Schrobenhausen
"Brasilianischer Tango ist meine große Liebe"

SZ TRIFFT die Konzertpianistin und Musikpädagogin Carola S. Colani

07.08.2014 | Stand 02.12.2020, 22:22 Uhr

Eine Grande Dame der lokalen Musikszene an den Tasten: Carola S. Colani, Konzertpianistin und Musikpädagogin - Foto: Staimer

Schrobenhausen (SZ) Ihr Name ist so außergewöhnlich wie ihre Erscheinung: Carola S. Colani ist eine leidenschaftliche Pianistin und Musikpädagogin. Mit ihrem kurzen, kohlrabenschwarzen Haar und ihren strahlend blauen Augen wirkt sie wie eine Grande Dame der lokalen Musikszene an den Tasten. Ihre Konzerte sind eine Rarität: hier die Offene Bühne in Blumenthal, bei den 24-Stunden-Konzerten war sie genauso zu hören wie in Scheyern.

Kaum hat der Besucher die Schwelle der Wohnung im zweiten Stock im Herzen der Stadt betreten, schon befindet er sich quasi im Allerheiligsten – dem Musikzimmer. Der schwarze Flügel nimmt den lichtdurchfluteten Raum ein. Das E-Piano in der Ecke spielt die Nebenrolle.

Beherzt und temperamentvoll greift Colani in die Tasten – da ist sie ganz in ihrem Element. Sie braucht kein Notenblatt. Der Zuhörer spürt quasi den brasilianischen Tango. „Ich bin schon stark infiziert“, sagt Carola Colani und schickt ihr bestechendes Lächeln hinterher. Gemeint ist der Virus namens Ernesto Júlio Nazareth. Ein brasilianischer Komponist und Pianist, der sich im Belle Epoque der vergangenen Jahrhundertwende mit seinen packenden brasilianischen Tangos einen Namen gemacht hat.

Vor vier Jahren hatte sie ihre erste Begegnung mit diesem rassigen Nazareth. Die weltumspannende Musikmischung aus brasilianischem Tango, kubanischer Habanera, gepaart mit afrikanischer Rhythmik und einer Portion europäischer Musik hatte sie von Anfang an gefangen genommen. Wie eine Besessene übt sie seither täglich – stundenlang. Es können schon mal fünf Stunden werden.

„Ich bin immer auf dem Weg“, beschreibt Colani ihre musikalische Reise. Ihr pädagogisches und künstlerisches Diplom als Fachlehrerin für Musik und Konzertpianistin hat sie am städtischen Konservatorium in Nürnberg erworben. „Immer auf der Suche, die Freude am Experimentieren, den eigenen Ansprüchen gerecht werden, die eigenen Grenzen erkennen“, so skizziert Colani ihre Arbeitsweise.

In den 90er Jahren entdeckte sie ihr Faible für Jazz und Boogie-Woogie. Sie hat sich den Off-Beat drauf geschaufelt, immer wieder Kurse besucht, sich intensiv und akribisch mit dem Tonmaterial auseinandergesetzt und geübt, geübt, geübt.

Die ausgewählten Stücke werden immer wieder neu eingeübt, der Charakter herausgearbeitet, bis das Ergebnis dem hohen persönlichen Anspruch gerecht wird. Während der Neuburger Sommerakademie habe sie sich rein aus Spaß auch mal an den Bongos und Djembe versucht.

„Ich habe eine Aversion gegen gigantische Säle“, erzählt Colani. Ihr ist lieber der „kleine Rahmen“, wie sie sagt, dann aber sollte der Raum voll besetzt sein. Wenn auch die kleine Konzertbühne mit ihrer intimen, nahen Atmosphäre immer wieder lockt, so sieht Carola Colani ihren Schwerpunkt doch im Unterricht.

„Meine Art von Musik ist jene, die im Herzen berührt – ganz im Moment“, sinniert die Klavierspielerin und schiebt nach: „Kein ,man muss’ oder ,man muss das können’“. Das gelte auch für ihren Musikunterricht. Quer durch alle Genres führt sie ihre Eleven von zehn Jahren bis ins Seniorenalter – mal entlang der vorgegebenen Literatur, mal durch Improvisation, gestützt auf den Grundlagen der Harmonielehre. Klassik werde von den Schülern nicht mehr so gern gespielt, eher Pop und Jazz oder Filmmusik und Gesangbegleitung, erzählt die Klavierlehrerin.

Carola Colani ist eine Perfektionistin – durch und durch: Das Programm für einen ihrer raren Klavierabende steht schon seit einiger Zeit. Wenn nicht der ihr so verhasste Organisationsaufwand und die lästige PR-Arbeit wären. Während ihrer Hauskonzerte mit der heimeligen Zahl von 13 Zuhörern wurde schon getestet. Wie kann es anders sein, er ist ganz Ernesto Nazareth gewidmet – mit seinen wunderbaren Tangos, Walzern und klangvollen Romanzen.

Wem das Warten bis zum Konzert zu lange wird: Manche der von Carola Colani gespielten Nazareth-Stücke sind auf der Plattform youtube oder auf ihrer Homepage www.carola-s-colani.de zu finden.