Bitumen-Gegner schließen Klage nicht aus

14.05.2007 | Stand 03.12.2020, 6:45 Uhr

Riedenburg (DK) Die Gegner der in Riedenburg geplanten Bituminierungs-Anlage sind enttäuscht, weil das Landratsamt keine schärferen Auflagen verfügt hat. "Der Kampf gegen das Projekt ist noch lange nicht vorbei", so Christl Limberger, die Sprecherin der Gegner. Eine Klage sei nicht ausgeschlossen.

Limberger machte gestern im Gespräch mit dem DO?NAUKURIER allen Gegnern des Vorhabens Mut: "Noch läuft die Bituminierung in der Pappenfabrik nicht." Die Widersacher des Werks hätten sich in einem festen Kreis von etwa 20 Leuten organisiert. "Wir werden weiter Info s sammeln und versuchen, Verbesserungen für den Schutz der Riedenburger Bürger herauszuholen", kündigte Limberger an.

Die Genehmigung durch das Kelheimer Landratsamt habe bei den Projekt-Gegnern keineswegs Resignation ausgelöst. "Wir finden uns mit dem Beschluss des Landratsamtes nicht ab", kündigte Limberger an. Natürlich behalte man sich auch weiter vor, den Weg einer Klage zu beschreiten.

Zwar ist der schriftliche Bescheid der Kelheimer Genehmigungsbehörde noch nicht ergangen, doch in einem Gespräch zwischen Landrat Hubert Faltermeier (Freie Wähler), Pappenfabrik-Geschäftsführer Bernhard Weigert und Limberger wurden bereits Grundzüge der Genehmigungs-Auflagen deutlich. Nach Limbergers Auskunft habe das Landratsamt keine eigene thermische Nachverbrennung für die bei der Bituminierung der Wellpappe frei werdenden Benzol-Dämpfe, die möglicherweise Krebs erregend sind, vorgeschrieben. Die Nachverbrennung der Bitumen-Ausdünstungen könne in einer vorhandenen alten Heizanlage erfolgen, bei der nur die Temperatur ständig überwacht werde. Die von den Gegnern geforderte, permanente olfaktorische Messung der abgegebenen Schadstoffe soll nur bei Inbetriebnahme und dann erst wieder nach drei Jahren gemacht werden, heißt es.

Limberger äußerte erneut massive Zweifel, ob beim Verzicht auf den Bau der Anlage zur Bituminierung von Wellpappe tatsächlich 40 Arbeitsplätze bedroht sind. Derzeit werde in Riedenburg ein Viertel der in Deutschland produzierten Flachpappe für Ordnersysteme hergestellt. Das Geschäft laufe gut, habe sie erfahren. Der Kampf gegen die Bituminierung gefährde nicht zwangsläufig die Jobs in der Flachpappen-Produktion.

Einen Teilerfolg habe man immerhin bei der vom Landratsamt geforderten Generalsanierung der maroden Fabrik erzielt, betonte Limberger. Die Erneuerung der Anlage müsse innerhalb eines vorgegebenen Zeitrahmens in Angriff genommen werden und könne nicht hinausgezögert werden.

Bernhard Weigert, der Geschäftsführer der Pappenfabrik, war gestern für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Die Vermarktung bituminierter Wellpappe erfolgt nur in Bau- und Heimwerkermärkten. "Fachbetriebe verwenden dieses Material grundsätzlich nicht", erklärt Mario Kunzendorf, der Obermeister der für die Oberpfalz und den Kreis Kelheim zuständigen Dachdecker-Innung. Der Einsatzbereich von Bitumen-Wellpappen sei "äußerst begrenzt", betont er auf Anfrage . Im Grunde eigne sich das Produkt nur zum Abdecken von Holzstößen.

Geringe Lebensdauer

"Es herrscht kaum Nachfrage nach bituminierter Wellpappe", so Kunzendorf weiter. Deshalb habe die Dachdecker-Innung dieses Material schon seit Jahren ausgelistet. Er bezifferte die Lebensdauer dieses Produktes auf maximal zehn Jahre. Dächer, die mit Bitumen-Wellpappe gedeckt sind, seien nicht begehbar, trügen nur minimale Schneelasten und seien in Sachen Brandschutz äußerst fragwürdig, berichtet Kunzendorf.

Zum Decken von Wohnhäusern oder Stallungen sei Bitumen-Wellpappe auf keinen Fall zu empfehlen. Als Argumente, dieses Material zu verwenden, nennt Kunzendorf den niedrigen Preis, die leichte Verlegbarkeit – und die problemlose Entsorgung als Hausmüll.