Ist
Boom, Boom, Boom

14.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:04 Uhr

Ist das nicht wunderbar? Alles um uns herum boomt. Der Landkreis boomt, der Naturpark auch, Ingolstadt eh - die ganze Region ist eine einzige Boomtown. Nur Eichstätt boomt nicht ganz so giga - vor allem seit uns der Sparstrumpf übergestülpt wurde.

Aber halt: Auch auf meinem Hoheitsgebiet vermag ich mit scharfem Blicke noch blühende Landschaften zu erkennen - in einem ebenso bescheidenen wie stolzen Ortsteil, liebevoll Wasserzell genannt.

Das einstige Dorf hat - wie der Name schon suggeriert - ein Problem: Eingezwängt zwischen vollkommen überflüssigen Hochwasser- und Wasserschutzgebieten tut man sich etwas schwer damit, räumlich zu expandieren. Und das, obwohl alles nach Wasserzell drängt. Der Ort am Rande der Stadt hat schließlich einiges zu bieten: einen thailändischen Essens-Lieferservice, ein beheizbares Kirchlein, eine Praxis für Podologie (ist sicher was Akademisches), einen Bummelzugzustieg und mindestens sechs Kaugummi- und einen Zigarettenautomaten. Nicht zu vergessen: den Herschawirt - die Wiege der Eichstätter Top-Gastronomie.

Siehe da: Es rührt sich was in Wasserzell. Jüngst erst wurden dort vier (!) Einfamilienhäuschen auf einen Schlag gebaut - so viele wie in den vergangenen 50 Jahren nicht. Und es geht weiter! Nach dem Motto "Platz ist in der kleinsten Hütte" wird nun Nachverdichtung par excellence betrieben. Wenn's schon auf den grünen Wiesen außenrum nicht klappt, werden halt die Flächen im Ortskern genutzt.

Ich musste mir dreimal die Augen reiben, als ich neulich von den regen Bautätigkeiten in meinem Lieblings-Ortsteil lesen durfte: dort fünf neue Häuser, da eine Wohnanlage und so weiter und so fort. Erstaunlich, was alles noch so zwischen Bahnhofstraße und Hauptstraße passt... Sogar eine Tiefgarage soll da hinkommen. So etwas kannte man bisher ja nur aus der Stadt.

Wurscht. Ich jedenfalls verfolge die Entwicklung in Wasserzell mit größtem Wohlwollen und denke ernsthaft über einen Zweitwohnsitz dort nach - dörflicher Charakter mit städtischem Flair. Und die große weite Welt ist auch ganz nah - nämlich wenn der vorbeirauschende Altmühl-Express die Bewohner bereits in der Früh um fünfe mit einem fröhlichen Hupen begrüßt.

In Summe spricht also alles für Wasserzell als "den" megahippen Wohnort. Ich bin gespannt, welche Promis außer mir sich noch dort niederlassen werden. Nicht umsonst heißt es jetzt schon voller Ehrfurcht und Bewunderung: Wasserzell - das neue Landershofen, Pardon, Grünwald von Eichstätt!

Pfüat Gott, Ihr

Schlossleutnant

Lorenz Krach