Ingolstadt
Brenzlige Situationen im Live-TV

Ingolstädter Polizei bewältigte angespannte Lage beim Relegationsspiel mit Bravour - In der 3. Liga wird es kaum einfacher

29.05.2019 | Stand 23.09.2023, 7:13 Uhr
Fordernder Einsatz für die Polizei: Nach dem Abstieg suchten FC-Fans die Aussprache mit den Spielern. −Foto: Eberl, Stefan, Ingolstadt

Ingolstadt (DK) Die Tabelle der 3. Liga haben die Verantwortlichen der Ingolstädter Polizeiinspektion bereits intensiv studiert.

Die Vereine inklusive Aufsteiger lassen bei Inspektionsleiter Peter Heigl nur einen Schluss zu: "Die Mannschaften werden uns das Leben nicht leichter machen. " Gemeint sind "die Fans mit möglichem Gewaltpotenzial", von denen Heigl und sein Stellvertreter Matthias Schäfer in Liga drei fast sogar noch mehr erwarten als in dieser Zweitliga-Saison: Halle, Rostock, Magdeburg, Kaiserslautern, dann das Wiedersehen mit 1860 München, dazu die Aufsteiger Chemnitz und Mannheim und wohl noch weitere Partien, die als mutmaßliche Hochrisikospiele angesetzt werden. "Die Situation wird sich für uns nicht ändern", glaubt Heigl deshalb. Auch wenn sich weit weniger Zuschauer im FCI-Sportpark als bisher verlieren dürften, so ist doch die Zahl der potenziellen Krawallmacher die entscheidende für die Polizei.

"Die Erfahrung haben wir aber", sagt Inspektionschef Heigl. Das haben die Polizeiführer am Dienstag wieder bewiesen, als sie den hochemotionalen FC-Abstiegskrimi zumindest aus polizeilicher Sicht erfolgreich bewältigten und "alles glatt lief, obwohl es um viel ging", wie Einsatzleiter Schäfer zusammenfasst. Dabei war die Lage teils gar nicht einmal so einfach, auch wenn es vielleicht so schien: "Die Ingolstädter Ultras und die aus Wiesbaden verstehen sich. " Deshalb war die Grundaggression der Fanlager gegeneinander im Prinzip zwar nicht vorhanden, "aber die große Frage ist, wie stark die Freundschaft in solchen Momenten ist", sagt Schäfer. Kitzelig für die Einsatzkräfte wurde es deshalb besonders in den letzten Minuten vor Abpfiff, als sich der Aufstieg der Gäste abzeichnete. "Wir wussten, dass die auf dem Rasen mit den Fans feiern wollten. " Deshalb habe man nach anfänglicher Gegenwehr "aus dem Sicherheitsaspekt" doch ziemlich schnell die Tore zum Gästeblock öffnen lassen, "bevor dort welche über den Zaun steigen und abstürzen", so Schäfer. Und das alles, während Fußball-Deutschland per Live-TV nach Ingolstadt schaute.

Analog sei man dann in enger Abstimmung mit dem Verein und dessen Sicherheitsdienst mit den Ingolstädter Fans verfahren, die auch aufs Feld durften, um ihr Gemüt (Schäfer: "Schon eine leicht aggressive Grundstimmung") in Gesprächen mit den sich stellenden FC-Spielern abzukühlen; begleitet aber von einer Mauer aus Security-Leuten und Polizisten. "Das alles hat die Stimmung schon beruhigt", findet Schäfer, "so haben wir dann auch kein Problem vor der Geschäftsstelle oder dem Mannschaftsbus bekommen. " Und der traurige Abend endete zumindest ohne noch größere Wunden.

Christian Rehberger