Wolfsburg
Bonuszahlungen fallen wohl weg

VW rechnet mit Verkaufseinbruch Audi verlängert Werksferien nicht

27.11.2015 | Stand 02.12.2020, 20:29 Uhr

Wolfsburg / Ingolstadt (DK) Der Abgas-Skandal bei Volkswagen kommt nun auch bei den Mitarbeitern an. Der VW-Betriebsrat machte der Belegschaft wenig Hoffnung auf die sonst gewohnten Bonuszahlungen. Unterdessen hat Audi mitgeteilt, im Gegensatz zur Wolfsburger Konzernmutter die diesjährigen Werksferien nicht ausdehnen zu wollen.

Für den mächtigen Betriebsratsvorsitzenden Bernd Osterloh (kl. Foto) sind die falschen Angaben zum Spritverbrauch die größte Gefahr für die Verkäufe der Marke VW. „Das Thema CO2 hat eine Vertrauenskrise ausgelöst“, sagte er am Freitag. Es gebe eine Kaufzurückhaltung. Mit den erwarteten Rückgängen bei den Verkäufen hänge auch die Entscheidung zusammen, die Mitarbeiter des Wolfsburger Werks länger in den Urlaub zu schicken als üblich. „Wir wollen die Lager nicht zu voll fahren“, sagte Bernd Osterloh.

Audi will die Werksferien indes nicht verlängern. „Wir behalten bei Audi die gewohnte Fahrweise über den Jahreswechsel aufgrund der guten Auftragslage und der entsprechenden Werkauslastung bei“, erklärte ein Unternehmenssprecher am Freitag. Die Produktion ruhe demnach vom 21. Dezember bis 10. Januar.

Doch gerade bei der Kernmarke VW stottert der Motor. Bereits im Oktober hatte VW mehr als fünf Prozent weniger Autos ausgeliefert als ein Jahr zuvor. In der Regel vergehen allerdings zwischen Bestellung und Auslieferung mehrere Wochen und Monate. Soll heißen: Das dicke Ende könnte noch auf das Unternehmen zukommen.

Die rund 120 000 Mitarbeiter im Haustarifvertrag von VW müssen als Folge wohl auch auf eine üppige Bonuszahlung verzichten. „Zehn Prozent von null ist null“, rechnete Bernd Osterloh vor. Normalerweise werden im Frühjahr zehn Prozent des operativen Gewinns der Pkw-Kernmarke auf die Beschäftigten im Haustarif aufgeteilt. Osterloh erwartet im Gegenzug vom Vorstand, dass auch dessen Mitglieder bei ihren Bonuszahlungen zurückstecken. Das Management habe eine moralische Verpflichtung. Für die Tarifverhandlungen im kommenden Jahr kündigte er bereits Gegenwehr an, wenn der Vorstand nicht auch an den eigenen Bezügen spare.

Apropos Sparen: Dabei mache der Konzern durchaus Fortschritte, so Osterloh. Der Betriebsrat hatte dem Vorstand Ende 2014 mehrere Ordner mit Sparvorschlägen übergeben. Von diesen wolle der Vorstand Einsparungen im Wert von 1,9 Milliarden Euro angehen. Aber in den Ordnern stecke Potenzial für Einsparungen deutlich über fünf Milliarden Euro. Bei der weiteren Aufarbeitung der Affäre sieht Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) inzwischen Fortschritte. „Ich habe den Eindruck, dass auch dem Management selbst alles daran gelegen ist, den Fall schnell aufzuklären“, sagte er der „Passauer Neuen Presse“. „Wir haben den Konzern zudem aufgefordert, ein Kundeninformationszentrum zu schaffen.“

Unterdessen sind Audi und Porsche um Harmonie bemüht. Die Nutzung von Audi-Motoren hat schließlich auch die Stuttgarter Sportwagenschmiede mit in die Affäre gezogen. „Von Zwist unter Konzerntöchtern kann keine Rede sein“, wie Porsche am Freitag in Stuttgart mitteilte. Zuletzt hatte der Konzern eingestehen müssen, dass etwa 13 000 mit einem Audi-Diesel-Motor ausgestattete Porsche Cayenne eine in den USA unerlaubte Software an Bord haben. Man sei in engem Kontakt mit Audi, um die Vorwürfe aufzuarbeiten und Lösungsansätze anzugehen, so der Sprecher. Foto: Steffen/dpa