Pfaffenhofen
Blasmusik für Anspruchsvolle

Klassik trifft Moderne: Trompeten und Posaunen von Munich Tetra Brass verzaubern das Publikum

26.07.2020 | Stand 23.09.2023, 13:08 Uhr
Glänzendes Blech, glänzende Musiker: Luca Chiche (von links), Stephan Gerblinger, Jakob Grimm und Thomas Rath. −Foto: Steininger

Pfaffenhofen - Ein hochkarätiges Ensemble hat am Freitag im Innenhof des Landratsamts gastiert: Mit Munich Tetra Brass erlebte das Publikum konzertante Blasmusik auf höchstem Niveau. Ein Quartett aus zwei Trompeten und zwei Posaunen präsentierte Werke aus dem Barock ebenso wie moderne Kompositionen mit Affinität zum Jazz.

Die exklusiv für Munich Tetra Brass komponierte "Feierabendfanfare" von Lukas Maier bot einen festlichen Auftakt, der sich furios in höchste Höhen aufschwingt und dann abrupt endet. Ein Titel mit Signalwirkung, da ahnte das Publikum bereits, dass von diesem Programm einiges zu erwarten war. Und es wurde nicht enttäuscht.

Munich Tetra Bass wurde im Januar 2018 an der Hochschule für Musik und Theater in München gegründet. Kurz danach erfolgte die Aufnahme in die Stiftung "Live Music Now" von Yehudi Menuhin, Dirigent und einer der bedeutendsten Violinvirtuosen des 20. Jahrhunderts. Im Sommersemester 2019 kooperierte das Quartett mit der Filmkompositionsklasse von Professor Gerd Baumann.

Vier junge Männer stellten sich dem Publikum: Luca Chiche und Thomas Rath mit der Trompete, Jakob Grimm an der Posaune und Stephan Gerblinger mit Posaune und Baritonhorn. Bei diesem anspruchsvollen Programm war es außerordentlich hilfreich, dass Grimm die einzelnen Titel launig anmoderierte und mit interessanten Informationen versah. Wie bei dem Italienischen Konzert von Johann Sebastian Bach: Das hatte der Komponist als "Concerto nach italienischem Gusto" bezeichnet. Bach hatte es für ein zweimanualiges Cembalo komponiert, die Transkription der vier Blechbläser aber machte deutlich, dass geniale Musik mit allen Instrumenten funktioniert. Besonders im Dritten Satz, dem "Presto", von dem der Bach-Interpret Glenn Gould behauptet hatte, es sei "das schnellste, was jemals für Klavier geschrieben wurde". Mit dem Tempo hatte das Bläserquartett dann auch einige Mühe, trotzdem war die Leistung virtuos, man konnte sich förmlich die fliegenden Finger auf einer Cembalo-Tastatur vorstellen.

Daraufhin benötigten die Trompeter scheinbar eine Pause, denn mit "Distances" folgte seitens der zwei Posaunisten ein musikalisches Kontrastprogramm experimentellen Zuschnitts, denn die Notation verzeichnete neben etlichen schrägen Tönen auch einige tonlose Luftstöße. Ebenfalls eine moderne Komposition war "Serendipity", geschrieben von Jazz-Trompeter David Heiß. Ein Titel, dessen Dissonanzen, schräge Akkorde, schnelle Staccati und abrupte Pausen den Zuhörern einiges abverlangte. Das "Malen per Musik" hatte der Dirigent und Komponist Jan Koetsier gepflegt, in seiner fünf Sätze umfassenden "Petit Suite" bekam das Publikum Gelegenheit, sich vor dem inneren Auge zu jedem Satz ein Bild zu malen.

Nach der Pause dann Filmmusik aus der Feder von Jean-Michel Defaye. "Quartitto" hätte gut zu Charlie Chaplin gepasst, ins elisabethanische Zeitalter führte die Suite von John Dowland, einem Lautisten, der auch Instrumentalstücke komponierte und wie im vierten Satz den König von Dänemark musikalisch porträtierte. Aber wie so oft kam das für viele Konzertbesucher wohl Schönste erst am Schluss: Wilhelm Ramsoes "Quartett No. 1" gehört zum Kernrepertoire von Blechbläser-Quartetten, erklärte Jakob Grimm. Der erste Satz wird bestimmt von zwei Tempi, nämlich "Adagio" (langsam) und "Allegro" (lebhaft), der zweite Satz beschrieben mit "Andante Sostenuto", was soviel bedeutet wie "mit ruhigen Schritten". Der dritte Satz "Allegretto Scherzando" soll fröhlich und scherzhaft erklingen, der vierte Satz "Vivave con molto Fuoco" dagegen lebhaft, mit Feuer. All dem kam das Bläserquartett bestens nach, für diesen Titel hatte Stephan Gerblinger die Posaune gegen ein Baritonhorn getauscht, und das Quartett musizierte wie schon das ganze Programm hindurch mit Spielfreude, Präzision, exaktem Timing und höchster Virtuosität.

Es gab Bravo-Rufe mitten im rauschenden Applaus - und am Ende erklatschte sich das Publikum damit zwei Zugaben, denen die vier Musiker natürlich auch sehr gerne nachkamen. Ein Konzert der Spitzenklasse mit einem jungen Blechbläserquartett, das seinen Weg machen wird.

PK

Hans Steininger