Adelschlag
Brand im Triebwagen stoppt ICE

Schnellzug nach Hamburg strandet mit 600 Fahrgästen in Adelschlag Großeinsatz endet glimpflich

04.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:52 Uhr

Rauch und beißender Geruch nach verschmorten Elektrokabeln drang aus der Lok des ICE, der am Samstagabend am Bahnhof in Adelschlag gestrandet ist. Die Feuerwehren löschten den Brand zügig, alle rund 600 Passagiere blieben unverletzt. - Fotos: Chloupek

Adelschlag (EK) Großeinsatz für 150 Feuerwehrleute, Helfer von Rettungsdienst, THW und Katastrophenschutz am Samstagabend am Bahnhof Adelschlag: Die Lok des ICE 582 mit 600 Fahrgästen an Bord war in Brand geraten. Der Zug wurde evakuiert, die Strecke war über eine Stunde lang komplett gesperrt.

"Brandzug in Adelschlag" hieß die Meldung, die um 18.20 Uhr die Rettungskräfte und Freiwilligen Feuerwehren aus Adelschlag, Pietenfeld, Ochsenfeld, Nassenfels, Wasserzell und Eichstätt sowie das Technische Hilfswerk und den Katastrophenschutz des Landratsamtes in Alarm versetzt hat. Die herausfordernde Gesamteinsatzleitung meisterte der Adelschlager Kommandant Michael Kammerbauer. Zum Glück stellte sich die Sachlage als deutlich glimpflicher heraus als zunächst befürchtet: Der Lokführer konnte, nachdem er Rauchentwicklung im Maschinenraum festgestellt hatte, den Schnellzug sogar noch sicher eine kurze Strecke bis zum Bahnhof nach Adelschlag steuern.

Während sich dort ein Trupp von Feuerwehrleuten mit Atemschutzgeräten und entsprechenden Speziallöschmitteln unverzüglich an die Brandbekämpfung machte, konnten die rund 600 Passagiere an Bord dort am Bahnhof leichter versorgt werden, als das bei Nacht und Kälte auf freier Strecke - oder gar im ICE-Tunnel - möglich gewesen wäre.

Und genau deshalb war unter den Feuerwehrleuten und gestrandeten Passagieren am Samstagabend immer wieder die Rede davon, dass eine Umleitung auch echtes Glück sein könne. Denn eigentlich kommt der ICE 582 von München (Abfahrt 17.18 Uhr) über Ingolstadt (17.56 Uhr) und Nürnberg (18.30 Uhr) nach Hamburg-Altona (planmäßige Ankunft 23.10 Uhr) ja gar nicht über die Strecke Treuchtlingen durch Adelschlag, sondern wäre auf der ICE-Schnellstrecke bei Kinding unterwegs. Und wenn der Triebwagen nun im Tunnel gebrannt hätte, dann, da waren sich alle vor Ort einig, hätte das Ganze durchaus ernster werden können. Im dortigen Tunnel waren allerdings kurz vorher Fußgänger gemeldet worden; deshalb wurde die Strecke zwischen Ingolstadt-Nord und Kinding gesperrt und der Intercityexpress über Adelschlag in Richtung Treuchtlingen weiter nach Nürnberg umgeleitet.

"Wir dachen ja erst, das ist doch alles ein schlechter Scherz: Zuerst hieß es 35 Minuten Verspätung wegen der Tunnelsperre, und dann brennt auf der Umleitung die Lok - unglaublich", erzählt eine der nun am Adelschlager Bahnsteig gestrandeten Reisenden, die eigentlich nach Nürnberg wollte und sich jetzt wie viele andere lieber privat abholen ließ: "Wie weit ist Adelschlag von Nürnberg weg? Gute Stunde" Da rentiert es sich, dass der Ehegatte sich mit dem Auto in Bewegung setzt. Andere hatten diese Alternative nicht, denn sie wollten weiter hinauf in den Norden Deutschlands. "Nach Hause werd' ich's heute wohl nicht mehr schaffen", bemerkte ein Reisender aus Eckernförde; er war trotzdem relativ gut gelaunt, weil er ein erfolgreiches Bewerbungsgespräch hinter sich hatte. Um 20.01 Uhr sollte der Zug ja eigentlich schon in Fulda sein, stattdessen standen die Fahrgäste nun in der nächtlichen Kälte in Adelschlag herum und tauschten ihre Eindrücke aus. "Adelschlag? Wo liegt das überhaupt genau?"

Rainer Pudlo hatte sein Mobiltelefon permanent am Ohr: Der Notfallmanager der Bahn organisierte die Streckensperrung, bemühte sich um zwei kräftige Loks zum Abschleppen des havarierten Schnellzugs und kümmerte sich um einen Ersatzzug, der die Reisenden möglichst schnell wieder auf die Strecke schicken sollte. Bis dahin hieß es allerdings buchstäblich: Abwarten und Tee trinken. Die Bahn stellte ihre kompletten Vorräte aus dem ICE zur Verpflegung bereit. Und BRK-Einsatzleiter Oliver Rothbauer hatte kurzerhand zusammen mit Feuerwehrlern einen Mannschaftswagen zum "Bieslshuttle" umfunktioniert. In Gruppen wurden Reisende bei Bedarf zur Toilette im Adelschlager Rathaus chauffiert - denn im defekten ICE waren Strom, Heizung und damit auch die Spülung ausgefallen. Das Shuttleangebot wurde gerne und rege genutzt.

Die ausgebremsten Fahrgäste ertrugen die Wartezeit insgesamt recht geduldig. Immer wieder war Lob für den Lokführer zu hören: "Der Lokführer ist unser Held", betont eine Gruppe junger Frauen. "Das ist insgesamt gut gemanagt hier", meint ein Geschäftsmann aus der Nähe von Cuxhaven. Und als gegen 20.30 Uhr der Ersatzzug eintraf und alle 600 Passagiere mit Sack und Pack den Zug räumen und umziehen mussten, gingen die Feuerwehrler den Leuten auch noch als Gepäckträger zur Hand.

Die Brandursache war gestern ebenso noch unbekannt wie die Schadenshöhe. Die Bundespolizei in Nürnberg hat die Ermittlungen aufgenommen.