Blindes Vertrauen auch ohne Worte

26.06.2008 | Stand 03.12.2020, 5:48 Uhr

Die Nase aufmerksam am Boden befolgt "Wheezy" die unsichtbaren Befehle von Daniela Wagner-Winter, die als ein hervorragendes Nachwuchstalent in der deutschen Westernreitszene gilt. - Foto: Zurek

Münchsmünster (PK) Mit ihrer besten Freundin "Wheezy" verbringt Daniela Wagner-Winter mehrere Stunden am Tag, sie verstehen sich ohne Worte und vertrauen einander blind. Gemeinsam gehören das Quarter Horse und die Teenagerin zur Elite der Westernreiter in Europa.

Bereits im Alter von zehn Jahren wurde die junge Münchsmünsterin zur Bayrischen Meisterin in der Disziplin "Trail" und nahm zum ersten Mal an einer Quarter-Horse Europameisterschaft teil. Mit elf errang sie den Titel des Vize-Europameisters und im vergangenen Jahr Silber in der Disziplin "Pleasure Open" – wobei sie sich in der Konkurrenz auch gegen erwachsene Reiter durchzusetzen hatte. Kein Wunder also, dass die Schülerin zu den großen Hoffnungen im Westernreiten zählt und heuer sogar an der Sichtung für das deutsche Nationalkader hätte teilnehmen können. Aber "die Schule geht vor", so das strenge Urteil der Mama.

Hat die Dreizehnjährige noch ein anderes Hobby als das Westernreiten? "Kein einziges", kommt die Antwort der Teenagerin wie aus der Pistole geschossen. Und so sitzt sie auch während des Gesprächs da, wo sie sich am sichersten fühlt: im Sattel. Regelrecht verwachsen scheint sie mit ihrem vierbeinigen Partner, man spürt: Hier herrscht eine tiefe Verbundenheit. "Wheezy", eigentlich "Many Hot Assets" und ein Quarter Horse mit besten Papieren, hat Daniela über den Verlust ihres ersten Turnierpferdes hinweg getröstet. Der Wallach "Blacky" war einem Virus zum Opfer gefallen.

Ihr erstes eigenes Pony hatte sie schon mit drei Jahren, in einem Alter, in dem ihre Kindergartenfreunde auf Bobbycars und Dreirädern unterwegs waren. Ihre Mama, selber passionierte Westernreiterin, gab ihr Unterricht. "Irgendwann war ich mit meinem Latein dann am Ende", schmunzelt die Mutter, die bald qualifizierte Ausbilder heran ziehen musste, um dem sportlichen Ehrgeiz der Tochter gerecht werden zu können.

Training in Michigan

Dazu gehört auch Harald Betz aus Dachau, bei dem Daniela derzeit einmal wöchentlich die Finessen des Trailing (eine Geschicklichkeitsdisziplin) vertieft. Gerade hat sie drei Wochen in Michigan hinter sich, wo sie ganztags von Garry Gleason "gecoacht" wurde. Der bekannte Trainer, der auch Wheezy ihr Können beigebracht hat, bereitet derzeit ein dreijähriges Rassepferd für den Einsatz mit der deutschen Elitereiterin vor. Ende des Jahres wird sie das neue Quarter Horse nach Deutschland transportieren können.

Bis dahin trainiert sie täglich mehrere Stunden auf dem eigenen Reitplatz in Münchsmünster. "Leider geht das aber nur bei schönem Wetter", erklärt das zurückhaltend wirkende Mädel, das lieber die Mama reden lässt, mit enttäuschtem Unterton. Man habe bereits mehrfach Anträge zum Bau einer Halle gestellt, diese sei aber nicht genehmigt worden, wohl weil die Behörden einen regulären Reitbetrieb mit allen damit verbundenen Unannehmlichkeiten fürchteten, so Manuela Wagner zur Erklärung. Dabei brauche ihre Tochter die Halle lediglich für sich allein, um sich auch bei Regen auf die schwierigen Turniere vorbereiten zu können.

Auch für die Eltern dreht sich alles um Danielas Hobby. Während Vater Albert für die Baumaßnahmen an Stallungen, Hof und Reitplatz zuständig ist, näht die Mutter die exklusive Turnierkleidung inklusive der obligatorischen Chaps (Beinschutz) selber. Und übernimmt die unangenehmeren Pflichten der Pferdepflege wie zum Beispiel das Ausmisten.

Und die nächsten Ziele? Im August steht die Europameisterschaft in Kreuth an und im Oktober will Daniela bei der Deutschen Meisterschaft in Aachen an den Start. Beste Voraussetzungen für einen Sieg bringt sie auch diesmal mit.