Kelheim
Brand bei Fibres in Kelheim

14.10.2018 | Stand 02.12.2020, 15:28 Uhr
Eine dunkle Rauchwolke steht am sonnigen Sonntagvormittag (14.10.2018) über dem Kelheimer Ortsteil Affecking. −Foto: NEWS5 / Pieknik (NEWS5)

Kelheim (rat) Ein riesiger Schaden ist am Sonntagvormittag bei einem Großbrand in dem Chemie-Unternehmen Kelheim Fibres entstanden. Ein Mitarbeiter der Firma wurde leicht verletzt. Er klagte über Husten und wurde ärztlich behandelt. Giftige Stoffe wurden nach Angaben des stellvertretenden Kreisbrandrates Helmut Dötzel nicht freigesetzt.

Um 14 Uhr wurde  Entwarnung für die Bevölkerung gegeben. Gegen 10 Uhr kam es im Kanalsystem  der Firma aus ungeklärter Ursache zu einer Verpuffung. Dadurch  wurde  im Spinnsaal ein Brand ausgelöst. An den Spinnlinien wird die Kunstfaser Dolan gesponnen, die zur Herstellung von Hygieneprodukten dient. „Der Brand erfasste umliegende Maschinen“, sagte Konrad Brunner, der Produktionsleiter von Kelheim Fibres. Die Anlage sei dann stromlos gemacht  und alle Ventile seien geschlossen worden. Löschwasser und -schaum wurden laut Bunner aufgefangen, die biologische Abwasseranlage werde noch geprüft.

Obwohl sofort die von einem Anlagenfahrer informierte Werksfeuerwehr anrückte, war den  firmeninternen Einsatzkräften rasch klar, dass sie Unterstützung brauchten.  Gegen 10.15 Uhr wurde externer Großalarm ausgelöst.
„Als wir  angerückt sind, war der Dachstuhl bereits durchgebrannt“,  erklärte der stellvertretende Kreisbrandrat Dötzel gegen 13 Uhr bei einer  improvisierten Pressekonferenz.  „Wegen der massiven Verrauchung und der enormen Hitze war ein Innenangriff nicht mehr möglich“, berichtete der Kreisbrandinspektor weiter. Man habe das Gebäude deshalb nur von außen löschen können.

Eine riesige schwarze Rauchwolke stand über dem Kelheimer Stadtteil Affecking. Mit Lautsprecherwagen forderten Feuerwehr und Technisches Hilfswerk die Einwohner von Kelheim vorsorglich auf, in den Häusern zu bleiben und die Fenster nicht zu öffnen. Von Beginn des Einsatzes an wurden Messungen vorgenommen, ob giftige Chemikalien freigesetzt worden sein könnten. Nach den Worten von Dötzel sei das aber nicht der Fall gewesen. Allerdings habe der Großbrand eine massive Geruchsbelastung zur Folge gehabt. Diese war bis in die angrenzenden Orte, darunter bis ins fast 20 Kilometer entfernte Riedenburg, spürbar.

Die Höhe des Schadens war am Sonntagnachmittag noch nicht abzuschätzen, sie dürfte aber nach den Worten von Dötzel erheblich sein.  Das Firmengebäude mit dem Spinnsaal sei komplett zerstört worden. Der stellvertretende Kreisbrandrat schätzt, dass rund 200 Feuerwehrleute im Einsatz waren. Dazu kommen 30 Personen von der Werksfeuerwehr, 50 Aktive vom Roten Kreuz und zehn vom Technischen Hilfswerk.

Auch die Riedenburger Feuerwehr half mit. Unter anderem war deren Boot im Einsatz, um den Main-Donau-Kanal zu sperren. Da das Fimengelände unmittelbar an die Donau angrenzt, wurde der Fluss für die Binnenschifffahrt komplett gesperrt.

An der Pressekonferenz um 13 Uhr nahmen neben Produktionsleiter Brunner und dem Kreisbrandinspektor Dötzel noch Landrat Martin Neumeyer (CSU) und Kelheims Bürgermeister Horst Hartmann (SPD) teil.  Den Einsatz leitete Kreisbrandrat Nikolaus Höfler. „Wir sind gerade in einer Phase der Entspannung, aber noch nicht der Entwarnung“, sagte Neumeyer. Letztere konnte dann aber eine Stunde später gegeben werden.

Neumeyer und Hartmann lobten  die Einsatzkräfte für ihr professionelles und besonnenes Vorgehen. „Das Alarmsystem hat funktioniert. Zu keiner Zeit bestand eine Gefährdung der Bevölkerung“, betonte der Landrat. Auch die Stimmabgabe bei der Landtags- und Bezirkstagswahl sei nicht beeinträchtigt worden.    Das Kelheimer Landratsamt hat unter der Nummer (09441) 207 31 12 ein Bürgertelefon eingerichtet.

Kreisbrandrat Höfler bestätigte, dass sich der Sondereinsatzplan für die Firma Kelheim Fibres bewährt  habe. Über ein ausgeklügeltes System wurde die Bevölkerung über Radioansagen und  das Internet aufgefordert, die Fenster und Türen geschlossen zu halten.  

Auch die Kelheimer Polizei war im Großeinsatz. Nach Auskunft des Inspektionsleiters Erich Banczyk  mussten sogar zusätzliche Kräfte von außerhalb angefordert werden, 15 bis 20 Polizisten hätten sich vor allem um die großräumige Sperrung der Straßen um den Brandort gekümmert. Außerdem war laut Banczyk ein Polizeihubschrauber mit einer Bildübertragung per Funk im Einsatz. Damit wurden die am Boden agierenden Einsatzkräfte aus der Luft über die Ausdehnung des Brandes informiert. Zudem nahm die Wasserschutzpolizei Regensburg die Sperrung der Donau vor.