Greding
"Brauchen schnelles Internet auf jedem Acker"

08.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:59 Uhr

Greding (luf) Einen weiten Bogen hat der Festredner des Neujahrsempfangs, Ministerialdirektor Hubert Bittlmayer, in seinem Vortrag geschlagen - ohne aber sein eigentliches Thema aus den Augen zu verlieren. Das kreiste um den ländlichen Raum, zu dem schließlich auch Greding zählt, und da vor allem um die Chancen und Herausforderungen, die die Land- und Forstwirtschaft in Gegenwart und Zukunft meistern muss.

Der Redner ist ein ausgewiesener Experte, trägt er als Marktrat in Nassenfels doch nicht nur kommunalpolitische Verantwortung in einer ländlichen Gemeinde, sondern weiß als Amtschef des bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten auch, welche Auswirkungen Entscheidungen der großen Politik konkret nach sich ziehen.

Das Gefühl der Unsicherheit sei derzeit groß bei den Menschen in Deutschland, konstatierte Bittlmayer. Dabei lebten "wir auf einer Insel der Seligen in der Welt". Die aber ein wenig aus den Fugen geraten sei. In der Türkei hätten viele vor kurzem noch Urlaub gemacht, jetzt gelte das Land als unsicherer Kantonist. Brexit, Trump, Naher Osten und nicht zuletzt das Warten auf die Regierung in Deutschland verstärkten das diffuse Gefühl der Unsicherheit. "Über die bayerische Politik und ihre Veränderungen rede ich lieber nicht", scherzte Bittlmayer, "das geht zu nahe an meinen Arbeitsplatz heran."

Doch sang er als guter Ministerialbeamter hernach doch ein Loblied auf das Land Bayern und seine Staatsregierung. Der Freistaat schaffe es, 1,5 Milliarden Euro an Schulden zu tilgen und investiere gleichzeitig 7,2 Milliarden. "Wir haben den Haushalt mit der höchsten Investitionsquote in Bayern." Selbst dieses reiche Bundesland müsse - und könne zum Glück - auf Ehrenamtliche bauen, was zur Lebensqualität enorm beitrage. Beispiel Feuerwehren: "Wenn alle, die heute freiwillig Dienst tun, angestellt wären, würden alle unsere Haushalte zerplatzen."

Bittlmayer riss mehrere Themenfelder an, die Land- und Forstwirtschaft bestimmten. Hier gebe es "eine ganze Menge von Programmen", um die Akteure zu unterstützen. So ist für ihn die Globalisierung ein Glück für den hiesigen Bauern: "China bestimmt unseren Milchpreis mit", sagte er. Werde dort weniger Milchpulver konsumiert, schaue der bayerische Bauer ein Stück weit in die Röhre. Auch esse der Deutsche "kein ganzes Schwein". Ja, Filet und Kotelett gingen weg wie warme Semmeln, aber Kopf und Füße seien andernorts beliebter. "Wir brauchen den Agrarexport."

Der Wald müsse jetzt mit Hilfe des Staates umgebaut werden, damit ihm der Klimawandel nicht den Garaus macht. Schon gebe es Bestrebungen, Kunststoff aus Buchenholz herzustellen, sagte Bittlmayer. Und die Digitalisierung sei höchstens für Laien in dieser Branche weniger wichtig. Felder würden heutzutage mittels GPS bestellt, "wir brauchen schnelles Internet auf jedem Acker". Dabei stelle der Landwirt auch Daten zur Verfügung, weshalb er einen Teil des Profits, der mit diesen Daten erzielt werde, abschöpfen können müsse. Wasserqualität, Tierwohl, Biodiversität: Bei derlei Schlagworten sieht sich die Landwirtschaft laut Bittlmayer oft auf der Anklagebank. Doch könne das gestiegene Interesse der Menschen auch eine Chance sein. "Wir müssen besser erklären - oder es ändern." Und somit beständig Qualität liefern.