Ingolstadt/München (DK) Die letzten hochklassigen Tischtennis-Veranstaltungen in München sind lange her. 1980 fand in der Landeshauptstadt mal ein Europe-Top-12-Turnier statt, 1991 und 1992 machte der European Nations Cup dort Station, und in der Saison 2003/04 wurde in Gräfelfing auch mal Bundesliga-Tischtennis gespielt. Aber seitdem? Fehlanzeige. Rekordmeister Borussia Düsseldorf mit Aushängeschild Timo Boll will diese Ruhe jetzt durchbrechen.
Dazu hat der deutsche Rekordmeister aus dem Rheinland, mit 71 Titeln im Tischtennis unangefochten, sein Erstliga-Heimspiel gegen den aktuell stärksten Widersacher in der Liga, TTF Ochsenhausen, nach München verlegt. Dahinter steckt ein ambitioniertes Vorhaben, denn am 23. Februar (18 Uhr) will man den Audi-Dome füllen. Rund 7000 Zuschauern passen in die Halle, in der sonst die Basketballer des FC Bayern ihre Spiele austragen. Wird sie voll, wäre das ein neuer Rekord für die Sportart. "Wir als Marktführer denken, dass wir auch Botschafter unseres Sports sind", sagt Borussias Manager Andreas Preuß. Die bisherige Bestmarke halten die Düsseldorfer schon. In Hamburg haben sie mal vor 5492 Zuschauern gegen Fulda-Maberzell gespielt.
Borussias Topspieler Boll, seit 21 Jahren Profi und im vergangenen Jahr zum dritten Mal Weltranglisten-Erster, ist mit 18 Titeln auch noch Rekord-Europameister. Im konkreten Fall kommt ihm im Vorfeld des Rekordversuches somit fast zwangsläufig auch die Rolle des Werbeträgers zu. Die nimmt der 37-Jährige gewissenhaft an. "Die Partie gegen Ochsenhausen ist die Wiederholung des Finales aus dem Vorjahr, aktuell sicher das Topspiel in der Bundesliga und ein echter Leckerbissen", sagt er. In der Aufzählung seiner Argumente für den Besuch der Partie legt Boll erst danach mit einem Lächeln einen Hinweis nach, der ungleich mehr Tischtennisfans in die Halle locken dürfte. "Es kann das letzte Mal sein, dass ich in München zu sehen sein werde. " Viele Gelegenheiten, den Ausnahmespieler der vergangenen Jahre in Bayern zu erleben, wird es wohl tatsächlich nicht mehr geben.
In sportlicher Hinsicht hat die Begegnung - beide Teams waren im Vorjahr im Übrigen auch im Champions-League-Halbfinale aufeinander getroffen - einiges zu bieten. Die Liga ist spannend, aktuell liegt Düsseldorf als Zweiter mit einem minimal schlechteren Spielverhältnis direkt hinter Spitzenreiter Ochsenhausen. Der Kampf um die beste Ausgangsposition vor den Play-offs hat längst begonnen. Und mit dem portugiesischen Weltranglisten-Sechsten Hugo Calderano und dem Koreaner Woojin Jang (11) bieten die Tischtennis-Freunde aus Oberschwaben definitiv Spieler auf, die auch Boll gefährlich werden können.
Neben ihrem Topspieler setzt die Borussia auf den Schweden Kristian Karlsson (13) und den Inder Sharath Kamal Achanta (30). "Es wird das Duell der jungen wilden Ochsen gegen uns alte Löwen", scherzt Boll. In der Hinrunde hatten die inzwischen zum Pokalsieger gekürten Ochsenhausener beim 3:1 noch das bessere Ende für sich. Damals fehlte Boll allerdings.
Im Rahmenprogramm des Bundesliga-Events wird DSDS-Gewinnerin Marie Wegener ebenso auftreten wie der Pianist Jojo Wendt, selbst aktiver Tischtennisspieler. Der Erlös des Abends soll an das Hilfswerk KiO gehen, die Kinderhilfe Organtransplantation, für die auch Boll engagiert ist. "Man sieht am 23. Februar also nicht nur Spitzensport, man tut auch noch etwas Gutes", sagt der 37-Jährige deshalb zum Abschluss. Karten gibt es unter: www. tt-in-muenchen. reservix. de
Norbert Roth
