Sandizell
Bogenschießen, Ritter und Lagerleben

Tausende Besucher beim Mittelalterfest auf Schloss Sandizell / Bis Sonntag viel Programm

08.06.2012 | Stand 03.12.2020, 1:24 Uhr |

 

Sandizell (SZ) Auf Schloss Sandizell ist das Mittelalter zurückgekehrt. Tausende Besucher waren schon an den ersten Tagen auf dem Fest unterwegs. Bis Sonntag gibt es rund ums Wasserschloss noch Bogenschießen, Ritterkämpfe und Lagerleben zu sehen.

Wie Pilze sind die Stände des Mittelaltermarktes rund um Schloss Sandizell aus dem Boden geschossen. Es ist, als kämen sie aus einer anderen Welt, aus längst vergangenen Zeiten, die Händler mit ihren Schwertern, Lederwaren und bodenlangen Kleidern. Und die Vergangenheit scheint hoch im Kurs zu stehen, denn rund ums Schloss drängen sich die Menschen, der Strom an Besuchern will gar nicht mehr abreißen.

Zwei kleine Ritter kämpfen auf der Wiese mit ihren Holzschwertern, während ihre Eltern mal eben ein echtes Mittelaltersteak in der Semmel verdrücken. Hinter ihnen trabt ein Kamel vorbei mit einem Kind aufgeschnallt, von dem keiner so ganz genau zu sagen vermag, was es jetzt mit Mittelalter zu tun hat. Genauso wenig wie von Jack Sparrow, der mit seinen langen schwarzen Zöpfen durch die Menge turnt und hier und da für einen Scherz sorgt.

Doch auch, wenn nicht alles ganz mittelalterlich erscheint, passt das Gesamtbild. Gerade bei den Lagern, die rund ums Schloss aufgebaut sind. Ubo’s Soeldner steht auf einer Holztafel vor einem davon. Schwere Holtische stehen unter einem großen, weißen Segel aus Tuch, um das sie ihre traditionellen Zelte aufgeschlagen haben. Die Männer und Frauen sind bester Laune, einige spielen Kubb – ein Spiel aus dem 13. Jahrhundert – andere singen zur Gitarrenmusik, wieder andere nähen Gewänder. Über dem Feuer köchelt das Essen und der Met schwappt in die Becher. Ihre Gewänder sind traditionell, wie man es sich vorstellt. Die Kleider der Frauen knöchellang und die Männer tragen Leinen und Bart.

Ein paar Meter weiter gibt es mittelalterliche Musik zu hören. Das Wetter passt, die Bänke im Innenhof des Schlosses sind bis zum letzten Platz gefüllt. Dazu gibt es nicht ganz so traditionelles, dafür erfrischendes Radler und zu essen, was das Ritterherz begehrt. Die Essensdüfte ziehen in verlockenden Wolken über den Wassergraben hinweg und es gibt kaum einen Besucher, den sie nicht wie von magischer Hand zu den Ständen mit den süßen und herzhaften Köstlichkeiten gelockt hätten.

Auch – oder vielleicht vor allem – die Kinder sind begeistert. Kettenhemden heben, Schwerter streicheln, Steine weit werfen, Bogenschießen – das Spektakel ist perfekt. Dazu noch die vielen Feuer, über denen etwas brutzelt, oder im großen Topf kocht, wie bei Asterix der Zaubertrank. Und wenn dann die Ritter wirklich loslegen und ihre Schilde in die Hand nehmen, klirren die Schwerter.

Bei Ubo’s Soeldnern im Lager geht es immer noch gemütlich zu. Es regnet etwas, daher haben sich nun alle unter dem großen Segel versammelt. Um die Tische herum erzählen sie sich Geschichten – bis jemand kommt und ihre Hilfe in Anspruch nimmt, weil ihm beispielsweise von einem anderen Lager die Frau entführt worden ist. Das geht aber nur mit der richtigen Bezahlung, Met sind sie nicht abgeneigt.

Der Himmel wird dunkel um das Schloss herum, doch jenseits des Wassergrabens brennen Feuer, da wird gesungen und gefeiert. Wer dachte, dass das Mittelalter eine kalt und grausam war, der wird hier auf die schönen Seiten der Zeit gestoßen und viele waren sicher nicht zum letzten Mal auf dem Fest, das ja glücklicherweise noch bis Sonntag geht.

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