Berlin
Bombardier gerät noch mehr unter Druck

Experten: Zugallianz von Siemens und Alstom erschwert Restrukturierung des kanadischen Bahnherstellers

01.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:25 Uhr

Berlin/München (DK) Die geplante Fusion der Zugsparte von Siemens mit der des französischen Alstom-Konzerns hat aus Sicht der Gewerkschaft IG Metall Auswirkungen für den Konkurrenten Bombardier. "Durch den Zusammenschluss nimmt der Druck auf Bombardier zu.

Ich sehe das mit einer gewissen Sorge", sagte Olivier Höbel, Leiter des IG-Metall-Bezirks Berlin-Brandenburg-Sachsen, der "Welt am Sonntag". "Allerdings war der Druck schon vorher groß."

Ronald Pörner, Professor an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin, äußerte sich ähnlich: "Zwar geht Siemens gestärkt aus der Fusion heraus, aber weil Bombardier auf dem deutschen Markt stark vertreten ist, kann man sich durchaus Sorgen um den Bahnstandort Deutschland machen." Die Restrukturierung Bombardiers und die damit verbundene Rettung von Jobs werde dadurch weiter erschwert.

Bombardier hat der "Welt am Sonntag" zufolge in Deutschland mit 8500 Beschäftigten und acht Standorten wesentlich größere Kapazitäten als Siemens. Die Werke seien aber nicht ausgelastet, seit fünf Jahren schreibe die Bahnsparte des kanadischen Konzerns Verluste. Hierzulande sollen im Zug-Bereich in den nächsten Jahren bis zu 2200 Jobs wegfallen.

Auch nach Ansicht der Bahnexpertin Maria Leenen ist das Zusammengehen der beiden Konkurrenten "äußerst bitter" für den Bombardier-Konzern. "Er wird der große Verlierer dieser Fusion sein", sagte die Chefin des Beratungsunternehmens SCI der Zeitung. Mit der Fusion ihrer Zugsparten reagieren Siemens und Alstom auf den Wettbewerbsdruck, der nach dem Zusammenschluss der beiden größten chinesischen Zughersteller zum Branchengiganten CRRC massiv gewachsen war. Der Konzern kam zuletzt mit rund 187 000 Beschäftigten auf gut 30 Milliarden Euro Umsatz.

Die Zugallianz von Siemens und Alstom würde mit rund 62 000 Beschäftigten auf einen Umsatz von insgesamt 15,3 Milliarden Euro kommen. Bis zum Jahr 2023 sollen die Erlöse auf mehr als 20 Milliarden Euro anwachsen.