"Boomtown" ein Kuhdorf?

18.08.2009 | Stand 03.12.2020, 4:43 Uhr

Zu "Eine wahre Odyssee zum Kino" (DK vom 11. August):

Ja, wer in Ingolstadt mit dem Bus fährt, der kann was erleben! Geld scheint bei Groß- oder Prestigeprojekten nie eine Rolle zu spielen. Die "Boomtown"-Macher feiern sich gerne, doch der Busbenutzer steht nicht selten, manchmal sprichwörtlich, im Regen. Was wären mögliche Wege aus der Misere?

Wir verfügen über zwei Bahnhöfe, einer davon ein Eisenbahnknotenpunkt. Ideale Voraussetzungen für eine Art Stadtbahn unter Einbindung von Wonnemar/Saturn-Arena und dem größten Arbeitgeber, Audi. Doch Audi zieht nicht so recht, hört man. Ein Eisenbahnhalt könnte möglichen Erweiterungen im Wege stehen. Und der Ingolstädter Stadtrat würde niemals auch nur ein Stirnrunzeln bei einem Audi-Vorstand riskieren, ergo bleibt die Chance für einen Quantensprung ungenutzt.

Auch der Kinobesucher würde davon profitieren. Mit der Stadtbahn in wenigen Minuten z. B. von Reichertshofen oder Gaimersheim zu Audi. Von dort mit einem Pendelbus zum Klinikum oder zum Westpark, dem Kino. Die größten Verkehrsbewegungen in Ingolstadt spielen sich fraglos vom Süden nach Nordwesten ab. Aber Audi mauert, wird behauptet. . .

Und so zuckelt der Werks- oder Museumsbesucher, der Mitarbeiter oder der Neuwagenabholer mit der guten alten INVG im Schritttempo durch die Innenstadt, bekommt eine – wohl selten gewünschte – Stadtbesichtigung spendiert. Steigt am Busbahnhof womöglich noch um oder fährt dem eigentlichen Fahrziel entgegengesetzt erst mal nach Osten um die Altstadt rum. So der gebetsmühlenhaft vorgetragene, kaum von jemandem verstandene Wunsch der FW.

Seit geraumer Zeit verfügen wir über die Glacis-Brücke. Warum wird diese nicht für eine schnelle Busanbindung zu Audi, Klinikum und Westpark genutzt? Fehlt den INVG-Planern Zeit oder Fantasie für die Projektierung, oder passt ein moderner, schneller Nahverkehr nicht in das Bild einer Autostadt? Vierspurig zum Parkplatz des neuen Stadions, im gemächlichen Trab zu den wichtigsten Anlaufstellen des Busbenutzers: "Boomtown" oder Kuhdorf?

Gerhard Kurz

Ingolstadt