Ingolstadt
Blutspende gegen Toilettenpapier

Großes Interesse an BRK-Aktion - bei der es auch ein besonderes Geschenk für die Spender gab

25.03.2020 | Stand 02.12.2020, 11:40 Uhr
Einer von 45 Erstspendern: Thorsten Stark, Leiter der Ingolstädter Lokalredaktion des DK, spendete am Mittwoch beim BRK Blut. Insgesamt kamen trotz Corona 170 Spender zum BRK-Haus. Sie mussten lange vor dem Gebäude warten, bis sie an der Reihe waren. −Foto: Eberl

Ingolstadt - Das Bayerische Rote Kreuz (BRK) hatte mit Genehmigung am Mittwoch zur Blutspende ins Haus des Kreisverbandes eingeladen, schließlich werden auch in Zeiten von Corona Bluttransfusionen benötigt - und 170 Leute folgten dem Aufruf.

 

Darunter befanden sich 45 Erstspender, unter anderem ein DK-Redakteur.

Dass dies kein gewöhnlicher Blutspendetermin ist, sieht man schon von Weitem. Kurz vor Beginn der Aktion um 15 Uhr warten die ersten Spendewilligen vor dem Innenhof des BRK. Normalerweise steht dort niemand. Wer spenden will, geht sonst einfach durch den Haupteingang hinein. Und dass die Menschen mit einem Abstand von jeweils gut zwei Metern zueinander verteilt stehen, hätte einen noch vor einem Monat irritiert. Inzwischen ist es wegen der Ausbreitung des Coronavirus zur Normalität geworden.

Im Innenhof verteilt ein BRK-Mitarbeiter Nummern. Immer ein Schwung von gut zehn Personen darf gleichzeitig nach oben, wo das eigentliche Prozedere rund um die Blutspende abläuft. Doch bevor sie dorthin dürfen, müssen die potenziellen Spender sich vor dem Eingang in eine Schlange einreihen, Klebebandstreifen am Boden zeigen den vorgeschriebenen Abstand an. Ein Mitarbeiter des Blutspendedienstes misst die Körpertemperatur - wer Fieber hat, muss hier gleich wieder kehrtmachen. Das dient einerseits der Sicherheit vor dem Coronavirus, andererseits dürfen Menschen mit Fieber grundsätzlich kein Blut spenden.

Während sich die erste Schlange formiert, bauen ehrenamtliche Helfer des BRK ein Zelt auf, das sie erst am späten Abend wieder abbauen werden, wenn die letzten Spender gegangen sind. Es ist windig und kalt, die Wartenden sollen hier ihre Zeit verbringen können, bis sie an der Reihe sind. Schon früh ist klar: Das Interesse an dem Blutspendetermin ist groß. Als nach kurzer Zeit Zettel Nummer 49 verteilt ist, wird dem Empfänger mitgeteilt, dass er wohl mit einer Stunde Wartezeit rechnen muss, bis er an der Reihe ist. Trotzdem ist kein Murren zu hören. Wer hierher gekommen ist, will helfen - und dass das wegen Corona mit mehr Aufwand als sonst verbunden ist, ist jedem bewusst.

 

Es geht voran, und auf einmal ist der Mann mit dem Körpertemperaturmessgerät die einzig verbliebene Barriere auf dem Weg ins Gebäudeinnere. Er setzt den Stab an. 36,4 Grad Celsius. Kein Fieber, also auf in den ersten Stock.

Dort hat sich schon die nächste Schlange gebildet. Es geht um die Registrierung. Wer Blut spenden will, muss auch einiges an Bürokratie abarbeiten. Der Blutspendedienst fragt nach Vorerkrankungen, Allergien und sonstigen Auffälligkeiten.

Im nächsten Raum kann man die acht Liegen, auf denen später das Blut abgezapft wird, zumindest schon einmal sehen. Allerdings gilt es auch noch weitere Stationen zu überwinden - und zu warten.

Edmund Chmeliczek, Gebietsreferent des Blutspendedienstes, misst den Hämoglobinwert des Blutes. Ist dieser unter einem Wert von 13,5, ist hier Schluss. Aber es kann zum Glück weitergehen: 14,1 zeigt das Messgerät an. Chmeliczek ermittelt auch die Blutgruppe: A positiv. "Wie bei 35 Prozent der Bevölkerung", erklärt er und mahnt gerade deswegen sein Gegenüber zu regelmäßigem Spenden. "Das wird oft gebraucht. " Alle 56 Tage dürfe man spenden.

 

Letzte Hürde vor der Blutspende ist Ärztin Birgit Wahl. Sie erkundigt sich nach möglichen Aufenthalten in Risikogebieten oder Kontakt zu Corona-Infizierten, misst den Blutdruck und noch einmal die Körpertemperatur. Außerdem will sie wissen, ob man heute auch die erforderlichen zwei Liter getrunken und ausreichend gegessen hat. "Viel Kohlenhydrate, viel trinken", erklärt sie beschwörend. Das sei elementar. "Blut spenden ist so anstrengend wie ein Zehn-Kilometer-Lauf. " Immerhin müsse der Körper damit zurechtkommen, dass ihm innerhalb von zehn Minuten 500 Milliliter Blut entnommen werden.

Mit diesen Worten im Ohr geht es auf die nächste freie Liege. Bevor die Ärztin des Blutspendedienstes einen Zugang zur Vene legt, erkundigt auch sie sich nach den Mahlzeiten und der Trinkmenge des Tages. Ob es wirklich so klug ist, erneut zu verschweigen, dass es um die Mittagszeit herum zeitlich nicht zu viel mehr als zwei Croissants und einem Apfelmüsliriegel sowie anderthalb Litern Wasser und Café gereicht hat? Zu Beginn jedenfalls läuft es ganz gut, der Blutbeutel füllt sich allmählich,

"Wir haben keinen Notstand", erzählt die Ärztin währenddessen. "Die Reserven sind gut gefüllt. " Deswegen sei das große Interesse an diesem Termin auch nicht nur positiv zu bewerten. "Das ist wie nach einem Flugzeugabsturz: Da wollen die Leute alle Blut spenden. " Einige seien heute sogar im Wissen gekommen, dass sie erkältet sind - weil sie sich verpflichtet gefühlt hätten zu spenden. Doch man brauche auch in einer Woche oder einem Monat frische Blutspenden. Und wer jetzt spende, falle dann eben aus.

Irgendwann ist der Blutbeutel voll - und der Schwindel kommt. Die Strafe für den Leichtsinn. Eine Ärztin naht. "Sie haben doch keine zwei Liter getrunken! ", schimpft sie. Ertappt. Sie stellt die Kopfleiste komplett in die Waagrechte, eine andere Ärztin bringt ein Getränk und Traubenzucker. Nach wenigen Minuten geht es wieder. Zum Glück.

Mit der festen Absicht, vor der zweiten Blutspende wirklich genug zu essen und zu trinken, geht es Richtung Ausgang. Davor warten aber noch coronabedingt ein Lunchpaket (sonst gibt es immer eine Brotzeit im BRK-Gebäude) sowie ein besonderes Geschenk: eine Packung Toilettenpapier.

DK