Hilpoltstein
Blues mit Botschaft und Bibel

Verspäteter Höhepunkt: Nina Hagen holt in der Kulturfabrik Roth ihren Auftritt für die Bluestage nach

30.04.2012 | Stand 03.12.2020, 1:32 Uhr

Ein bisschen schrill und ziemlich gut: Nina Hagen hat (auch) den Blues im Blut und auf dem Kasten - Foto: Tschapka

Hilpoltstein (tis) Nun ist er doch noch gekommen, der Höhepunkt der 21. Rother Bluestage in Form der „Godmother of Punk“, Nina Hagen. Ein gefährlich entzündeter Katzenbiss hatte ja vor vier Wochen den ursprünglichen Termin verhindert. Jetzt ist sie aber wieder fit: „Der liebe Gott, Jesus, mein Arzt und jede Menge Antibiotika haben mich geheilt“, so eine gut gelaunte Nina Hagen in der fast ausverkauften Kulturfabrik.

Nina Hagen hat nicht nur jede Menge überraschende Musik mitgebracht, sondern auch ihr ausgeprägtes Sendungsbewusstsein, wenngleich es nicht immer leichtfällt, den Botschaften zu folgen. Gleich zu Beginn lässt sie Besucher aus einem Hut Bibelsprüche ziehen und vorlesen, da zeichnet sich schon ab, wohin die moderatorische Reise geht. Aber wie auch immer: Nina Hagen, dick geschminkt wie eh und je, kommt sympathisch rüber.

Das gilt auch für die Musik, die sich in keine Schublade stecken lässt. Von lustigen Kinderliedern, bei denen sie selbst zur Gitarre greift, über Stücke mit deutlichen Countrycharakter, unvermeidliche Ausflüge in den Punk bis hin zu – ja, echtem und gut gespieltem Blues. „Nur weil ich immer so lustige Vogelnester auf dem Kopf trage, bin ich trotzdem manchmal traurig und spiele dann den Blues“, sagt Nina Hagen, die laut eigenen Angaben in Mexiko nur als „The Blueswoman“ bekannt ist. Auch der Gitarrist, der bei vielen Stücken chronisch unterfordert ist, läuft bei den Bluesstücken zu Höchstform auf.

Interessante Interpretationen von Standards der Musikgeschichte dürfen bei Nina Hagen nicht fehlen, sei es „My Way“ von Frank Sinatra oder „Personal Jesus“ von Depeche Mode. Womit sie wieder bei ihrem Lieblingsthema Jesus ist, zu dem sie „eine ganz enge Beziehung“ hat. Das sei ihr gegönnt, nur etwas weniger Missionierung würde auch reichen.

Nachdem man als Zuhörer am Anfang noch etwas verwirrt ist, was denn der Abend mit Nina Hagen bringen möge, so hat man spätestens nach der Hälfte des Konzerts so viel Durchblick, um Gefallen an der gar nicht mal so schrillen Show zu finden. Am Ende gibt es dann noch einen unglaublich unter die Haut gehenden Blues zu hören, und um zehn Uhr sind sie dann endgültig vorbei, die 21. Rother Bluestage, die mit Nina Hagen in der Tat einen zwar verspäteten, aber überaus würdigen Headliner hatten.