Näher am Menschen": Für Brigitte Fuchs ist der bekannte CSU-Slogan keine theoretische Forderung, sondern Alltagspraxis. - Foto: Herbert

Ingolstadt (DK) Manchmal kann es in Bayern sogar zum Politikum werden, wenn eine Frau sich weigert, ein Dirndl anzuziehen. Für Brigitte Fuchs war es nie ein Problem, im Dirndl öffentlich aufzutreten. Heute wird die populäre CSU-Stadträtin 60 Jahre alt.

Aber sie musste zum zünftigen Gwand ja auch nicht überredet werden. Es war für die erste Bürgermeisterin in der Geschichte Ingolstadts einfach eine Selbstverständlichkeit, dass man als Frau zum Volksfest im Dirndl geht.

Inzwischen hat sich Brigitte Fuchs, die heute 60 Jahre alt wird, aus der Bürgermeisterriege zurückziehen müssen, weil es die Koalitionsräson im Rathaus so wollte. "Ich bin aber als Stadträtin nach wie vor Ansprechpartnerin", darauf legt sie großen Wert. Anlaufstelle, Helferin, Beraterin für Menschen zu sein, die etwas auf dem Herzen haben, das war schon immer die Stärke der CSU-Politikerin. Wenn in irgendwelchen Gremien die Mehrheit bei einem Problem zu dem Schluss kommt, da müsse "man" endlich mal was unternehmen, ist es häufig Fuchs, die "anpackt und macht". So geschehen bei der Gründung der Tafel oder bei der Organisation von Hilfstransporten nach Russland.

Brigitte Fuchs ist echte Ingolstädterin. "Ich bin in dem Haus am Oberen Graben geboren, in dem ich heute noch lebe." Ihr Vater war Postbeamter, die Mutter Hausfrau. Gleich in der Nachbarschaft wurde in den fünfziger Jahren die neue Moritzschule – natürlich nur für Knaben – gebaut. Mädchen wie Brigitte gingen in die Gnadenthal-Volksschule, die es damals noch gab. Und die Ferien wurden "am Dorf", bei Bekannten in Gerolfing verbracht.

"Acht Jahre Volksschule, mehr hab’ ich nicht", sagt Fuchs mit einem trotzigen Selbstbewusstsein, das sie später auch dringend brauchte, wenn politische Mitstreiter mit akademischer Bildung ihre angebliche Überlegenheit heraushängen ließen.

Durch die Aktivität in der Katholischen Jugend kam es langsam auch zum öffentlichen Engagement. Eines der beiden Kinder von Brigitte Fuchs ist behindert, und so bekam sie hautnah mit, wie viel es an den Lebensumständen von Behinderten noch zu verbessern gilt. "Da hab’ ich gelernt, dass man für andere was fordern kann."

1996 kandidierte sie zum ersten Mal auf der CSU-Liste und wurde in den Stadtrat gewählt. Sechs Jahre später – "daran hab’ ich vorher keine Sekunde gedacht" – saß sie auf der Bürgermeisterbank neben einem promovierten Wirtschaftswissenschaftler und einem ehemaligen Oberstleutnant der Bundeswehr. Sie war im Führungstrio für das Soziale und das Volkstümliche zuständig, ging ganz auf in ihrer Rolle als "Bürgermeisterin der Herzen" und ergänzte damit ideal die Herren Lehmann und Wittmann. Klar, dass sie im Unterschied zu ihren männlichen Kollegen nebenbei auch ihren Haushalt zu erledigen hatte, weil der Ehemann meist beruflich unterwegs ist. "Deswegen führen wir so eine gute Ehe."

Der spektakulärste Coup, den die Trägerin des russischen Ordens "Katharina die Große" in ihrer sechsjährigen Amtszeit gelandet hat, war wohl das Gastspiel des Bolschoi-Theaters in Ingolstadt. Und auch als einfacher Stadträtin ist es Brigitte Fuchs um den interkulturellen Austausch zu tun, diesmal auf sportlicher Ebene. Zurzeit bereitet sie ein Eishockeyspiel vor, zu dem die Cracks der früheren sowjetischen Olympiamannschaft gegen Oldies aus Ingolstadt und Umgebung antreten sollen. Ihr Rezept in organisatorischen und sonstigen Fragen: "Ma muass reden mit die Leit.