Beilngries
Blühacker in Beilngries: Es kreucht und fleucht

Der Bund Naturschutz hat im Beilngrieser Westen einen 4000 Quadratmeter großen Blühacker angelegt

05.07.2018 | Stand 02.12.2020, 16:08 Uhr
Was gibt es hier alles zu sehen? Hubert Stockmeier (rechts) und René Gomringer begutachten den Blühacker . −Foto: F. Rieger

Beilngries (rgf) Mit einem 4000 Quadratmeter großen Blühacker am Rande der Beilngrieser Sandsiedlung wollen die hiesigen Naturschützer unzähligen Lebewesen eine Heimat bieten. "Da ist Leben drin", stellt Hubert Stockmeier, Vorsitzender der Ortsgruppe im Bund Naturschutz, zufrieden fest. Federführende Leitung über das Projekt hat René Gomringer.

Hier eine Hummel, da ein Schmetterling. Es geht geschäftig zu auf dem 4000 Quadratmeter großen Acker, der sich im Beilngrieser Westen an der Fortführung der Sandstraße befindet. Ein wahres Paradies für die Pflanzen- und Tierwelt ist dort entstanden. "Entscheidend sind nicht die schönen, bunten Blüten. Wichtig ist, dass sich Insekten tummeln", sagt Stockmeier. Und dennoch ist das Areal auch sehr schön anzusehen und sicher schon vielen Beilngrieser Radfahrern und Fußgängern aufgefallen.

Im vergangenen Jahr hatte sich die Besitzerin des Ackers an die hiesigen Naturschützer gewandt. Sie benötige die Fläche momentan nicht mehr und ihr sei es außerordentlich wichtig, dass dort etwas geschehe, was es in und um Beilngries inzwischen viel zu selten gebe: kein Bauvorhaben und auch keine Nutzung mit Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, sondern eine ökologische Bewirtschaftung. Damit rannte sie bei den Naturschützern offene Türen ein. Seit Jahren stellt Stockmeier beim Jahresbilanzgespräch mit unserer Zeitung ernüchtert fest, dass in den Städten allgemein viel zu wenig Blüten und somit auch kaum Lebensräume für Insekten zu finden seien. Beilngries mache da leider keine Ausnahme.

Mit diesem Projekt könne man nun aber einen wichtigen Beitrag leisten, so die Überzeugung der Naturschützer. Die Fläche wurde gepachtet, Anfang des Jahres wurden die Planungen vorangetrieben, im April wurde mit Hilfe eines Biberbacher Biolandwirts angesät - und seit Mai sind die ersten Blüten zu sehen. Gemeinsam mit dem Wildlebensraumberater Dominik Fehringer vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Pfaffenhofen suchte man eine für den Standort passende Saatzusammensetzung aus, die Wahl fiel auf eine Jura-Mischung. 40 Prozent sind Ackerwildkräuter, 60 Prozent sind Kulturpflanzen. Am deutlichsten zu sehen sind momentan die Sonnenblumen, flankiert werden sie von unzähligen weiteren Pflanzenarten. Mit dem heißen, trockenen Wetter sind die Gewächse ganz gut zurecht gekommen, so Gomringers und Stockmeiers Einschätzung. Das Areal wird komplett sich selbst überlassen - auch im Spätherbst, wenn die letzte Pflanze verblüht ist. Das sei wichtig, schließlich gebe es Insekten, die in übrig bleibenden Pflanzenstängeln überwintern. Und im Frühjahr beginnt der Blütenreigen dann von Neuem. "Entscheidend ist, dass der Charakter eines Ackers gewahrt bleibt", erklärt Gomringer. Nach fünf Jahren müsse dazu die Fläche einmal komplett abgeräumt werden.

Das Ziel ist klar: Möglichst viele Tiere sollen auf dem doch recht großen Areal Nahrung und Lebensraum finden. Da es in der Nähe auch Honigbienen gibt, unter anderem beim Beilngrieser Gymnasium, sei der Standort gut gewählt. Noch viel wichtiger seien solche Flächen aber für die Wildbienen, so Stockmeier, da diese im Gegensatz zu den Bienenvölkern von Privatleuten nicht auf Hege und Pflege vertrauen könnten.

Die Bürger dürfen das Areal natürlich gerne ansehen und bewundern. Als Hundetoilette solle es aber nicht missbraucht werden, so die Bitte der Naturschützer. Und auch hineinmarschieren und vielleicht sogar schöne Blumen abreißen ist nicht erwünscht.

Absolut gewollt ist derweil, dass sich die Menschen über die Thematik Gedanken machen und gegebenenfalls auch daheim etwas Entsprechendes umsetzen. Grundsätzlich sei in Gesprächen mit den Mitmenschen schon zu spüren, dass es wieder ein stärkeres Bewusstsein für die Bedeutung der Natur gibt, so Stockmeiers Beobachtung, die Hoffnung macht.