Riedenburg
Brandschützer in der Krise – ein Rückblick

22.12.2014 | Stand 02.12.2020, 21:50 Uhr

Riedenburg (sja) Die Parallelen sind unübersehbar, wenn auch nur hinter vorgehaltener Hand: Gut zehn Jahre vor der jetzigen Führungskrise tobt bei der Feuerwehr Riedenburg schon einmal ein Streit um den Posten des Kommandanten. Im Jahr 2004 tritt der langjährige oberste Feuerwehrmann Michael Ferstl überraschend zurück – und löst damit einen mehrmonatigen Disput zwischen Stadt und Wehr aus.

Ausschlaggebend für diesen plötzlichen Schritt ist damals ein Eklat im Hauptverwaltungsausschuss des Stadtrats. In nicht öffentlicher Sitzung entzieht der damalige Vize-Bürgermeister Volker Süß dem Kommandanten Ferstl das Vertrauen und schließt eine weitere Zusammenarbeit aus. Entzündet hat sich dieser Streit an der Diskussion um das Riedenburger Feuerwehrkonzept, in der sich Ferstl von der Politik „übertölpelt“ fühlt, wie er es damals formuliert. Nach der Sitzung zieht der Kommandant umgehend die Konsequenzen und tritt von allen Ämtern zurück. „Ich lasse mich nicht zum Kasperl machen“, stellt Ferstl klar.

Was in den Monaten darauf folgt, macht als Riedenburger Feuerwehrstreit auch überregional Schlagzeilen. Weil der Stadtrat die Geheimhaltung der internen Ausschusssitzung aufhebt, wird schließlich die ganze Debatte öffentlich. Zahlreiche Diskussionen und Streitgespräche ergeben allerdings keine Lösung für das Problem. Denn Ferstls Feuerwehrkameraden stärken ihrem ausgeschiedenen Kommandanten den Rücken. Den Höhepunkt des Disputs bildet eine Demonstration vor dem Rathaus, bei der die Aktiven den Mitgliedern des Stadtrats einen offenen Brief übergeben. Darin attestieren sie Ferstl „Zivilcourage“ und bedauern, dass er „die Konsequenz aus diesem schäbigen Machtspiel“ ziehen muss.

In der Folge bleiben die Fronten verhärtet. Die Fragen, wer sich nun eigentlich bei wem entschuldigen muss und wie eine Lösung überhaupt möglich sein soll, hält die Vermittler um den damaligen Bürgermeister Michael Schneider auf Trab. Der CSU-Politiker schließt allerdings kategorisch aus, einen Kommandanten vonseiten der Kommune vorzuschlagen. Der neue Chef der Wehr, das stellt er klar, soll aus den Reihen der Aktiven kommen.

Erst nach Monaten entspannt sich die Situation. Dann wird ein Entschuldigungsschreiben Ferstls bekannt. Gleichzeitig entschuldigt sich auch Süß und erklärt, seine Äußerungen aus der nicht öffentlichen Sitzung zu bedauern. Die Lösung, die schließlich die Krise bei der Feuerwehr im Jahr 2004 beendet, scheint heute allerdings nicht möglich zu sein. Denn vor zehn Jahren übernimmt Ferstls langjähriger Stellvertreter Klaus Achhammer und damit ein erfahrener Kommandant die Führung der aktiven Mannschaft. Mit dem jetzigen Rücktritt des heutigen Vize-Kommandanten Steffen Heid gibt es diese Option nun nicht.