Ingolstadt
Breitseite gegen den Bürgermeister

04.05.2010 | Stand 03.12.2020, 4:03 Uhr

Ingolstadt (DK) In einem Brief an den OB hat Achim Werner (SPD) angeregt, Bürgermeister Albert Wittmann die Federführung bei den Verhandlungen für die Gaimersheimer Nordumgehung zu entziehen, weil möglicherweise persönliche Interessen eine Rolle spielen. Die Stadtspitze reagierte gestern überaus empört.

Wittmann schäumte gestern vor Wut und Enttäuschung. Dass ihm in der Bevölkerung unterstellt wird, er sei nur deshalb gegen eine Fertigstellung der Umgehungsstraße, weil er in der Nähe ein Grundstück besitzt, ist nichts Neues. Nun aber diese heftige Breitseite eines bislang geschätzten Stadtratskollegen. "Das ist kein Stil, menschlich trifft mich das sehr!"

Vehement hatte der Finanzbürgermeister stets bestritten, seine Haltung habe irgendetwas mit diesem Grundstück zu tun. Es handele sich um einen Acker, der noch dazu weit entfernt von der umstrittenen Trasse liege und nicht einmal als Bauerwartungsland gelte. Selbst politische Gegner verschiedener Couleur hatten dem Bürgermeister zuletzt bescheinigt, dass hier wohl kein Zusammenhang bestehe – auch aus den Reihen der Sozialdemokraten. Umso mehr verwunderte Wittmann gestern ein Brief Achim Werners an OB Alfred Lehmann. Darin regt der SPD-Fraktionsvorsitzende an, das Stadtoberhaupt möge die ausstehenden Grundstücksverhandlungen für die Umgehung übernehmen. Werner wirft Wittmann zwar nicht direkt persönliche Interessen vor: Ob das Vorhandensein dieses Grundstücks "beim Handeln des Bürgermeisters eine Rolle spielt oder nicht, sei dahin gestellt", schreibt er. "Auf jeden Fall geht es nicht an, sich auch nur dem Verdacht auszusetzen, dass ein Vertreter der Stadt bei seiner Tätigkeit auch Privatinteressen im Auge hat." Es diene "der politischen Hygiene" und könnte auch zur Befriedung der schwierigen Situation zwischen Trassengegnern und -befürwortern beitragen, wenn der OB die weiteren Verhandlungen übernehmen würde, meint der SPD-Mann.

Albert Wittmann hat sich noch gestern selbst für eine Überprüfung aller Vorwürfe durch das Rechtsamt eingesetzt. "Ich will hier nicht das Opfer einer Rufmordkampagne werden. Das Ergebnis lege ich gerne auf den Tisch, denn ich habe nichts zu verbergen. Dieses Vorgehen ist für mich ehrenrührig, und das lasse ich nicht auf mir sitzen."

OB Alfred Lehmann bestätigte, auch auf den Wunsch Wittmanns hin sofort das Rechtsamt eingeschaltet zu haben. "Sie sehen mich sprachlos", kommentierte er den Brief Werners. "Ich bin froh, dass heute keine Stadtratssitzung war. Sonst wäre ich emotional geworden. Das ist einfach bodenlos und absurd. Das mit dem Grundstück ist doch bekannt, wo ist da der Bezug" So habe sich noch kein Stadtrat verhalten: "Man kann doch nicht nur mit Dreck schmeißen."