Ingolstadt
Brandschutzverordnung beflügelt die Fantasie

06.07.2010 | Stand 03.12.2020, 3:53 Uhr

Fürs Malen geeignet und feuerfest obendrein: Das Gemeinschaftskunstwerk, das die Pausenhalle des Apian-Gymnasiums zieren wird, besteht aus 80 ausgedienten Druckplatten des DONAUKURIER. - Foto: Herrmann

Ingolstadt (DK) Thomas Sternagel ließ sich nicht beirren. Der Kunstlehrer am Apian-Gymnasium wollte die etwas triste Pausenhalle der Schule optisch aufpeppen, doch seinen gestalterischen Ideen standen schwere Geschütze gegenüber: die Brandschutzbestimmungen für öffentliche Gebäude.

Denn alles was aus Papier ist (und daraus bestehen zumeist im Kunstunterricht gefertigte Arbeiten) gehört zur sogenannten Brandlast, womit alle Materialien mit entsprechendem Heizwert bezeichnet werden. So etwas hat in der Pausenhalle, die als Fluchtweg gilt, nichts zu suchen.

Gabriel Nißl, Chef des Hochbauamts, erklärt: Es sei je nach Anforderung des Brandschutzkonzepts oder der Nutzung des Raumes vorgegeben, welche Stoffe einer bestimmten Brandklasse in ein Gebäude eingebracht werden dürfen. "Dabei findet Papier sich in der Gruppe B2 oder B3, bei den leicht normalen oder leicht entflammbaren Stoffen." Aber wieso solche Sensibilität? Zierten nicht immer Bilder, Plakate oder Papierkörbe die Schulgänge? Nißl vermutet, dass durch die "neue Bayerische Bauordnung" vom 14. August 2007 in Kombination mit der Erneuerung der Versammlungsstättenverordnung von 2008 das Bewusstsein für Brandschutzmaßnahmen erhöht worden ist.

Und damit zurück zur Kunst: Lehrer Sternagel fand eine Alternative, die ebenso attraktiv wie sicherheitstechnisch unbedenklich ist: Die Schüler fertigen ihre Kunstwerke auf ausgedienten Aluminium-Druckplatten des DONAUKURIER.

Im DK-Verlagshaus an der Stauffenbergstraße werden täglich gut 1000 Stück verbraucht. Der Produktionsleiter der Druckerei, Peter Glasl, zeigte sich sofort begeistert von der pfiffigen Idee des Kunstlehrers und lieferte 200 Druckplatten für den Unterricht. So erhielten die Schüler einen vorschriftskonformen, nicht als entzündbar deklarierten Werkstoff, der sich auch noch bestens bemalen lässt.

Die Kunstlehrer der Schule stellten fest, dass Tusche als Malmedium sich auf den Platten hervorragend eignet. Die direkt aus dem Offsetdruck stammenden Druckplatten besitzen sowohl Wasser führende als auch Wasser abweisende und zugleich Fett liebende Segmente. In der Druckerei wird die ursprünglich blau gefärbte hydrophobe Fotopolymer-Schicht von einer Violettlaserdiode beschrieben und gehärtet. Die so entstandene graublaue Oberfläche der Platten, die an sechs sechste Klassen weitergegeben wurden, erzielt laut Sternagel eine "wünschenswerte Unruhe" im Gemeinschaftskunstwerk für die Pausenhalle des Apian.

Nicht aus ästhetischen Gründen, sondern weil Metall und Tusche es anregen, entsteht nun auf der Aluminiumbasis "ein rauchendes, stinkendes, fürchterliches Monstrum": das Schiff "Die Moloch". Es entstammt Walter Moers’ Roman "Die 13 ½ Leben des Käptn Blaubär" und wird als das größte Schiff aller Zeiten beschrieben – mit 1214 Kaminschloten und immerhin 936 589 Bruttoregistertonnen.

Entsprechend gigantisch wird das Druckplattenkunstwerk: 80 Meter lang aneinandergereihte Druckplatten, voll von Schiffsbäuchen, Oberdecks und qualmenden Schloten, werden bald in die Deckenpaneelen der Pausenhalle eingehängt. Sie wird damit großen Reiz gewinnen, da sind sich die Künstler einig. Und nicht zuletzt: Alles brandschutztechnisch unbedenklich!