Hilpoltstein
BLLV prognostiziert beispielloses Schulsterben

Dreigliedriges System vernichtet laut Studie die Hälfte aller Mittelschulen

08.12.2011 | Stand 03.12.2020, 2:04 Uhr

Landrat Herbert Eckstein, Gerhard Gronauer und Ben Schwarz diskutieren die BLLV-Studie - Foto: kx

Hilpoltstein (HK) Für Aufsehen sorgt gegenwärtig ein Gutachten des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnen-Verbandes (BLLV). Danach droht im ländlichen Raum und damit auch im Landkreis Roth ein beispielloses Schulsterben im Mittelschulbereich. BLLV-Bezirksvorsitzender Gerhard Gronauer überreichte die Studie an Landrat Herbert Eckstein sowie Georgensgmünds Bürgermeister Ben Schwarz.

Bei der Übergabe waren sich alle darüber einig, dass die Schule einen wichtigen Standortfaktor für die Ansiedlung junger Familien darstellt. Für Ben Schwarz und Herbert Eckstein ist es daher wichtig, dass alles getan wird, um die wohnortnahe Schule im ländlichen Bereich zu erhalten. „Die BLLV-Studie ist sicherlich ein wichtiges Datenmaterial, um zukünftige Entwicklungen zu erkennen und daraus Konsequenzen zu ziehen“, so beide Kommunalpolitiker.

Gronauer erklärte, dass nach der Studie seines Verbandes bis zum Jahr 2020 die Hälfte der gegenwärtig zwölf Mittelschulen im Landkreis verschwinden wird, wenn man beim dreigliedrigen Schulsystem bleibe. Bis zum Jahr 2030 könne sogar an acht Schulen keine Klasse mehr gebildet werden. Namentlich nannte er die Mittelschulen Büchenbach, Heideck, Thalmässing, Abenberg, Spalt und Rednitzhembach.

Gründe für diese alarmierende Entwicklung sei der demografische Wandel und das Schulwahlverhalten. „In unserer Studie wird erschreckend schnell klar, dass die Schullandschaft erheblich ausdünnen wird, wenn das Kultusministerium keine Alternativen zulässt. Die Folge ist eine zentralisierte Schulstruktur mit nur noch vier Schulstandorten im Landkreis“, fasst Gronauer das Ergebnis der Untersuchung zusammen.

In drei Szenarien hat der Lehrerverband auf Grund des Datenmaterials dargelegt, welche Entwicklungen die Schullandschaft in den nächsten 20 Jahren nehmen wird. In der ersten Prognose geht der BLLV von der gegenwärtigen Schulstruktur aus.

In den Szenarien 2 und 3 werden Schülerentwicklungen errechnet, die sich ergeben, wenn das zweigliedrige BLLV-Modell der regionalen Schulentwicklung bzw. die Gemeinschaftsschule realisiert werden würde. Dabei weist die Studie nach, dass alle gegenwärtigen Schulstandorte erhalten werden könnten, wenn Schüler alternative Schulmodelle besuchen dürften und nicht nach der vierten Klasse auf verschiedene Schularten verteilt werden müssten.

Für Gronauer ist es ohnehin unverständlich, dass alle über 100 Anträge von Kommunen auf ein regionales Schulkonzept vor knapp drei Jahren abgelehnt wurden. Er appelliert an das Kultusministerium, endlich ideologische Barrieren zu überwinden: „Landkreise, Städte und Gemeinden brauchen Lösungen, um die Problematik zu überwinden und möglichst viele Schulstandorte mittelfristig zu sichern und attraktive Schulangebote wohnortnah anbieten zu können.“ Es sei deshalb an der Zeit, dass das Ministerium die von den einzelnen Schulen und Kommunen ausgearbeiteten Konzepte wenigstens als Modellversuch zulässt. „Alle anderen Bundesländer machen uns bereits vor, wie dieser Prozess gelingen kann. Wir müssen aufpassen, dass wir schulpolitisch nicht abgehängt werden.“