Altmannstein
"Bloß nicht die Geduld verlieren"

Georg Forster aus Altmannstein baut filigrane Krippen aus allem, was so übrig bleibt

20.09.2016 | Stand 02.12.2020, 19:17 Uhr

Foto: Isabel Ammer

Altmannstein (DK) Die Tiere und das Licht kauft er, alles andere ist selbst gemacht: aus so manchem, was man sonst wegwirft - und aus vielen kreativen Ideen. Georg Forster baut Krippen, unter einem Dachfenster in Altmannstein. Drei Stück im Jahr.

Da steht ein winziges Klohäuschen in der hügeligen Landschaft. Gerade mal so groß wie Georg Forsters Hand. Die Beschläge und Scharniere macht er aus dem Metall alter Kleiderbügel, das er breit schlägt. In die Türe des winzigen Häuschens hat er ein Herzchen geschnitten - und drinnen gibt es einen Klodeckel und sogar Papier hängt an der Wand. Georg Forsters Krippen gehen ins Detail, und auch, wer sie schon eingehend betrachtet hat, kann immer wieder etwas Neues entdecken.

Die erste Krippe hat Georg Forster für seine Frau gebaut. Mit Schindeln, wie es sie im Allgäu gibt. Denn die beiden lieben das Allgäu. "Es ist nicht die Aufwendigste und nicht die Schönste, aber für mich hat diese erste Krippe eine ganz besondere Bedeutung", verrät Irmgard Forster - und fügt mit einem Augenzwinkern hinzu: "Ich hab' erst gedacht, die ist gar nicht von ihm."

Doch es ist tatsächlich ihr Mann, der sich an seine Werkbank unter dem Dachfenster im Obergeschoss des Hauses setzt und mit einer Engelsgeduld winzige Werkzeuge fertigt und Reifen beschlägt. Am allerliebsten macht er das, wenn der Regen auf sein Fenster prasselt. Bei Sonnenschein trifft man die Forsters häufig im Freibad - aber wenn das Bad so wie jetzt geschlossen hat, widmet er sich ganz den Krippen.

An einem Leiterwagen habe er 14 Tage lang gebaut, wie Forster erzählt. "Am meisten Spaß macht mir das Zubehör, das ist so eine grausame Fieselei." Er lacht. Seine Frau schüttelt nur den Kopf. "Ich hätte die Geduld nicht", sagt sie. Die aufwendigste Krippe, die er je gebaut hat, war eine Mühle im Miniaturformat. Mit einem Wasserrad, das sich dreht, versteht sich. Das Dach deckte Georg Forster mit fingernagelgroßen Biberschwänzen. 3400 Stück. Alle handgefertigt. "Du darfst bloß nicht die Geduld verlieren, sonst geht es nicht." Seit 13 Jahren baut der gelernte Bierbrauer Krippen. Drei Stück im Jahr.

Früher wohnten er, seine Frau und die beiden Töchter im Sandersdorfer Schloss, in einem Nebengebäude, weil Georg Forster dort gelernt hatte. Doch ein steifer Arm machte ihm das Bierbrauen schließlich unmöglich und er bekam eine Arbeit am Köschinger Krankenhaus, an der Pforte und in der Notaufnahme. Inzwischen ist er im Ruhestand, doch einige seiner Krippen sind mit den Ärzten aus dem Krankenhaus, die sie gekauft haben, weit herumgekommen. Eine davon steht zum Beispiel auf Kreta, erzählt Georg Forster.

Manchmal baut er einen Schlitten, den er in die Krippe stellt, oder einen Holzwagen. Ein anderes Mal steht ein Brunnen im Hof oder eine Hundehütte. Auch einen Schäferwagen hat Georg Forster gebaut, wie stets im Miniaturformat. Hinter dem winzigen Türchen gibt es Bänke und sogar einen Ofen zu entdecken. Fast wünscht man sich, einsteigen zu können, einzutauchen in diese fantastische Welt. Doch das können nur Maria und Josef.

"Mir tut's schon leid, wenn wir eine hergeben", gesteht Irmgard Forster, doch schließlich kann sie nicht alle Krippen lagern. Und ihr Mann braucht Platz, um die nächste zu bauen. Auch am Altmannsteiner Adventsmarkt war der Krippenbauer im vergangenen Jahr mit dabei und zeigte seine Kunst - und auch in diesem Jahr will Forster dort einen Stand haben.

Zu Hause stellt Irmgard Forster ihre eigene Krippe schon früh im Jahr auf. Sobald der Advent beginnt. Erst einmal mit den Wirtschaftsgeräten, dann kommen die Könige dazu und schließlich auch die Heilige Familie. Stehen bleibt sie bis Lichtmess. Es ist stets die allererste Krippe ihres Mannes. Nur im vergangenen Jahr war am Adventsmarkt eine Krippe übrig geblieben, erinnert sie sich. Gerade die, die ihr besonders gut gefallen habe. Da stellte sie diese Krippe für die eigene Familie auf und dekorierte sie, als Abwechslung gewissermaßen. "Und am Tag nach dem Wintermarkt ruft einer an und will sie kaufen." Da habe sich Georg Forster an seine Werkbank gesetzt - und bis Weihnachten fertigte er seiner Irmgard die Krippe noch einmal an.

Zumindest ähnlich, denn alle Krippen, die Forster baut, sind ganz individuell. An seiner Werkbank ist er umgeben von Zangen, Bohrern, Feilen, aber auch von einer beeindruckenden Sammlung an Eisstilen, Schaschlikspießen, Zahnstochern, verschiedensten Steinen und Hölzern. Den Boden seiner Krippen beispielsweise macht er aus getrocknetem Kaffeepulver, das er ein wenig mit zerriebenen Ziegeln vermischt. Dazu kommt Moos.

Von einer Silvesterrakete hat Georg Forster den Stiel aufgehoben. Ein exaktes Vierkantholz. "Das nehm' ich mit heim zum Kripperlbauen", ist einer seiner Lieblingssätze. Er sägt ein Stück von dem langen Holzstab ab, bohrt neun winzige Löcher hinein. "Das meiste brauch' ich nicht mehr messen." Aus Zahnstocherspitzen fertigt er die Zinken des Rechens. Der Stiel wird ein Schaschlikspieß. Eine perfekte Miniaturausgabe, die später an einer Stallwand lehnen wird.