Barthlemesaurach
"Bläid gloffn": Karl-Gustav Hirschmann mit neuem Dialektbuch

20.11.2018 | Stand 02.12.2020, 15:12 Uhr

Barthlemesaurach (ub) Die nichtfränkischen Leser werden sich schwer tun beim Lesen, doch dieses Risiko ist Karl-Gustav Hirschmann (Foto: Unterburger) bewusst eingegangen.

Sein neues Werk, komplett in fränkischer Mundart geschrieben, nennt er "Bläid gloffn! ", was ja so viel wie "Dumm gelaufen! " bedeutet. Nichts ist dumm gelaufen in Karl-Gustav Hirschmanns neuem Werk, ganz im Gegenteil. Der Autor und Grundschullehrer aus Barthelmesaurach knüpft mit "Bläid gloffn! " nahtlos an seine drei erfolgreichen Vorgänger-Mundartbücher an.

Kunterbunt sind die Beiträge, die Karl-Gustav Hirschmann für sein neues Mundartbuch zusammengestellt hat: mal kauzig, mal schräg, meist zum Schmunzeln reizend, doch immer aus dem prallen Leben gegriffen. "Ich lasse mich oft durch Zeitungsartikel inspirieren, in denen seltsame oder originelle Vorfälle geschildert werden", erzählte der Autor in einem Gespräch mit unserer Zeitung, "es reizt mich, aus skurrilen Meldungen eigene Gschichdla und Gedichdla zu machen. "

Bereits auf der Coverseite der Buches zeigt Hirschmann, dass er eine Schwäche für schrägen Humor hat. Abgebildet ist ein Kinderkarussell mit Holzpferd und Kamel. Das Holzpferd fragt das Kamel: "Wäi gäihdsn allerwall? ", worauf das Kamel antwortet: "Iich hobb mi dodool verloffn! " Und auf der Buchrückseite lacht der Autor aus einer echten Ritterrüstung entgegen.

"Suu is is Leem! Manchmool läffds hald bläid und nou is bläid gloffn! " lautet das Motto des neuen Mundartbuchs. Doch der Autor tröstet den Leser, dem Ähnliches widerfahren ist und widerfährt: "Wenns saubläid läffd vo Zeid zu Zeid, nou gibb ned aaf, du kummsd nu weid. Saubläid läffds aa fiär andre Leid - amool suu is hald unser Leem - und manchmool gäihd hald wos daneem! "

Das Leben ist bisweilen voller Missgeschicke und Kuriositäten. Hirschmann schöpft aus dem Vollen, wenn er über die dümmsten Einbrecher erzählt, die im Knast landen. Oder wenn mitfühlend über zwei Hunde berichtet, die im Flugzeug verwechselt werden. Oder wenn er über Helga und Klaus berichtet, die ihren 25-jährigen Hochzeitstag beim Nobelitaliener feiern und es zu nicht vorhersehbaren Komplikationen kommt. Hirschmann, selbst ein Lehrer, erzählt auf satirische Weise, welche Hektik bei vielen Lehrern entsteht, wenn sie alle vier Jahre zur dienstlichen Beurteilung visitiert werden und sich sozusagen einem "Lehrer-DÜV" unterziehen müssen.

Jeder Franke kennt das Wort "bellfern", was ja soviel wie granteln, schimpfen, maulen, nörgeln oder meckern bedeutet. Spannend wird es, wenn man das Verb "bellfern" dekliniert. Der Autor führt es vor: "Ich bellfer, du bellfersd, er, sie, es bellferd, wir bellfern, ihr bellferd, sie bellfern. " Solche "Gschichdla" reizen zum Lachen und zeigen, wie originell die fränkische Mundart sein kann.

Witzig das Gedicht vom "Brombachsee-Idyll", in dem der Autor erzählt, wie ein Familienausflug nach Ramsberg im Chaos endet, weil der Sohnemann vor lauter Schrecken, dass das Schiff sinken könnte, den Tisch umstößt und eine Sauerei verursacht: "Und Ramsberg kummd - däs Schiff leechd ooh / wall mer ned ewich Schiff-foahrn koo / suu rumbbln alle houch und gänga / dänna ihrn eichner Dreeg verdränga / und schleing si leis di Drebbn nou / di Buddsfraa kummd und flouchd dazou. " Bläid gloffn!

Mit seinem vierten Mundartbuch ist Hirschmann ein unterhaltsames, äußerst humorvolles Buch gelungen, in dem man gerne schmökert und das eindrucksvoll verdeutlicht, dass man im Dialekt Dinge schärfer und prägnanter formulieren kann als im Hochdeutschen.

(Karl-Gustav Hirschmann: "Bläid gloffn! " Fränggische Gschichdla und Gedichdla. Eigenverlag, 2018, 109 Seiten, 9,50 Euro, erhältlich direkt beim Autor unter (09178) 90897 und per Mail gustagi@t-online. de.