Ingolstadt
Bittere Heimpleite

Tor- und ideenlos: Schanzer verlieren 0:1 gegen St. Pauli

21.09.2018 | Stand 02.12.2020, 15:37 Uhr
Umkämpfte Partie: St. Pauli (um Mats Möller Daehli, links) und die Schanzer (mit Tobias Schröck, rechts) lieferten sich viele Zweikämpfe. −Foto: Armin Weigel (dpa)

Ingolstadt (DK) Der FC Ingolstadt muss seine erste Heimniederlage der Saison verkraften. Die Schanzer verloren am Freitagabend am sechsten Spieltag der Zweiten Bundesliga vor 10.164 Zuschauern im Audi-Sportpark gegen den FC St. Pauli mit 0:1 (0:0). Das Tor des Tages erzielte der eingewechselte Ryo Miyaichi (82.). FCI-Akteur Konstantin Kerschbaumer sah nach 77 Minuten die Gelb-Rote Karte.

FCI-Trainer Stefan Leitl veränderte sein Team nach dem desaströsen 0:6 in Bochum auf drei Positionen. Paulo Otavio, Tobias Schröck und Darío Lezcano ersetzten Marcel Gaus, den gesperrten Lucas Galvao und Osayamen Osawe. Auf Seiten der Gäste aus Hamburg tauschte der Ex-FCI-Coach Markus Kauczinski im Vergleich zum 1:3 in Aue ebenfalls dreimal: Christopher Avevor, Daniel Buballa und Cenk Sahin waren vom Start weg dabei.
 

Die Schanzer setzten zunächst nur in kämpferischer Hinsicht Akzente. Nach acht Minuten verhinderte Frederic Ananou durch eine aufmerksame Grätsche ein Solo von St. Paulis Christopher Buchtmann. Vier Minuten später räumte Konstantin Kerschbaumer ohne Not Sahin in der Hälfte der Hamburger um (12.). Schiedsrichter Patrick Alt (Hausweiler/Rheinland-Pfalz) beließ es zunächst bei einer Ermahnung für den Österreicher. Obwohl beide Abwehrreihen keinen sicheren Eindruck vermittelten, blieben Torchancen im ersten Durchgang weitgehend aus.

Ein offensiver Lichtblick für die Schanzer war ein zumindest halbwegs gefährlicher Schuss von Thomas Pledl ans Außennetz (22.). Auf der Gegenseite wäre die erste grobe Unaufmerksamkeit der FCI-Abwehr beinahe gleichbedeutend mit der Gästeführung gewesen. Drei Schanzer schafften es nicht, Mats Möller Daehli an der rechten Eckfahne den Ball abzunehmen. Der Norweger setzte seinen Kollegen Jeremy Dudziak in Szene, dessen Schuss knapp am Gehäuse von Marco Knaller vorbeistrich (41.). So blieb es beim 0:0 zur Pause.

Der FC Ingolstadt kam zwar mit Schwung aus der Kabine, die erste Gelegenheit des zweiten Durchgangs gehörte allerdings den Gästen. Eine scharfe Flanke von Buchtmann klärte FCI-Kapitän Marvin Matip in höchster Not vor dem aufgerückten Avevor (52.). Eine kurze Drangphase der Paulianer, unter anderem mit einem abgefälschten Schuss von Marvin Knoll, blieb für das Leitl-Team ohne Folgen. Die Schanzer meldeten sich in der 59. Minute durch einen gefährlichen Kopfball von Pledl zurück.

Nach 65 Minuten wollte Leitl das Angriffsspiel forcieren und brachte Osawe für den blassen Thorsten Röcher. In der Offensive gelang den Schanzern allerdings nach wie vor wenig. Deshalb kam mit Charlison Beschop (für Pledl) eine Viertelstunde vor Abpfiff ein weiterer frischer Angreifer in die Partie, Osawe wechselte dafür auf den Flügel. Das Publikum im Audi-Sportpark wurde unruhiger. Grund war nicht nur die Trägheit des Spiels, sondern der Platzverweis für Kerschbaumer, der nach 77 Minuten mit der Gelb-Roten Karte wegen wiederholten Foulspiels zu recht des Feldes verwiesen wurde. Leitl zog daher seine letzte Wechseloption und brachte zur Stärkung der Defensive Robin Krauße für Lezcano.

Die Stimmung kippte endgültig, als der eingewechselte Ryo Miyaichi den zögerlich aus seinem Tor eilenden Knaller überwand und zur 1:0-Gästeführung einköpfte (82.). In Unterzahl kamen die Schanzer nicht mehr auf die Beine und mussten neben der ersten Heimniederlage der Saison auch noch ein gellendes Pfeiffkonzert des Publikums sowie deutliche "Wir haben die Schnauze voll"- und "Leitl raus"-Rufe einstecken. 

Auch in der Zweiten Bundesliga steht wie eine Spielklasse höher nun eine Englische Woche an. Die Schanzer treten am Dienstag bei Aufstiegsaspirant FC Köln an (18.30 Uhr). St. Pauli empfängt tags darauf zur selben Uhrzeit den SC Paderborn im Millerntor-Stadion. 
 

Mannschaftskreis ohne Leitl

Nach dem 0:1 (0:0) am Freitagabend gegen den FC St. Pauli und der verpassten Reaktion des FC Ingolstadt auf das 0:6-Debakel beim VfL Bochum am vergangenen Wochenende haben einige Schanzer Fans die Mannschaft zur Sprache gestellt. Nachdem bereits kurz nach Abpfiff der Zweitliga-Partie „Wir haben die Schnauze voll“- und „Leitl raus“-Rufe durch den Audi-Sportpark hallten, suchten die Anhänger wenig später in der Fankurve das Gespräch mit der Mannschaft.

„Es ist klar, dass die Fans enttäuscht sind“, stellte Kapitän Marvin Matip fest. „Nach sehr kritischen Worten haben sie uns gesagt, dass wenn wir kämpfen, sie uns auch weiter unterstützen“, gab der 32-Jährige den Austausch mit dem eigenen Anhang wieder.

Trainer Stefan Leitl bekam von alledem unterdessen nichts mit. Der 41-Jährige, der nicht erst seit der höchsten Niederlage der Vereinsgeschichte in Bochum in der Kritik steht, war nämlich unmittelbar nach Spielschluss in der Kabine verschwunden. Im obligatorischen Mannschaftskreis musste demnach auch Matip das Wort ergreifen.

Der Ingolstädter Kapitän wollte dies aber nicht überbewerten und nahm seinen Coach in Schutz. „Dass man nach so einer Niederlage einen Moment braucht, ist normal und steht ihm zu“, sagte Matip, der „definitiv hofft“, dass Leitl auch im Auswärtsspiel beim 1. FC Köln am kommenden Dienstag noch auf der Bank sitzt. Leitl meinte über seine „Flucht“: „Ich wollte es kurz sacken lassen.“
 
Die Spieler in der Einzelkritik.
 

Stimmen

Stefan Leitl (Trainer FCI): "Meiner Mannschaft hat man die Niederlage in Bochum zu Beginn angemerkt. Grundsätzlich haben wir es ganz ordentlich gemacht. Wir hatten mehr vom Spiel. Uns hat aber der Mut verlassen und St. Pauli hat das Zentrum gut zugemacht. Mit der Gelb-Roten Karte haben wir uns selbst geschadet. Wie wir das Gegentor kriegen, ist unglaublich."

Markus Kauzcinski (Trainer St. Pauli): "Ingolstadt hat eine Zeit lang mehr fürs Spiel gemacht. Uns hat zunächst die letzte Konsequenz gefehlt. Nach der Druckphase Ingolstadts wurden wir besser. Nach 82 Minuten kam der goldene Moment für uns."

Marvin Matip (FCI): "Das ist eine ganz, ganz bittere Niederlage. Ich glaube nicht, dass die bessere Mannschaft gewonnen hat, sondern die glücklichere. Aber so ist das bei uns momentan. Hast du die Sch*** an den hacken, hast du die Sch*** an den Hacken."

Daniel Buballa (St. Pauli): "Man hat hier heute zwei verunsicherte Mannschaften gesehen. Unser Ziel war es, den Gegner zu zermürben. Das ist uns gelungen. Und endlich haben wir mal wieder zu null gespielt."