Neuburg
Boxer-Tiger und Hip-Hop-Affen

Von cool-lässig bis zickig-schnippisch: 14 Jungschauspieler zeigen beim "Dschungelbuch" die Bandbreite ihres Könnens

16.08.2015 | Stand 02.12.2020, 20:55 Uhr

Entführung: Die Affen (cool-lässig gespielt von Nadine Bosch, Vincent Günzel und Kim Mares) haben Mowgli (beachtlich: Tristan Behr) zu sich geholt, damit er ihnen zeigt, wie man mit Feuer umgeht. - Foto: r

Neuburg (vb) Wer bin ich? Und wer sind die anderen? Wohin gehöre ich? Fragen, um die sich das „Dschungelbuch“ dreht. Im Original von Joseph Kipling, wurde die Geschichte um das Findelkind Mowgli, das im Urwald von Wölfen aufgezogen wird und Freundschaft zu Bären und Panthern pflegt, vor allem durch den Disney-Film weltberühmt und gelangte so in die Zimmer von Kindern auf der ganzen Welt.

Die 14 Jungschauspieler vom Jugendtheater der Sommerakademie haben das Stück nun unter der Anleitung von Regisseur Louis Villinger (kleines Bild) gekonnt, dynamisch, modern und ausgesprochen amüsant auf die Bühne des Stadttheaters gebracht.

Besonders bemerkenswert die Besetzung der Rollen. Tristan Behr spielt Mowgli – und war zum ersten Mal bei der Sommerakademie dabei. Seine Aufgabe meistert der junge Mann mit Bravour. Und auch der lustige und tapsige Baloo (Martin Fuhr) ist ein echter Newcomer. Die Lacher sind das ganze Stück über auf seiner Seite. Villinger, der auch das Drehbuch geschrieben hat, ist es wichtig, auch dem Nachwuchs eine Chance zu geben. „Es sollen nicht immer dieselben im Fokus stehen“, sagt er. „Und die beiden haben wirklich eine beachtliche Leistung gezeigt.“

Heuer eher in der zweiten Reihe tritt Judith Huis auf, die im vergangenen Sommer die Hauptrolle in Michael Endes „Momo“ übernommen hatte – und doch sieht man ihrem Spiel als Wolf und als Vogel deutlich an, wie sie sich weiterentwickelt hat, wie sie urkomisch die Arme zu Flügeln werden lässt und mit Sophie Günzel, ihrer Vogel-Freundin, zickig-schnippisch streitet, weil jeweils die eine der anderen nachplappert.

Herausragend und sehr präsent auch die Darbietung von Eike Wunderlich, der den bösen Tiger Sheere Khan spielt, der Mowgli finden und töten möchte, bevor das „Menschenjunge“ groß wird und mit Feuer umzugehen lernt. Das nämlich fürchtet der ansonsten so furchteinflößende Tiger, der zu den Klängen von „Eye of the tiger“ von Survivor wie ein Boxer kurz vor dem Kampf auf die Bühne einmarschiert und die Muskeln spielen lässt.

Musikalisch hat sich Villinger für moderne Songs rund um das Dschungel-Motiv entschieden. Eine gute Wahl, denn das macht das Stück peppig, mitreißend gar. Passend dazu sind die Jungschauspieler als Tänzer gefragt. Gleich zu Beginn vollführen sie eine tolle Choreographie, später sind vor allem die Affen (Nadine Bosch, Vincent Günzel und Kim Mares) diejenigen, die wie die Verrückten über die Bühne fegen und in Jugendsprache das jugendliche Publikum begeistern. Unbedingt erwähnenswert auch der Auftritt von Amilia Hoffmann, die brillant die Schlage Kaa spielt – reduziert nur auf den Arm, mit dem sie Mowgli und Baloo hypnotisieren und fressen will – zum Glück greift Bagheera ein, gespielt von Sophie Stolte, die heuer bei der Sat.1-Sendung „The Voice Kids“ teilgenommen hat.

Eine mehr als beachtliche Leistung der Truppe, in so kurzer Zeit ein so ausdrucksstarkes Stück auf die Bühne zu bringen. Dass ausreichend Motivation vorhanden ist, beweist allein die Tatsache, dass die Jugendlichen zwei Wochen ihrer Sommerferien „opferten“, um im „Glutofen Stadttheater“ den ganzen Tag über zu proben.