Meilenbach
Blühpaten zur Bienenrettung gesucht

Bayerischer Bauernverbund will Bürger in der Region bei der Rettung der Artenvielfalt einbinden

25.03.2019 | Stand 02.12.2020, 14:21 Uhr
Die kernigen Inhalte der Blühmischungen halten BBV-Kreisobmann Thomas Schmidt, Gerhard und Simon Waldmüller vom Holunderhof sowie Landwirt Robert Schaller (von links) schon in den Händen - nun braucht es noch die Blühpaten. −Foto: Leykamm

Meilenbach (lkm) Das Volksbegehren "Rettet die Bienen" hat es gezeigt: Die Bewahrung der Artenvielfalt ist den Menschen in Bayern ein echtes Anliegen.

Diesem können sie nun durch eine Beteiligung bei einer Aktion des Bayerischen Bauernverbandes (BBV) im Landkreis Ausdruck verleihen. Denn die Organisation sucht derzeit so genannte Paten für Blühflächen, welche die Landwirte gegen einen kleinen Obolus auf ihren Äckern für jene Sponsoren anlegen.

Seitens der Berufsvertreter des Agrarwesens hätten bereits 15 Betriebe ihre Bereitschaft signalisiert, hier mitzuwirken, zeigt sich BBV-Kreisobmann Thomas Schmidt bei einem Pressegespräch am Hof von Gerhard Waldmüller in Meilenbach bei Hilpoltstein zufrieden. Damit stehen diesen Blühpatenschaften rein rechnerisch 85000 Quadratmeter als Potenzial zur Verfügung.

Der Gastgeber des Treffens alleine steuert hiervon bereits 20000 bei. Je weitere 3000 stellt Schmidt selbst bei Kraftsbuch bereit, ebenso viele sind es bei Robert Schaller aus Kleinschwarzenlohe. "Jetzt sind die Bürger gefragt", sagt der Kreisobmann. Sein Berufskollege aus dem Raum Wendelstein hat schon mal vorgelegt. "Es haben sich schon einige gemeldet, die die Aktion gut finden und unterstützen wollen", so Schaller, der für sie auch schon in einer Facebook-Gruppe die Werbetrommel gerührt hat.

Die ersten seiner zweiseitigen Verträge sind schon unter Dach und Fach, der Landtagsabgeordnete Volker Bauer zählt zu seinen ersten Blühpaten. Ein solcher zu werden, ist nicht besonders schwer: "Man kann zur BBV-Geschäftsstelle oder direkt zu den beteiligten Betrieben Kontakt aufnehmen", sagt Schmidt. Auf der Verbandsseite findet sich zudem eine Karte, welche die Flächen zeigt, die noch für eine Blühpatenschaft zur Verfügung stehen. Einfach aussuchen, beim Bauern der eigenen Wahl den Vertrag unterschreiben - fertig.

Ist dies geschehen, kann der Landwirt mit dem Säen loslegen. Die ausgehändigte Urkunde weist unter anderem die Fläche und die auf ihr gesäte Blühmischung aus. 50 Euro für je 100 Quadratmeter kostet die einjährige Patenschaft - keine automatische Verlängerung, keine Pferdefüße im Kleingedruckten. "Ein fairer Preis", so Gerhard Waldmüller, im Gegenwert von "einem Abendessen zu zweit". Es werde sich wohl auch nicht so schnell ein Gärtner finden, der für das Geld eine solch große Wiese anlegt.

Für die Beteiligten an der Aktion aber gelte: "Kleiner Beitrag - große Wirkung. " Interessenten sollten sich aber bald melden, empfiehlt der Kreisobmann. "Gerade ist schönstes Bodenbearbeitungswetter" - und damit eine Aussaat recht viel versprechend. Je später sie geschehe, desto geringer die Blütenpracht. Zudem wollten die Landwirte ja auch die Chance haben, die Fläche landwirtschaftlich etwa für den Getreideanbau zu nutzen, falls sich keine Interessenten meldeten.

Anfang Mai steht die im Jahreslauf letzte Feldfrucht zum Ansäen in den Startlöchern - der Mais. Das heißt: Bis spätestens Mitte April sollten die Blühpatenschaften unter Dach und Fach sein. Die Landwirte hoffen natürlich, dass viele bei der Aktion mitmachen. Flächendeckend im Kreis: "Von Kleinschwarzenlohe bis Kraftsbuch und von Hagsbronn bis Hagenbuch", formuliert es Schmidt.

Gute Chancen für rege Beteiligung rechnen sich Gerhard Waldmüller und Sohn Simon aus. Denn der Familienbetrieb ist als Holunderhof bekannt, der auch direkt verkauft. "Da ergeben sich immer gute Gespräche", so die Betreiber. Wenig Aufhebens machen sie allerdings über ihr bisheriges Engagement. Letztes Jahr etwa haben sie freiwillig Kartoffelanbauflächen mit Blühflächen umrandet. Da seien fast 10000 Quadratmeter zusammengekommen.

Eigentlich mehr als greeningfähig, doch hat man auf jene EU-Förderung verzichtet, da sie nicht im Verhältnis zum Aufwand der Dokumentation und Antragsstellung stehe. "Es gibt viele Berufskollegen, die es genauso machen", bekräftigt Schmidt, obwohl sie die Greening-Vorgaben dabei oft übertreffen. Auch beim Kulturland-schaftsprogramm sind die Landwirte in großer Zahl mit von der Partie. "Aber das hängt niemand an die große Glocke. " Reich werde hiervon keiner, denn das Fördergeld könne nur als Entschädigung dafür verstanden werden, dass auf diesen Feldern dann eben keine im wahrsten Sinn des Wortes ertragreichen Feldfrüchte angebaut werden können.

Das Anlegen von Blühflächen sei so oder so kein leicht verdientes Geld, wie ab und an behauptet werde, so Gerhard Waldmüller. Als Pächter musste er letztes Jahr etwa zusehen, wie sein Raps auf einem Feld verdarb, auf dem er zwei Jahre eifrig geblüht hatte. Auch einem Schädlingspilz ging es dabei gut, der nun auch die Rapswurzeln befiel. An Risiken mangelt es ebenso wenig wie an Kosten. Auch Artenvielfalt gibt es eben nicht zum Nulltarif.

Genauso wenig wie die Blühmischungen für die Aktion, die vom Landhandel bezogen werden. In ihnen finden sich Sonnenblume, Koreander, Phacelia oder Kornblumen als Samen wieder. Auch Kleesorten, Klatschmohn, Schafgarbe und Wildrettich sind mit von der Partie. Verschiedene Blühzeitpunkte sorgen dafür, dass sich das Aussehen der Flächen übers Jahr des Öfteren verändert und für die Blühpaten ein Spaziergang immer neue Blütenpracht offenbart.

Nun hofft man seitens des Bauernverbandes, dass möglichst viele Nichtlandwirte mitmachen. Das Potenzial läge ja bei 18 Prozent der Bevölkerung, spielt Schmidt auf das Ergebnis des Volksbegehrens an. Wenn jeder 100. Unterzeichner Wendelsteins bei Schaller auch einen Vertrag unterschreibe, seien dessen zur Verfügung gestellten und gut sichtbaren 3000 Quadratmeter voll, rechnete der Kreisobmann vor.

Auch der BBV selbst habe sich bisher schon mit Aktionen wie den "blühenden Rahmen" für die Artenvielfalt engagiert und vor einem halben Jahrzehnt bereits den "European Bee Award" gewonnen. Trotzdem gehe es dem BBV in erster Linie um die Sache, wie Schmidt betont. So sei es natürlich genauso in Ordnung, wenn die Landwirte über eine eigene Website, Ebay, Gemeindeblatt oder den Aushang im Kindergarten für Blühflächenpatenschaften werben.