Rohrbach
Blühende Satire

Die Mehlprimeln gastieren mit ihrem neuen Programm "Kurz vorm Gebiss" in der Rohrbacher Kulturwerkhalle

19.02.2013 | Stand 03.12.2020, 0:29 Uhr

Die Mehlprimeln Reiner und Dietmar Panitz boten in der Rohrbacher Kulturwerkhalle kabarettistische Höchstleistungen. - Foto: Raths

Rohrbach (PK) Der erste Lacher geht auf Kosten der Zuschauer. Vor sieben Jahren seien sie letztmals in der Kulturwerkhalle gewesen, stellen Reiner und Dietmar Panitz von den Mehlprimeln zu Beginn ihres Auftritts fest. Und fügen dann provozierend hinzu: „Das Rohrbacher Publikum ist mit uns gealtert.“

Sodann aber geht es geschmeidig zum Thema und Titel des musikalischen Wortabends der beiden Brüder: „Kurz vorm Gebiss“, heißt das Programm, das in der Folge wahrhaft bissig und mit kräftigen Spitzen über das Publikum hereinbricht.

Gitarre, Harfe, Hackbrett und Klarinette spielt das Duo meisterhaft, und von alpenländisch anmutenden Klängen bis hin zum Flamenco gibt es einiges zu hören für das Publikum. Es muss größte Aufmerksamkeit aufbringen, um alle Pointen zu erhaschen. Etwa wenn es um die Senioren geht, von denen die Brüder aus dem schwäbischen Kaisheim in getragenen Worten dichtend behaupten: „Sie wollen Jahr für Jahr, ja wenn’s geht noch als Leichen, das goldene Sportabzeichen erreichen.“ Und weiter: „Alt ist ein Mensch, der sich jederzeit fit hält, und jung ist ein Mensch, der mit Alten nicht mithält.“ Der Jugendwahn werde ein Ende nehmen, warnt das Duo, mit Viagra in Überraschungseiern und „Schönheitsoperatören“, die sich auf das Eingravieren zusätzlicher Falten spezialisieren.

Es ist ein wahrer Wortschwall, der sich aus den Mündern der Panitz-Brüdern ergießt, wobei im Publikum kaum ein Auge trocken bleibt. Obszönitäten sind inbegriffen – manchmal schockierend, aber doch zutreffend stellen sie die Wirklichkeit dar. Da geht es um die 82-Jährige, die sich tapfer einem Handtaschenräuber widersetzt und ihn schließlich selbst durch die Stadt zerrt. Oder um Klimawandel und Umweltzerstörung, wobei nach der Überflutung Preußen nach Bayern geschwemmt wird und in Eichstätt das neue St. Pauli entsteht, was selbst Immobilienhaie nicht überleben.

Das Tiefgründige, das Kritische lässt das Duo bei allem Spaß nie außer Acht. Kleinere Texthänger nimmt man da gerne in Kauf, werden sie doch ebenso kunstvoll wie charmant in die Inszenierung eingebaut.

Der Auftritt in Rohrbach ist Kleinkunst in Reinform von einem Brüderpaar, das auch im 41. Jahr auf der Bühne keinen Deut an Aktualität und satirischer Draufschlagkraft eingebüßt hat. Kein Wunder, dass nach mehreren Zugaben der Beifall kein Ende nehmen wollte.